Das v. Braun-Team und die US-Raumfahrt
Kurz vor dem Einmarsch der Russen in Peenemünde gelang es Wernher von Braun, General Dornberger und etwa 100 Spezialisten, sich nach Westen (Oberjoch, Bayern) abzusetzen. Hier stellten sie sich den Amerikanern und wurden zunächst in Füssen interniert und verhört. Die Hauptverhörer waren Dr. Richard W. Porter von General Electric, von der US-Armee beauftragt, soviel wie möglich über Raketen und ferngelenkte Geschosse zu erfahren, und Colonel Holger N. Toftoy, Leiter des US-Raketenwaffenamtes. Zunächst war von amerikanischer Seite wohl nur beabsichtigt, das "know how" (= praktisches Wissen) aus den Deutschen zu quetschen, doch bald erkannten die beiden, daß es für die USA das Beste wäre, die Spitzenkräfte (500-600 Mann hatte man inzwischen gesammelt), nach USA zu verfrachten, um sie vor allem dem Zugriff der Russen zu entziehen. Dieser Vorschlag stieß, wie vom damaligen politischen Klima nicht anders erwartet, zunächst auf Ablehnung der US-Regierung, die in den deutschen Wissenschaftlern nur Handlanger Hitlers, Nazis oder gefährliche Kriegsverbrecher sah. Auch meinten einige der Kongreßabgeordneten, von ihrer eigenen Propaganda überzeugt, in typisch amerikanischer Verblendung: "... im übrigen sei ja der Krieg gewonnen, damit nun endlich ewiger Friede ausgebrochen, wozu brauchte man da noch Raketen?" In dieser Haltung wurden sie noch durch die abfälligen Urteile über die deutschen Fachkräfte von vielen überheblichen amerikanischen Wissenschaftlern, vornehmlich jüdischer Herkunft, bestärkt. Diese bezeichneten die deutschen Wissenschaftler und Ingenieure nur als "bessere Laboranten".
Nach dem üblichen bürokratischen Tauziehen gelang es Toftoy, die Ausreisegenehmigung für 100 Mann zu erhalten, aus denen schließlich 127 wurden. Im Herbst 1945 war es soweit. Der Umzug erfolgte durch die "organization paperclip", ein Projekt der US-Armee, um deutsche Fachkräfte anzuwerben. Der Umzug erfolgte ohne Visum, aber mit dem Wissen des Präsidenten. Natürlich war die Vergangenheit jedes einzelnen gründlich untersucht und seine politische Unbedenklichkeit bescheinigt worden, bevor er einen, zunächst nur auf 1/2 Jahr befristeten, Vertrag bekam.
Bald erkannte die US-Armee, daß sie in USA so billig keine gleichwertigen Fachkräfte bekommen konnten, und so wurden die Verträge nach Ablauf jedesmal auf ein weiteres Jahr verlängert. Toftoy war wohl der eifrigste Fürsprecher der Deutschen und sah zu, daß sie weiter für die Armee arbeiteten. Die erste Station für die Fachwissenschaftler war Fort Bliss in der Nähe von Del Paso in Texas. Dort verbrachten sie die nächsten 5 Jahre. Ihre Aufgabe war es zunächst, die Amerikaner in die V-2-Technologie einzuweihen, V-2-Raketen aus erbeuteten Teilen zusammenzubauen und diese mit einer Nutzlast von Meßgeräten zu fliegen. Die Abschüsse fanden auf dem 130 km nördlich gelegenen militärischen Übungsgelände in White Sands, Neu Mexiko, statt. Mittel für weitere Forschung auf dem Raketengebiet wurden den Deutschen von der Regierung nicht gewährt. Weiterentwicklungen wurden nur von amerikanischen Wissenschaftlern betrieben, die für die Navy und Airforce arbeiteten. Die Entscheidung des Kongresses, die Peenemünder "auf Eis zu legen", führte auch dazu, daß die Deutschen praktisch keinen Kontakt mit amerikanischen Fachkräften bekamen. Die Vorschläge v. Brauns für zukünftige Projekte schmiß Major James P. Hamill, der Kommandant von Fort Bliss, gleich in den Papierkorb, wie er dies später selbstgefällig erzählte.
