Das Gespenst der Arbeitslosigkeit
Wie es vor 50 Jahren in Deutschland verjagt wurde
Rudolf Jordan
Ein Thema beherrscht besorgniserregend die politische Situation in Deutschland und der demokratischen Welt: die steigende Zahl arbeitsloser Menschen und ihre Rückführung an den Arbeitsplatz, auf den sie ein Recht haben. Die Statistik nennt Zahlen im Produktions- und Verteiler-Apparat, die einen wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands befürchten lassen. Nach einer »Wirtschaftswunder« genannten konjunkturellen Blütezeit, die uns 4.8 Millionen ausländischer Gastarbeiter nach Deutschland hereinholen ließ, erhebt sich bei fast 2 Millionen deutscher Menschen der Ruf, ja der Schrei nach Arbeit. Er wirkt wie das Echo von Ereignissen, die vor einem halben Jahrhundert Deutschland und Europa, ja die Welt erschütterten, als am Rande des deutschen Niederganges das »Hitler ante portas« erscholl.
Die sorgenvollen Gedanken der Betroffenen suchen kritisch prüfend die Zeiten in Erinnerung zu rufen, in denen schon einmal der Ruf nach Arbeit und Brot millionenfach durch Deutschland hallte. Die Frage wird laut: Wie war das damals? Als Reichspräsident von Hindenburg am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt hatte, brachte dieser schon wenige Tage danach in seiner Regierungserklärung zum Ausdruck, daß er vor allem zwei die deutsche Politik belastende Probleme als das Dringlichste ansehen müsse. Ihnen und ihrer Lösung habe die ganze Aufmerksamkeit und Aktivität zu gelten. Er nannte kategorisch: die Verelendung des Bauerntums und die Arbeitslosigkeit. Beide Probleme ragten tatsächlich wie Schreckgespenster aus dem wirtschaftlichen Ruinenfeld der Weimarer Republik. Sie riefen Nationalisten wie Sozialisten zur Tat.
Wie war die Situation, als das begann, was damals die »Arbeitsschlacht« genannt wurde? Von 1929-1932 war der Jahresdurchschnitt der anerkannten Arbeitslosen von 1,8 Millionen auf sage und schreibe 6,1 Millionen angestiegen. Die Statistik wies im Monat Februar 1932 bereits die Zahl von 6 Millionen aus, die in verzweifelter Sorge um ihre Zukunft vor den Toren der Arbeitsämter Schlange standen. Allein die Reichshauptstadt Berlin mit damals 4,2 Millionen Einwohnern hatte 650.000 Arbeitslose. Diese Elendszahl war tatsächlich noch höher, da landwirtschaftliche und häusliche Bedienstete von der Erwerbslosen-Versicherung ausgeschlossen waren und also in der Statistik nicht erschienen. Hinzugerechnet werden müssen ferner die im Dezember 1932 festgestellten 3 Millionen Kurzarbeiter.
1932 war fast ein Drittel aller deutschen Arbeitskräfte aus dem Produktionsprozeß ausgeschaltet. Aber auch das Einkommen der noch im Erwerbsleben Aktiven war von 23,9 Milliarden im Jahre 1929 auf 11 Milliarden RM im Jahre 1932 gesunken. Nach der Steuer-Statistik verdienten von rund 31 Millionen sogenannten Einkommensbeziehern 69,2% unter 1.200 RM im Jahr, 22,7% zwischen 1.200 RM und 3.000 RM pro Jahr und nur 7,1% darüber. Von insgesamt 18 Millionen vorhandenen Arbeitern und Angestellten gingen nur ca. 12 Millionen einer Beschäftigung nach. Von den 6 Millionen Arbeitslosen war über ein Drittel aus der Arbeitslosen-Versicherung und Krisen-Fürsorge ausgesteuert. Sie erhielten als Wohlfahrtserwerbslose im Durchschnitt nur 55 RM pro Monat Unterstützung. Das hatte zur Folge, daß der Staat 1932 bereits 4 Milliarden RM aufwenden mußte, rund 16% der Summe aller Löhne und Gehälter oder 9% des gesamten Volkseinkommens.
Die Leistungen dieser beispiellosen Arbeitsschlacht lassen sich an den folgenden Zahlen ablesen. Es gab in Deutschland
am 31. Januar 1933 6,019 Millionen Arbeitslose
am 30. Juni 1933 4,856 Millionen Arbeitslose
am 31. Dezember 1933 4,059 Millionen Arbeitslose
am 30. Januar 1934 3,773 Millionen Arbeitslose
am 30. Juni 1934 2,880 Millionen Arbeitslose
am 31. Januar 1935 2,947 Millionen Arbeitslose
am 30. Juni 1935 1,710 Millionen Arbeitslose
Im Frühjahr 1938 (vor dem Anschluß Österreichs) waren in Deutschland nur noch 507.000 Arbeitslose statistisch erfaßt.
