OFFENER BRIEF !
Herrn A. E. Epifanow
Juridisches Institut des
Innenministeriums Rußlands; Büro Nr. 436
Historische Straße 130
400089 Wolgograd/Rußland
Betr.: Ihr Co-Autorenbeitrag in: STALINS KRIEGSGEFANGENE, Seite 265 ff.:
»Einige Besonderheiten der Strafverfolgung von Kriegsverbrechern in der UdSSR.«
Leopold Stocker-Verlag, A-8011 Graz, 1997
Sehr geehrter Herr Dr. Epifanow,
es ist anerkennenswert, daß Sie den Versuch machen, die vielen offenkundigen Unrechtsurteile Stalin-Rußlands (UdSSR) gegen unschuldige deutsche Kriegsgefangene einer Revision zu unterziehen.
In den von Ihnen angeführten Schauprozessen gegen deutsche Plennys erwähnen Sie auch den Prozeß in Leningrad vom Dezember 1945 gegen 10 deutsche Wehrmachtangehörige, verschweigen aber, daß man denen vorsätzlich, obwohl man wußte, daß sie unschuldig waren, den Schuldvorwurf machte, sie seien die Täter und Mörder der rund 20.000 Katyn-Polen in Kosy-Gory gewesen.
Mit liegt hier das Fax des von Stalin, Berija, Molotow etc. namentlich unterzeichneten Todes- bzw. Erschießungsbefehls für jene, 1939 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geratenen 'Katynpolen' vor.
Anfang Januar 1946 wurden die 10 deutschen Plennys von den sowjetischen "Richtern" in Leningrad verurteilt, davon 7 zum Tode, 3 zu den üblichen langjährigen Haft- und Lagerstrafen des Systems.
Da sie als Russe leichten Zugang bei einigen Archiven - außer den gesperrten - haben, Ihnen gleichwohl wie mir dieser Justizmord bekannt ist, muß das Nichterwähnen Befremden auslösen. Ihr Co-Autor Erwin Peter setzt dazu Seite 272 eine Fußnote, die irreführend ist.
Unrichtig an dieser Fußnote ist, daß Gorbatschow die Verantwortlichkeit der UdSSR für den Katyner Massenmord eingestand. Richtig ist vielmehr, wie ich in der Geschichtsliteratur publizierte, daß erst Jelzin durch Pyjocha das Couvert mit dem Todesbefehl Stalins, das die Aufschrift trug: DARF NIE GEöFFNET WERDEN, an den damaligen polnischen Staatschef Walesa übergab und damit die wahren Schuldverhältnisse öffentlich machte. Im "Anzeiger der Notverwaltung des Deutschen Ostens" hatte ich schon vor den Wendejahren diesen wahren Sachverhalt publiziert.
Es ist davon auszugehen, daß die von der UdSSR behaupteten Schuldvorwürfe gegen die deutschen Streitkräfte im Barbarossagebiet in allen übrigen Schauprozessen ebenso unbegründet waren wie jener Unrechtsprozeß von Leningrad, und dieser sogar unter schuldhafter Mitkenntnis der westlichen Hauptkriegsmächte USA, England, Frankreich! Wer einmal lügt dem glaubt man nicht ...!
Wie Millionen deutscher Wehrmachtsangehöriger habe ich nie Verbrechen oder Übergriffe gegen unschuldige Bürger der UdSSR erlebt oder gesehen.
In der Deutschen Wehrmacht, einer hochdisziplinierten Truppe herrschte Verfolgungszwang für die Disziplinaroffiziere wegen Aufrechterhaltung der Manneszucht. Aus diesen Gründen können deutscherseits verübte Verbrechen überhaupt nur strafwürdige Übergriffe ganz weniger einzelner sein, die bei Ergreifung schwer bestraft wurden.
Andererseits sehen wir aber an den Schilderungen Peters von den furchtbaren Todesexzessen der Roten Armee gegenüber den wehrlosen, total geschwächten deutschen Kriegsgefangenen der 6. Armee von Stalingrad das Gegenteil von Disziplin, Manneszucht und Menschentum. Was muß das für ein Offizierscorps sein, das solche schieß- und mordwütigen Exzesse duldet und nicht ahndet oder unterbindet. Aber was sollen die Fragen, hat nicht Stalins Dolmetscher Valentin Bereskov in seinem Buch, bei Universitas geschrieben, daß auf Lenins/Stalins Schuldkonten der Tod von nahezu 100 Millionen Menschenleben käme!
Lebed schätzt die Opferzahl Stalins an Toten auf 60-70 Millionen.
Daher stellt sich die Frage, ob der rechtsnachfolgende Staat der UdSSR, die Russische Föderation, überhaupt eine moralische und juristische Kompetenz zu Rehabilitierungsverfahren hat und haben kann, und zwar aus folgenden zwingenden Gründen: Jelzin hält an Stalins Überfallmär und Befreiungslüge fest.
Die Jelzin-Administration hält bekanntlich, den Geschichtswahrheiten und fehlerfreien Geschichtstatsachen zuwider, die Stalinlüge vom Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Stalins friedliebende UdSSR am 22. Juni 1941 aufrecht, obwohl inzwischen erwiesen ist, daß die deutschen Streitkräfte am 22. Juni 1941 Stalins Aparazije Grasa nur um wenige Tage zuvorkamen.*)
Hierbei ist auf die seinerzeit in deutsche Hände gelangte Strategierede Stalins vom 19. August 1939 Bezug zu nehmen, die er in einer geheimen Sitzung des Politbüros gleichen Tages 10 Uhr hielt. Inzwischen ist auch amtlich erwiesen, daß, was zunächst immer bestritten wurde, an jenem 19. August 1939 tatsächlich eine Geheimsitzung des Politbüros stattfand. Die Besucherprotokolle von Stalins Arbeitszimmer im Kreml verifizieren zudem den Sachtatbestand.
Angesichts der Westfesselung des Deutschen Reichs durch Kriegserklärungen der USA-gesteuerten Einkreisungsmächte England und Frankreich sah sich Stalin dem seit 1918 verfolgten Ziel nahe, nun bald eine militärische Sowjetisazija Deutschlands endlich durchführen zu können. Hitler erfuhr wenige Wochen nach der Geheimsitzung des Politbüros den Text der Stalinrede und brauchte noch fast zwei Jahre Rüstung, bis er den bedrohlich größten Militäraufmarsch der Weltgeschichte - die Zahlen sind heute weltbekannt - mit einem Präventiven Notwehrfeldzug zerschlagen konnte, um das dekadente Westeuropa vor der Roten Katastrophe zu bewahren. Wenn das nicht gesagt wird stehen Ihre Rehabilitationsrovisionen im luftleeren Raum. Angesichts der massenhaften west- wie ostalliierten Kriegsverbrechen gegen das Deutsche Volk kann der von Stalin, Churchill und Roosevelt verhängte "Tugendterror" nicht unerwähnt bleiben, in dem Kriegsverbrechen von Angehörigen der Hauptkriegssiegerstaaten nicht nur nicht verfolgt, sondern noch "geadelt" werden. Schließlich hat Jelzin sogar dem, schwerer Kriegsverbrechen zu Recht angeschuldigten Marschall Shukov 1995 in Moskau ein Reiterstandbild als Denkmal errichten lassen.
Die mangelnde Berechtigung des Nachfolgestaates Russische Föderation zu Rehabilitationsverfahren ist daraus abzuleiten daß Jelzin und die von ihm geführte Regierung und Präsidentschaft an der russischen und alliierten Generallüge vom Überfallenwordensein und der Alleinkriegsschuld Deutschlands festhalten, ferner das geraubte, völkerrechtswidrig annektierte Reichsgebiet Nordostpreußen beansprucht, den Beute-Kunstraub zurückhält und auch die Befreiungslegende für das Deutsche Volk aufrecht erhält.
Es ist, sehr geehrter Herr Dr. Epifanow, völlig unannehmbar, daß ein so belasteter Staat wie Rußland dessen Aggressionsversuch 1941 von der Deutschen Wehrmacht und dem Deutschen Volk unter großen Opfern wenigstens teilweise abgewehrt wurde, sich unter Ausklammerung der wahren Kriegsschuldfrage Rehabilitationsrechte anmaßt und einen Befreierstatus beansprucht, der einem Staat mit so vielen Millionen Systemopfern wie sie, Solschenyzin, Medwedjew, Antonow-Owssejenko, Bereskov und Lebed, schildern, überhaupt nicht zukommen kann.
Letztendlich bewerte ich es als ein hoffnungsvolles Zeichen, daß es inzwischen schon Duma-Abgeordnete gibt die sich nicht nur für eine erfolgreiche zukunftsträchtige Zusammenarbeit Rußlands mit Deutschland aussprechen, sondern auch heute unumwunden zugeben, daß letztlich 1939 die großen Völker Rußlands und Deutschlands im Interesse bestimmter Hintergrundmächte, die heute jeder kennt, gegeneinander gehetzt wurden, obwohl ihnen die Geschichte eigentlich die friedliche freundschaftliche Zusammenarbeit als Morgengabe in die Wiege gelegt hatte.
Daraus gilt es die Schlußfolgerungen zu ziehen:
Die Geheimarchive müssen geöffnet werden, das deutsche und russische Volk müssen erkennen, wer sie gegeneinander hetzte.
Es gilt, den Frieden in Europa zu sichern; er kann nur gesichert werden in reichspolitisch verantwortlicher Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen den Völkern Rußlands und Deutschlands.
Der Wahrheit eine Gasse.
Mit freundlichen Grüßen aus Deutschland
Fritz Becker
Postscriptum ist noch zu erwähnen, daß Stalins ursprüngliche Militäroffensive aparazije grasa in Strategieabsprache mit den Westmächten auf den 15.Juni 1940 terminiert war, aber durch deutsche Blitzfeldzüge gegen Norwegen/Dänemark hinfällig wurde, was Stalin zur Vertagung der Gewitter-Offensive gegen das Deutsche Reich auf um den 10. Juli 1941 veranlaßte, welchem Hitler mit dem Barbarossaschlag vom 22. Juni 1941 kurz zuvorkam.
*)Bonner Politiker nennen solche Militärmaßnahmen heute "Einsatz von Krisen-Reaktionsstreitkräften".
Schwur der Partisanen:
Ich, Bürger der SSSR, wahrer Sohn des heldenhaften russischen Volkes, schwöre, daß ich weder meine Kräfte noch mein Leben schonen werde um mein Volk von den deutsch-faschistischen Besitzergreifern zu befreien. Ich werde nicht eher die Waffen niederlegen, bis die Heimat von den deutsch-faschistischen Verfolgern bereinigt sein wird.
Ich schwöre, streng und gewissenhaft die Befehle meiner Kommandeure und Vorgesetzten auszuführen, streng die Kriegsdisziplin zu wahren und die Kriegsgeheimnisse zu hüten.
Ich schwöre, für das Abbrennen der Städte und Dörfer für das Blut und den Tod unserer Frauen und Kinder Väter und Mütter, für die Grausamkeit und für die Verspottung meines Volkes mich hart zu rächen, um mit Selbstverleugnung überall zu kämpfen, kühn, entschlossen und ohne Furcht die deutschen Okkupanten zu vernichten.
Ich schwöre, mit allen Kräften und Mitteln aktiv der Roten Armee zu helfen, überall die deutschen Ekel aufzustöbern, um damit mitzuhelfen, den blutigen Faschismus schnell und restlos zu vernichten.
Ich schwöre, eher im Kampfe mit dem Feinde zu fallen als daß ich mich, meine Familie und mein Volk dem Sklaventum des blutigen Faschismus ausliefere.
Die Worte dieses heiligen Eides, die ich vor meinen Kameraden, den Partisanen, ausgesprochen habe, bekräftige ich mit meiner Unterschrift, von diesem Eid keinen Schritt abzuweichen.
Sollte ich jedoch wegen meiner Schwäche, Feigheit oder aus bösem Willen diesen Eid nicht halten und Verrat üben, dann soll ich eines verfluchten Todes von den Händen meiner Kameraden sterben.
In diesem Sinne unterschreibe ich.
Quelle: Oberkommando des Heeres, Generalstab des Heeres, Abt Fremde Heere 0st (B/P) Nr. 2460/43 geheim, "Nachrichten über Bandenkrieg" Quelle: Bundesarchiv RHD 18/205