Die Deutschen wurden praktisch wie Kriegsgefangene behandelt. Sie selbst nannten sich die PoP's (prisoner of peace). Zum Beispiel durften sie nur einmal in der Woche in kleinen Gruppen von 3-4 Mann, unter Bewachung eines Feldwebels, in die nahegelegene Stadt zum Einkaufen fahren. Ihr Taschengeld bestand aus $ 6.00/Tag, von denen noch für Kost und Unterkunft abgezogen wurde, der Rest ihrer Besoldung wurde ihren in Deutschland zurückgebliebenen Familien gezahlt, die erst Ende 1946 und 1947 nachgeholt wurden. Erst allmählich betraute man sie mit kleineren, unbedeutenden Aufgaben.
Wahrscheinlich geht ein Teil der Verantwortung für diese "Verschwendung" der zu niedrigen Jobs verurteilten deutschen Fachkräfte auf den bereits angehenden Wettstreit zwischen Airforce und Armee zurück. Die Airforce, die in den Raketen Flugzeuge ohne Flügel sah, während sie für die Armee eine Artillerie größerer Reichweite waren, trachtete schon frühzeitig danach, die Raketenentwicklung unter ihre Fittiche zu bekommen, und sabotierte dementsprechend die Anstrengungen der Armee, deren "Raketenarm" die Deutschen waren.
Erst mit dem Ausbruch des "kalten Krieges" besannen sich die Amerikaner langsam darauf, daß sie eine ungenutzte Gruppe fähiger Fachkräfte hatten, und der Kongreß vergab den Auftrag für eine Mittelstreckenrakete, die "Redstone", an die Deutschen. 1950 übersiedelte das deutsche Team in das Redstone-Arsenal bei Huntsville, im Staate Alabama. 1953 kam die "Jupiter"-Rakete hinzu, die mit Kerosin/LOX betrieben eine Reichweite von 2400 km und 1125 kg Tragkraft hatte. Der wirkliche Einsatz der Deutschen kam erst 1957.
Es ist kaum zu bestreiten, daß das Raumzeitalter durch den Sputnik eingeläutet wurde. Zwar hatten die Amerikaner prinzipiell die Möglichkeit, einen Trabanten in eine Umlaufbahn zu schießen, denn das deutsche Team unter v. Braun, das jetzt unter General Medaris für die Armee arbeitete, hatte bereits eine geeignete Trägerrakete, die Jupiter C, entwickelt. So fand z. B. am 20. September 1956 der erste Start einer Jupiter C mit zwei Sergeanttriebwerken als obere Stufen statt. Doch hatte sich General Medaris auf Befehl des Pentagons zuvor persönlich vergewissern müssen, daß die Raketenspitze keine dritte "Sergeant"-Stufe enthielt, die "versehentlich" zünden und eine Versuchsnutzlast in eine Umlaufsbahn einschießen hätte können! Diese Ruhmestat mußte amerikanischen Teams vorbehalten bleiben und es wurde der Armee, d. h. dem deutschen Team von der Regierung verboten, sich mit Satelliten zu beschäftigen. Alle diesbezüglichen Arbeiten mußten abgebrochen werden.
Intrigen und Eifersüchteleien zwischen Airforce, Navy und der Armee, die alle mehr oder weniger unabhängig voneinander ähnliche Raketensysteme konstruierten, verhinderten eine koordinierte Entwicklung.
