Bücherschau
Dem Feind eine Fackel: Über den Bomben-Holocaust in Japan
Martin Caidin, A Torch To The Enemy, Ballantine Books, New York 51984, 160 S.
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Eine Mutter und ihr Kind im Tokioer Viertel Honjo, 10.3.1945. |
Vom Standpunkt der deutschen Zivilbevölkerung aus betrachtet war es ohne Zweifel ein Vorteil, daß es die Vereinigten Staaten im Zweiten Weltkreig als ihre wichtigste Aufgabe ansahen, das Dritte Reich zuerst in die Knie zu zwingen, bevor man sich dem anderen Feind im Westen, Japan, zuwandte. Auf diese Weise blieb den Deutschen nicht nur die Atombombe erspart, sondern im wesentlichen auch der Schrecken, den der größte Bomber des Zweiten Weltkrieges in Japan verbreitete: die B 29 »Superfortress«. Martin Caidin schildert in seinem im Jahre 1960 erstmalig publizierten Buch nicht nur die Geschichte dieses Bombers, sondern vor allem Geschichte und Folgen des Bombenkrieges gegen Japan, ein Kapitel, das insbesondere in Deutschland kaum bekannt ist.
Laut Caidin wurde die Entwicklung eines Langstreckenbombers in den USA ab dem Jahre 1938 vorangetrieben, also ein Jahr vor Beginn des Polenfeldzuges. Als Begründung gibt Caidin an, die USA haben damals befürchtet, das Dritte Reich würde in Südamerika durch gewaltsame Eroberungen oder durch Bündnisse Luftbasen schaffen, die die USA bedrohen könnten (S. 25). Caidin schreibt, als ob er noch 1960 von dieser Begründung überzeugt wäre, obwohl man heute weiß, daß derartige Szenarien nicht den geringsten Bezug zur Realität hatten, sondern nur der (Vor-)Kriegspropaganda der USA entstammten.
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Am 2.8.1945 bombardieren 850 B-29-Bomber die Stadt Toyama mit 6.600.000 kg Brandbomben. 98,6% der Stadt werden vernichtet; es gibt so gut wie keine Überlebenden. |
Tokio am Morgen nach dem Luftangriff in der Nacht des 10. März 1945. Dem dreistündigem Brandbombardement fielen schätzungsweise 130.000 Menschen zum Opfer. |
Stadt Zerstörung [%] |
Stadt Zerstörung [%] |
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Toyama |
98,6 |
Tokuyama |
48,3 |
Fukui |
86,0 |
Sakai |
48,2 |
Tokushima |
85,2 |
Saga |
44,2 |
Fukuyama |
80,9 |
Chosi |
44,2 |
Kofu |
78,6 |
Utsunomiya |
43,7 |
Kuwana |
75,0 |
Numazu- |
42,3 |
Ilitachi |
72,0 |
Shimizu |
42,1 |
Gifu |
69,9 |
Kure |
41,9 |
Okayama |
68,9 |
Sasebo |
41,4 |
Mito |
68,9 |
Ujiyamada |
41,3 |
Toyohashi |
67,9 |
Chiba |
41,0 |
Takamatsu |
67,5 |
Nagoya |
40,0 |
Shizuoka |
66,1 |
Ogaki |
39,5 |
Tsuriga |
65,1 |
Shimonoseki |
37,6 |
Hachioji |
65,0 |
Omuta |
35,9 |
Nagaoka |
64,9 |
Kawasaki |
35,2 |
Maebashi |
64,2 |
Osaka |
35,1 |
Matsuyama |
64,0 |
Yokkaichi |
33,6 |
Imabari |
63,9 |
Omura |
33,1 |
Kagoshima |
63,4 |
Okazaki |
32,2 |
Hammamatsu |
60,3 |
Kumamoto |
31,2 |
Tsu |
59,3 |
Aomori |
30,0 |
Yokohama |
57,6 |
Oita |
28,2 |
Ichinomiya |
56,3 |
Miyakonojo |
26,5 |
Isezaki |
56,1 |
Miyazaki |
26,1 |
Kobe |
55,7 |
Nobeoka |
25,2 |
Kochi |
55,2 |
Fuknoka |
24,1 |
Kumagaya |
55,1 |
Moji |
23,3 |
Uwajima |
54,2 |
Sendai |
21,9 |
Tokio |
50,8 |
Yawata |
21,2 |
Akashi |
50,2 |
Ube |
20,7 |
Wakayama |
50,0 |
Amagasaki |
18,9 |
Himeji |
49,4 |
Nishinomiya |
11,9 |
Hiratsuka |
48,4 |
Auch in Bezug auf die Rechtfertigung des Flächenbombardements gegen japanische Städte erweist sich Caidin als gelehriger Schüler der offiziellen US-Doktrin, wenn er schreibt, daß sich das damalige Japan nur dann ergeben hätte, wenn sein industrielles Potential hoffnungslos geschwächt und sein Volk vom Kriege ernsthaft getroffen worden sei (S. 22f.). Um beides zu erreichen, sei es notwendig gewesen, die großen japanischen Städte völlig auszulöschen, da annähernd jeder japanische Haushalt eine kleine Werkstätte gewesen sei (»shadow factory«), die wichtige Kleinteile für die Kriegsindustrie produziert habe (73f.). Wäre eine derartige Argumentation völkerrechtlich zulässig, so wäre es möglich, im Kriege feindliche Völker auszurotten, da sich derart einfach nachweisen läßt, daß jedes Mitglied eines Volkes irgendwie zur Kriegsmaschinerie seiner Nation beiträgt. Derartige Argumentationen waren aber weder damals zulässig noch sind sie es heute, so daß auch Caidin nicht an dem Faktum vorbeigehen dürfte, daß die amerikanischen Bombardements in Japan und in Europa ein Kriegsverbrechen darstellen. Auch das weitverbreitete Argument, man habe mit dieser Kriegsführung das Blut vieler Soldaten geschont, ist irreführend und unzulässig, denn statt dessen hat man auf schlimmste Weise Hab und Gut, Leben und Gesundheit vieler japanischer Zivilisten geopfert.