Um das Ergebnis dieser sozialistischen Großtat zu bagatellisieren, wurde den Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg vorgelogen, es sei nur durch die sofort einsetzende Rüstung zustande gekommen. Daß das nicht stimmt, beweist die oben wiedergegebene Tabelle. Bei Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht Ende 1935 waren schon mehr als 4 Millionen deutscher Arbeitsloser wieder in Arbeit und Brot gebracht worden. Ende 1938 meldete der Arbeitsminister einen Arbeiterbedarf von über eine Million. Die weitere Entwicklung kannte keine Arbeitslosigkeit mehr, sondern im Gegenteil nur noch Arbeitermangel.
Die einzigartigen Erfolge der deutschen Arbeitsschlacht waren nicht einem jener »einsamen Entschlüsse« an allerhöchster Stelle, sondern einer vorbildlichen Gemeinschaftsleistung (»team work« sagen heute manche) von Staat, Wirtschaft und Partei zu verdanken. Männer der politischen Führung setzten sich mit den zuständigen Wirtschaftsexperten zusammen, um die von diesen aus der Kenntnis der Praxis gemachten Vorschläge in die Wirklichkeit umzusetzen. Der Staat wendete in dieser Zeit - das heißt bis 1935 - für Krisenüberwindung und Arbeitsbeschaffung rund 5,6 Milliarden zusätzlich auf. Der entscheidende Grundsatz bei diesem Arbeitsbeschaffungs-Prozeß war, (und das erscheint dem heutigen Wohlstands-Denken fast unglaublich): »Jedem erst einen Arbeitsplatz und sodann jedem seinen Arbeitsplatz«. Die sozialistische Großtat der deutschen Arbeitsschlacht von 1933-35 kann in ihrer ganzen Bedeutung nur richtig erkannt und gewürdigt werden, wenn man die damalige außenpolitische Situation berücksichtigt. Sie war durch die erste gegen Deutschland gerichtete Kriegserklärung gekennzeichnet, die der Londoner »Daily Express« mit der Schlagzeile »Judea declares war on Germany« (»Das Judentum erklärt Deutschland den Krieg«) am Freitag, dem 24. 3. 1933, auf der ersten Seite veröffentlichte. Was das in der Wirklichkeit des damaligen Neuanfanges zu bedeuten hatte, ging aus dem Text hervor, in dem es u.a. (in wörtlicher Übersetzung) hieß: »Ganz Israel in der gesamten Welt schließt sich zusammen, um den Wirtschafts- und Finanzkrieg gegen Deutschland zu erklären… 14 Millionen Juden, die über alle Welt verstreut sind, haben sich wie ein Mann zusammengeschlossen, um den deutschen Verfolgern ihrer Glaubensgenossen den Krieg zu erklären … Deutschland wird einen hohen Preis zu zahlen haben. Das Reich steht vor einem totalen Boykott in Handel, Finanz und Industrie.«
Was trotz dieser Kriegserklärung damals in Deutschland geleistet wurde, hat nicht nur das Ausland (z.B. Churchill) bewundernd anerkannt, sondern auch ein durch seine Mitgliedschaft in der derzeitigen Regierungspartei demokratisch legitimierter und noch heute führender Wirtschaftstheoretiker. Er schrieb in seiner 1935 in Heidelberg mit dem höchsten Prädikat (summa cum laude) ausgezeichneten Doktorarbeit unter dem Titel »Arbeitsbeschaffung und Finanzordnung in Deutschland« u. a.: »Die deutsche Arbeitsschlacht hat den Begriff ›Arbeitsbeschaffung‹ von dem sachlich begrenzten Bereich der ›Notstandsarbeit‹ über den Umfang einer ›Wirtschaftsankurbelung‹ hinweg erhoben und erweitert zu einem übergreifenden Einsatz aller Kräfte des wirtschaftlichen Lebens … Nach seinen gesetzlichen Anfängen im Juni 1931 und im Juli 1932 entwickelte er sich nach der nationalsozialistischen Revolution zu einem umfassenden Dienst- und Erziehungswerk an Volk und Boden, das seine Krönung in der pflichtigen Heranziehung der Arbeitsmänner erfuhr. «
Dem ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Prof. Dr. Karl Schiller (SPD) - kein Geringerer als er ist der Verfasser dieser wissenschaftlichen Wertung - wird niemand widersprechen wollen. Wir, die wir im Bewußtsein, eine nationale und sozialistische Revolution zu vollstrecken, ans Werk gegangen waren, sehen in seinen Worten eine Bestätigung dieser Teile unseres Wollens.