So kam der 4. Oktober 1957. In der Welt löste der Sputnik ein ungeheures Echo aus, und in den Vereinigten Staaten Bestürzung. Die Selbstüberschätzung und Arroganz der westlichen Mächte, die den Russen eine solche Leistung einfach nicht zugetraut hatten, war die eigentliche Ursache für dieses Debakel. Obwohl die USA reichlich Vorwarnung von dem Ereignis hatte, gab Eisenhower, der im allgemeinen sehr wenig von Wissenschaftlern hielt, keine Direktiven zu einer Beschleunigung der Satelliten-Forschung. Neben Eisenhower - dessen Meinung: "... eine kleine Kugel im Weltraum ist kein Grund zur Beunruhigung" - gab es natürlich auch andere Amerikaner, die diese Tat der Russen bagatellisierten. So äußerte der US-Admiral Rawson: "Der Sputnik ist nichts als ein Stück Eisen, das fast jeder in den Himmel schmeißen kann". Dazu kommentierte verärgert die belgische Zeitung Volksgazet: "... fast jeder könne ein Stück Fleisch und ein paar Knochen mit ein paar Blechsternen aufputzen und das ganze Admiral nennen".
Die Sowjetunion hatte das Tor zum Weltraum aufgestoßen und damit eine neue Etappe der Entwicklung von Wissenschaft und Technik eingeleitet. Außerdem zerstörte Sputnik die Illusion bestimmter Regierungskreise von der Unverwundbarkeit Amerikas. Denn wenn die Sowjetunion über eine Trägerrakete für Satelliten verfügte - und daran war ja nun beim besten Willen nicht mehr zu zweifeln - so mußte sie auch jene, noch wenige Wochen zuvor so spöttisch in das Reich der Fabel verwiesenen, Interkontinentalraketen besitzen. Tatsächlich hatten die Sowjets in den 50er Jahren in der R-7 eine bedeutend leistungsstärkere Trägerrakete als die Amerikaner.
Sputnik trug enorm zum Ansehen der Sowjets bei, während es eine fürchterliche Blamage für die Amerikaner war. Wer die Mentalität der Amerikaner kennt, weiß, daß sich sofort eine fieberhafte Geschäftigkeit entwickeln mußte, einen eigenen Satelliten zu starten, um diese Scharte auszuwetzen. Die Navy hatte mit ihrem Vanguard-Projekt den Vortritt, nachdem die Airforce noch keine geeignete Trägerrakete besaß und damit aus dem Rennen fiel (ihr "Atlas" war noch nicht abschußreif.) Obwohl das v. Braun-Team eine geeignete Trägerrakete hatte, mußten sie zurücktreten. Trotz allem signalisierte v. Braun der Navy wiederholt seine Bereitschaft, mit dem Vanguard-Team zusammenzuarbeiten. Er wäre sogar bereit gewesen, einen Vanguard-Satelliten mit ihrer Jupiterrakete unter der Bezeichnung "Projekt Vanguard" und sogar unter einer "Navy-Schirmherrschaft" zu starten, doch die Antwort war immer ein entschiedenes NEIN! Die ersten Vanguard-Starts versagten kläglich und so bekam v. Braun, hauptsächlich durch den Druck der Presse und einer an der Kompetenz ihrer Regierung zweifelnden Bevölkerung, grünes Licht. Am 31. Januar 1958 brachten er und sein Team Explorer I beim ersten Versuch in die Umlaufbahn. Es folgten Explorer 2 und andere; erwähnt sei noch, daß von den insgesamt 12 Vanguard-Starts nur 3 erfolgreich waren. Der Chefkonstrukteur des Vanguard und Chef der Raketenabteilung der Navy war ein gewisser Dr. Rosen. In seiner Funktion als Berater der Regierung legte er den Deutschen sehr viele Schwierigkeiten in den Weg. Mit dem "Explorer"-Erfolg hatte sich v. Braun und sein deutsches Team endlich durchgesetzt und konnten von Regierung und Widersachern nicht mehr totgeschwiegen werden. Als die zuverlässigste und erfolgreichste Gruppe von Raketeningenieuren wurden sie im folgenden Apolloprogramm (Mondlandung) zur Entwicklung der "Saturn"-Trägerrakete, dem weitaus schwierigsten Teil des Projektes, eingesetzt. Sowohl Heeresminister Bruckner als auch General Medaris erkannten, daß die Chancen der Armee, die Vollmacht über die v. Braun-Gruppe und das Saturnprojekt zu behalten, rasch schwanden. So schlugen sie im September 1959 dem Verteidigungsministerium vor, das gesamte deutsche Team, inzwischen auf 4800 Personen angewachsen, sowie ihre Einrichtungen der NASA zu überantworten.