Das Verdienst Caidins liegt aber ganz woanders, nämlich darin, daß er durch seine Schilderung der Auswirkungen der US-amerikanischen Bombardements dem Westen ins Bewußtsein gerufen hat, wie sehr Japan durch sie zerstört wurde und wie viele Japaner auf entsetzliche Weise darin umkamen.
Die Wirkung der US-Bombardements war in Japan aus vielerlei Gründen weitaus verheerender als jene in Deutschland:
Der erste große Luftangriff mit dreistündigem ununterbrochenen Brandbombardement auf Tokio am 10. März 1945 forderte daher mindestens 130.000 Tote, vergleichbar nur noch mit dem Schicksal Dresdens. Betroffen waren vor allem die dicht besiedelten Armenviertel Tokios, wo etwa 20.000 Menschen pro km2 lebten. Insgesamt war Tokio bis Ende Mai 1945 sieben solcher Angriffe ausgesetzt mit ständig steigender Bombenlast. Am Ende waren 50% aller Gebäude der 7-Millionen-Stadt restlos zerstört. Die menschlichen Verluste jedoch gingen mit jedem weiteren Angriff zurück, da die Menschen mehr und mehr aus den Städten in die umliegenden Berge flohen.
Kennzeichnend für den aus dem ersten Bombardement Tokios hervorgerufenen Brand war, daß hier nicht wie in deutschen Städten ein Feuersturm ausbrach. Bei einem Feuersturm wird die Luft um einen Brandherd herum in das Feuer hineingesaugt, was immerhin den Vorteil hat, daß sich das Feuer flächenmäßig nicht ausbreitet. Erkauft wird dies allerdings damit, daß die Opfer, die im Brandherd Zuflucht in Schutzräumen gefunden hatten, an Sauerstoffmangel bzw. CO-Vergiftungen starben, da das Feuer allen Sauerstoff konsumiert hatte.
Durch einen zur Angriffszeit in Tokio herrschenden starken Wind von 40 bis 100 km/h kam es hier zu einer Feuerwalze, wie sie sonst nur bei Waldbränden bekannt ist: Vom Wind angefacht breitet sich das extrem heiße Feuer in Windrichtung aus, wobei alles in seiner Nähe durch die unglaubliche Hitze explosionsartig in Flammen aufgeht. Menschen, die in den wenigen vorhandenen Betonhäusern Schutz gesucht hatten, wurden durch die Umgebungshitze wie in riesigen Backöfen bei lebendigem Leibe gebraten. Menschen, die in Wassertonnen, Schwimmbädern und Kanälen Schutz gesucht hatten, wurden bei lebendigem Leibe in siedendem Wasser gekocht.
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Diese Menschen suchten im Keller einer Schule in Tokio Schutz. Sie wurden darin bei lebendigem Leibe gebraten. 90% der Bombenopfer konnten niemals identifiziert werden. |
Die Straßen von Tokio am Morgen des 10. Mai 1945: Über 100.00 Menschen wurden in diesem Holocaust bei lebendigem Leibe verbrannt, häufig bis auf die Knochen. |
Am Ende dieses Terrors, zu dem die beiden Atombomben lediglich 3% der zerstörten Fläche beigetragen haben, waren alle japanischen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern und viele Städte mit weniger als 100.000 Einwohnern dem Erdboden gleichgemacht. Die Tabelle zeigt den Grad der Zerstörung japanischer Städte, die den Massenbombardements der B 29-Bomber ausgesetzt waren, also ohne die Atombomben-Opfer Hiroshima und Nagasaki. In nur 5 Monaten zwischen Mitte März und Mitte August 1945 gelang es den USA durch ihren Bomben-Holocaust (der Begriff wird von Caidin selbst verwendet, S. 7, 10, 113, 149, 154f.), Japan zweimal so viele Zivilverluste zuzufügen, wie es im ganzen Krieg Soldaten im Felde verloren hatte. In Deutschland war das Verhältnis annähernd umgekehrt. Besonders dramatisch war das Schicksal der Stadt Toyama, deren gesamtes Stadtgebiet mit Brandbomben eingedeckt wurde, so daß nur wenige Gebäude am Rande der Stadt erhalten blieben. In der Stadt gab es praktisch keine Überlebenden.
So makaber es klingen mag, aber Deutschland kann froh sein, daß die B 29 »Superfortress« erst gegen Ende 1944 einsatzbereit war. Denn es hätte alles noch viel schlimmer kommen können...
Angela Schneider
Über die Leiden eines Deutsch-Amerikaners im "demokratischen" Deutschland
Hans Schmidt, Jailed in "Democratic" Germany. The Ordeal of an American Writer, Guderian Books, