Buchbesprechung

Martin Pabst
Staatsterrorismus - Theorie und Praxis kommunistischer Herrschaft
Leopold Stocker Verlag Graz, 1997

Das Buch befaßt sich mit den Opferzahlen kommunistischen staatlichen Terrors an Beispielen aus Europa, Asien, Amerika und Afrika, insbesondere des stalinistischen Terrors. Laut Vorwort des Autors beruhen die Veröffentlichungen nicht auf seinen eigenen Forschungen, sondern auf veröffentlichten Quellen und Darstellungen.

Diese Arbeitsweise führt indessen dazu, daß einige, von der PC-freien, tatsachengerechten, unabhängigen Zeitgeschichtsforschung herbeigeführte Korrekturen und Revisionen an der Siegergeschichtsschreibung, von 1945 bis heute, leichtfertig außer acht gelassen werden. Statt dessen werden durch die kritiklose Wiedergabe der von dem Autor benutzten (meist) Sekundärquellen Geschichtshergänge dargestellt, wie wir sie von der etablierten Hofgeschichtsschreibung seit 8. Mai 1945 erfahren mußten.

Das ist um so erstaunlicher, als der Autor für den Arndt-Verlag, Kiel, das Buch des Rezensenten "STALINS BLUTSPUR DURCH EUROPA" lektorierte, das mit Primärquellen reichlich über den Leninismus/Stalinismus ausgestattet ist. Zudem erhielt der Autor zur weiteren Information seiner Lektoratsarbeit das Buch "IM KAMPF UM EUROPA" - Stalins Schachzüge gegen Deutschland und den Westen", erschienen im Stocker Verlag, Beide Bücher befassen sich u. a, ausführlich mit der Kriegsschuld des Lenin-Stalin-Bolschewismus und des Ostfeldzuges, Unternehmen Barbarossa.

Daher mutet es befremdlich an, daß der Autor diese beiden Bücher mit dokumentarischem Primärquelleninhalt nicht in seinen Anmerkungen, seinen Quellenangaben und der Bibliographie im Anhang aufführt, zumal der ursprüngliche Titel des Kieler Buches des Rezensenten "STAATSTERRORIST STALIN" lauten sollte.

Gravierend wird die Unterlassung der Zitierpflicht auf Seite 80, wo die Verurteilung von 10 deutschen Kriegsgefangenen geschildert wird, denen 1945 in Leningrad auf Befehl Moskaus die Schuld für das sowjetische Genickschuß-Massaker an über 4.000, insgesamt rund 20.000 Polen angelastet wurde. Die Aufdeckung dieses Justizmordes geht nachweislich auf den Rezensenten zurück, der, wie oben schon dargestellt, dennoch mit seinen erwähnten Büchern nicht zitiert wird.

Seite 78 meint der Autor arglos:

"Am späteren Zweiten Weltkrieg hatte die Sowjetunion zweifelsohne einen erheblichen Anteil."

Mußte dem Autor schon durch den sowjetrussischen Anspruch auf Durchführung der im Grunde völkerrechtswidrigen Weltrevolution seine Gefälligkeitsdarstellung bewußt sein, so doch noch mehr durch die Veröffentlichung der Strategierede Stalins vom 19. August 1939, aus der die Kriegspläne gegen Deutschland und den Rest der Welt hinreichend nachgewiesen werden können.

Auf Seite 81 trägt der Autor pauschal und ohne Einzelheiten zu nennen vor, daß nach dem 22. Juni 1941 beim Einmarsch deutscher Verbände im Raum Lernberg Einheiten von SD und Einsatzgruppen der Waffen-SS Morde vorgenommen hätten, ohne zu prüfen, ob es sich dabei um deutsche Abwehr- und Kampfmaßnahmen gegen Banden (= Partisanengruppen) handelte.

Seite 82 erwähnt der Autor den in deutsche Kriegsgefangenschaft geratenen Stalinsohn Jacov Dschugaschwili, ohne jedoch dessen Aussage über die weltrevolutionären militärischen Expansionsvorhaben seines Vaters Stalin gegen Deutschland und Europa anzuführen, Ziel der Roten Armee sei die Atlantikküste gewesen, hatte Stalinsohn Jacov vor OKH und OKW ausgesagt.

Trotzdem diese sensationelle Aussage des Stalinsohnes bei Drucklegung des Buches längst bekannt war, scheint sie dort nicht auf, obwohl mit ihr ja unter anderem die langzeitplanerische Militäraggression des Kremls unter singulären Beweis gestellt wird. Der Autor verschleiert damit die hohe Kriegsschuld Stalins, indem er sie auf einen Kriegsschuldanteil reduziert.

Auf Seite 93 meint der Autor in bezug auf den in deutsche Kriegsgefangenschaft geratenen General Andrej Wlassow, Hitler sei viel zu spät auf dessen Vorhaben der Aufstellung einer russischen Befreiungsarmee eingegangen.

Obwohl Pabst aus dem Lektorat des Arndt-Titels "STALINS BLUTSPUR DURCH EUROPA" es besser wissen müßte, wärmt er diese alte Mär der früheren deutschen Verschwörer wieder auf. Diese bestärkten nämlich Wlassow in seinen großrussischen Attitüden, um ihn in Widerspruch zur obersten deutschen Führung zu bringen. Die Reichsführung wollte jedoch allen nichtrussischen Völkern in der UdSSR das Selbstbestimmungsrecht und die staatliche Souveränität nach Kriegsende einräumen. Darum stellte die Reichsführung auch nur Legionen aus diesen nichtrussischen Völkern auf, im Rahmen der Freiwilligen Divisionen der Waffen-SS, Wlassow als Großrusse wollte in Fortsetzung der zaristischen Länderansammlung auch nach Beseitigung Stalins und des Bolschewismus ein Großrußland unter Einbeziehung der nichtrussischen Völker fortführen.

Die Opfer an Menschenleben, die das Lenin-Stalin-System forderte, werden auf Seite 93 mit 35 bis 38 Millionen Menschen viel zu niedrig angegeben, während die Korrekturzahlen von Antonow-Owssejenko nicht beziffert werden, der richtigerweise von ca. 67 Millionen Todesopfern des Bolschewismus ausgeht. Selbst Alexander Lebed bezifferte die Opfer Lenins und Stalins mit 60 bis 70 Millionen in einer deutschen TV-Ausstrahlung 1997, sich schon den Tatsachen annähernd.

Stalins ehemaliger Dolmetscher Valentin Bereshkov beziffert die Opferzahlen Lenins und Stalins an Menschenleben auf Seite 514 seines Buches ICH WAR STALINS DOLMETSCHER auf annähernd 100 Millionen Menschenleben, worunter auch die Gefallenen der Roten Armee gezählt werden, die Stalins rücksichtsloser und gewissenloser Kriegsführung zuzuschreiben sind.

Pabsts Buch hat da seinen Wert, wo in den einzelnen Ländern die Menschenopfer des kommunistischen Staatsterrorismus detailliert aufgezeichnet werden, darunter auch die Hinschlachtung der deutschen Bevölkerungsanteile in den von der ostwestlichen Siegerkumpanei fälschlich als "befreit" bezeichneten Territorien.

Fritz Becker


Quelle: Huttenbriefe 16(2) (1998), S. 11f.

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