Das geschah dann am 14. Oktober. Das Raumfahrtzentrum der NASA in Huntsville erhielt den Namen George C. Marshall Space Flight Center (MSFC), dessen erster technischer Direktor v. Braun wurde. Hier wurde die Saturnträgerrakete für das Apollo-Mondlandeprogramm entwickelt, gebaut und in einer beispiellosen Erfolgsserie erprobt und geflogen. Das Erstaunlichste war, daß in all diesen Raketenstarts, die ja Hunderte von Raketentriebwerken benötigten, nicht eine einzige vom deutschen Team zusammengebaute Einheit versagte. Hätte nur eines der vielen, der im Saturn gebündelt zur Anwendung gelangten Triebwerke nicht funktioniert, wäre der Start fehlgeschlagen. Insgesamt waren es 10 Saturn I, 9 Saturn IB und 13 Saturn V Starts. Schon die dritte Saturn V trug Apollo 8 zu Weihnachten 1968 zur 10-fachen Mondumkreisung und die 6. Saturn V am 16. Juli 1969 Apollo 11 zur ersten Mondlandung. Das deutsche Team war vom amerikanischen Volk hochgeachtet und v. Braun wurde anerkennend und liebevoll als "Mr. Space" bezeichnet.
Huntsville war zur Hochburg der amerikanischen Raumfahrt geworden. Auch ein Grund für den Erfolg war die allgemeine Weltraum-Euphorie der amerikanischen Bevölkerung und die volle Unterstützung des Projektes vor allem durch Präsident John F. Kennedy und seinen Nachfolger Lyndon B. Johnson. Des letzteren Ansicht: "Die erste Nation im Raum, ist die erste in der Welt; die zweite Nation im Raum, ist die zweite in der Welt!" Diese Haltung kulminierte in den bemannten Mondlandungen und einer Reihe anderer spektakulärer Erfolge, wie z. B. die Marslandung etc. Ein weiterer Grund für diesen Erfolg des deutschen Teams war ohne Zweifel v. Brauns technisches Management. Er vertrat den Standpunkt und führte ihn konsequent durch, daß sein Team ausreichend interne Fähigkeiten besitzen mußte, um die technischen Details eines gewünschten Produkts exakt formulieren zu können. Der Kontraktor, der das Produkt herstellen sollte, und 90% der benötigten Teile wurden von der Industrie hergestellt, war bei dieser Aufgabe zu beraten, zu unterstützen und zu überwachen. Jede angelieferte Komponente wurde vor Verwendung von den deutschen Ingenieuren genauestens überprüft. Außerdem hatte das Center sofort helfend einzugreifen, wenn es zu Problemen oder Fehlschlägen kommen sollte. Diese Methode sicherte die Qualität des fertigen Produkts und ermöglichte eine genaue Kostenkontrolle. Die Arbeiten hielten sich streng an das Budget und Kostenüberschreitungen, wie sie später gang und gäbe wurden, waren selten. Außerdem erlaubten die betriebsinternen ("inhouse") Fähigkeiten, ein rasches Reagieren zu geringsten Kosten, falls Änderungen gemacht werden mußten.
Die wichtigsten weiteren Beiträge zum Fortschritt der Raketentechnik des deutschen Teams können hier nur kurz angedeutet werden: Luftgelagerte Kreisel; Inertialsteuerung; Überschall-Windtunnel; Raketentriebwerke mit variablem Schub für flüssige Treibstoffe; Unterwasserstart von Raketen; Turbopumpen für kryogene Flüssigkeiten; elektronische Rechenanlagen u. a. m. Wie schon beschrieben, brachten sie den ersten US-Sateliten (Explorer I) in einen Orbit; waren maßgeblich beteiligt an der ersten US-Mondsonde, dem Erststart eines Amerikaners (Alan Shepard) in den Weltraum; der Entwicklung des ersten Mondautos und der ersten US-Raumstation (Skylab). Es ist leider nur zu verständlich, daß diese Erfolge nicht nur Bewunderung, sondern auch den Neid und Haß gewisser Kreise auslösten. Letzterer machte sich beginnend mit den 70er Jahren mehr und mehr bemerkbar, aber davon später.
Immer wieder werden die enormen Kosten der Raumfahrt und Forschung (25 Milliarden Dollar) von politischen Opportunisten kritisiert, die ihrer Meinung nach besser für die Linderung sozialer Nöte gedient hätten. Verschwiegen oder vergessen wird dabei, daß gerade die Raumforschung enorme "spin-offs" (= unerwartete Gewinne) mit sich brachte, die etwa das 8-fache der Ausgaben wieder eingebracht haben, obwohl das politisch motivierte Apollo-Programm gar nicht dafür ausgelegt war. Die in ihm erarbeiteten Innovationen haben weltweit Hochtechnologie-Märkte erobert, von Solarzellen und Verbundwerkstoffen bis zu digitalen Bildverarbeitungstechniken der Computer-Tomographen, die jetzt in jeder besseren Klinik anzufinden sind. Inzwischen sind es weit über 30.000 neue Produkte aus der Raumfahrt, die allen Menschen, nicht nur den Amerikanern, zugute kommen. Außerdem geht es auch um Arbeitsplätze. Zur Zeit der Blüte schuf Apollo bei der NASA und in mehr als 20.000 Betrieben über 400.000 Jobs, und an über 200 Universitäten waren Lehrpersonal und Studenten beteiligt.
Die USA stand wirtschaftlich, politisch und im Ansehen auf der Höhe und die Stimmung des Volkes war zuversichtlich und euphorisch. Heute, mit all den Sparmaßnahmen, hat sie ein Heer von Arbeitslosen, vielleicht 20% - es hängt von der Methode der Zählung ab, mit welcher Zahl man aufkommt! -, und ein großer Teil, der in "soziale Projekte" gesteckten Steuergelder scheint effektlos in vermißwirtschafteten Projekten und Unterschlagungsskandalen zu versiegen. Besonders in jenen, die von "Minoritäten" für Minoritäten geleitet sind. Nur die Misere der Armen, die Kriminalität, der Drogenmißbrauch, das Analphabetentum etc nehmen zu. Acht Millionen Obdachlose in "Gottes eigenem Land"!, und diese werden nicht zu den Arbeitslosen gerechnet.
Die goldene Zeit der Raumfahrttechnik waren hauptsächlich die 60er Jahre. Selbst Anfang der 70er Jahre hatte NASA noch große Pläne, wie z. B. eine bemannte Marsexpedition, eine Basis auf dem Mond, Raumstationen um Erde und Mond, die mit Hilfe des space shuttles und Saturn V in den Orbit gebracht werden sollten. Die Marsfähren sollten mit nuklearen Triebwerken ausgestattet sein und 12 Mann Besatzung haben. All dies sollte bis spätestens Anfang der 90er Jahre geschehen. Leider wurden diese Programme nicht nur gestrichen, sondern es wurden auch die Anlagen und Maschinen zur Fabrikation der Saturn V, Nerva etc. demontiert, verschrottet oder zu Schleuderpreisen an die Industrie verkauft. Die Marsmission ist heute fraglicher als damals. Diese Programme wieder zu beleben würde wahrscheinlich teurer kommen, als wieder ganz von vorne anzufangen.
1970 verließ v. Braun Huntsville, um, wie er sagte, in dem NASA-Hauptquartier in Washington direkt an der Planung von Raumprojekten teilzunehmen. Diese Begründung ist umstritten. Seine Mitarbeiter vermuten, daß die drastischen Kürzungen des NASA-Budgets durch die Nixon-Administration, die anscheinend wenig Liebe für die Raumfahrt aufbrachte, der wahre Grund dazu waren. Ausschlaggebend für das Erlahmen des Interesses an der Raumfahrt war auch, daß die Russen es ablehnten, im "space-race" (auf Deutsch um das Wettrennen um die Vorherrschaft im Raum) amerikanischen Stils mitzumachen und es damit so aussah, als ob die Amerikaner "gewonnen" hätten. Daher war mit Raumforschung kein politisches Heu mehr zu machen, und aus der Sicht eines amerikanischen Präsidenten waren die Vergabe von Steuergeldern für solche Zwecke politisch unklug, da sie kaum zu seiner Wiederwahl beitragen würden.
Dr. Eberhardt Rees übernahm die Führung und leitete das Center im Sinne v. Brauns bis 1973, als auch er resignierte und, sehr zum Bedauern der Belegschaft, den Abschied nahm. Unter Rees gab es noch einige große Erfolge, z. B. die Starts von Apollo 15, 16 und 17, doch waren die Grundlagen dazu schon in den 60er Jahren gelegt worden, und das Ganze war mehr wie das Ausrollen eines schon früher in Bewegung gesetzten Wagens.
Es folgte Rocco Petrone. Er war in West Point ausgebildet worden und hatte die Allüren eines Herrschers. Kritik oder Widerspruch vertrug er nicht. Er schien es besonders auf die Deutschen abgesehen zu haben. Als Washington eine Verkleinerung der Belegschaft verlangte, wurden hauptsächlich die Deutschen von dieser Anordnung betroffen. Sie konnten zwischen Entlassung, vorzeitigem Ruhestand oder drastischer Zurückstufung wählen. Offenbar hatte Petrone vom Hauptquartier Anweisungen erhalten, das Center zu "amerikanisieren". Er führte diese Aufgabe wie einen militärischen Befehl aus, ohne Rücksicht auf den Schaden, den er anrichtete. Als Petrone nach einem Jahr wieder ging, arbeiteten nur noch wenige Deutsche dort und nur noch zwei in verantwortlichen Positionen. Die Effektivität des Centers war gebrochen. Seine Nachfolger waren nicht in der Lage, den angerichteten Schaden zu beheben und wieder ein produktives Center zu errichten. Petrones Abbaumaßnahmen hatten sich nicht nur auf die Reduzierung der Personalstärke beschränkt, sie führten auch zu tiefgreifenden Änderungen der Management-Philosophie. Unter der neuen Regelung wurden die "inhouse"-Fähigkeiten so gut wie eliminiert. Werkstätten, Versuchsgelände und Labors standen bald leer. Die Folgen dieser "Einsparungen" ließen nicht lange auf sich warten. Von fünf Satellitenstarts gelingen noch zwei, obwohl alte, schon vorher erprobte und im Vergleich zu Apolloflügen recht einfache Systeme benutzt werden. Die NASA ist in den USA zum Sinnbild der Unfähigkeit und Geldverschwendung, zum Gespött geworden. "Spotlight", eine konservative Zeitung, konstatierte vor einigen Jahren: "... seit die Deutschen weg sind, geht in der NASA nichts mehr!" Die führenden Stellungen sind jetzt zum größten Teil von Juden besetzt. Bestechungsskandale, Budgetüberschreitungen, Mißwirtschaft und Superbürokratie sind an der Tagesordnung. Die Arbeit ist praktisch auf reine "Verwaltung", d. h. Büroarbeit, beschränkt. Beinahe alle technischen Aufgaben werden an die Industrie vergeben, kaum etwas wird noch von der NASA selbst fabriziert. Den Abschuß von Satelliten in Umlaufbahnen vergibt die Privatindustrie in steigendem Maße an Rot-China, oder ESA, weil es billiger kommt und vor allem zuverlässiger ist. Eine Aufgabe von der Größe des Apolloprojekts wäre mit heutigem Personal und Mitteln nicht möglich und könnte auch nicht durch riesige Steuergeldinfusionen erzwungen werden. Diese Methode, mit der die USA bis dato große technische Probleme von nationaler Bedeutung anging, erfordert zunächst die Ausbildung kompetenter Fachkräfte, etwas, was seit etwa 25 Jahren total vernachlässigt wurde. Auch die Art und Weise, in der die "aerospace" Fachkräfte in USA behandelt wurden, hat das Vertrauen in diese Industrie erschüttert. Nur wenige Absolventen von Universitäten streben heute eine Karriere auf diesem Gebiet an, vorausgesetzt, daß überhaupt solche Jobs angeboten werden.
V. Braun erging es im NASA-Hauptquartier in Washington nicht viel besser. Bald wurde er nicht mehr zu Beratungen zugezogen, seine Meinung war nicht gefragt. Verbittert verließ er nach zwei Jahren die NASA, um in der Privatindustrie für die Firma Fairchild zu arbeiten. Am 16. Juni 1977 verstarb er, 65jährig, an einem Krebsleiden. Seine und seines Teams Leistungen, die wesentlich zum Aufmöbeln des Ansehens der USA beigetragen haben, werden kaum noch erwähnt. Die deutschen Fachwissenschaftler sind zum Anathema geworden. Langsam, aber stetig an Schwung zunehmend, wird von den Medien eine Hexenjagd auf alles Deutsche in den USA gemacht. Man findet gelegentlich bereits die Meinung in der Presse, es sei eine nationale Schande, daß an dem größten technischen Erfolg des Jahrhunderts, der Mondlandung, ein Haufen von deutschen "Kriegsverbrechern" beteiligt war. Von Karman ein ungarisch-jüdischer Aerodynamiker, der kaum etwas mit Raketen zu tun hatte, wird jetzt zum "Vater der Raumfahrt" von der US-Presse hochgejubelt.
Am übelsten wurde Dr. Arthur Rudolph mitgespielt. Er war der Leiter der Fertigung in MSFC und somit direkt verantwortlich für die Erfolge der Saturn V-Entwicklung und Fertigung. Er bekam auch höchste Anerkennungen von der damaligen amerikanischen Regierung. Trotzdem fanden die Beamten des OSI (Office of Special Investigations) ein von der US-Kongreßabgeordneten Behr Abzug ins Leben gerufenen Deptartment zur Aufspürung von Nazi-Kriegsverbrechern, alles Juden, die sich mit der Aufspürung von "Nazikriegsverbrechern" befassen, heraus, daß Dr. Rudolph auch technischer Leiter der V2-Fertigung im sogenannten Mittelwerk in Nordhausen war, wo u. a. auch Juden des KZ Dora eingesetzt waren. Obwohl ihm nichts Nachteiliges nachzuweisen war, wurde er vor die Wahl gestellt, das Land zu verlassen und seine US-Staatsbürgerschaft aufzugeben, oder sich einem langwierigen und kostspieligen Gerichtsverfahren zu unterziehen. Dies ist gegenwärtig die übliche, hauptsächlich von den Juden angewandte Methode, Opponenten auszuschalten und finanziell zu ruinieren, da letztere meist nicht reich genug sind, um langwierige Gerichtsverfahren durchzustehen. In seinem fortgeschrittenen Alter zog er das erstere vor.
Ähnliche Schicksale erlebten die deutschen Fachkräfte in anderen NASA-Zentren, wie z. B. dem Goddard Space Flight Center in Washington D.C., wohin sie meist über die "organization paperclip" gekommen waren und durch ihre Arbeit diese zu wissenschaftlichen Hochburgen ausgebaut hatten. Wie bei MSPC wurden die besseren Positionen später meist durch Juden besetzt und heruntergewirtschaftet.
Adolf Oberth
Quellen:
Wer technisch interessiert ist, kann eine weitere Ausarbeitung von Dr. Adolf Oberth: "Grundsätzliches zur Raumfahrt" über die Schriftleitung beziehen. Umfang 31 Seiten, Ablichtungsverfahren, Preis DM 10,-/S 70,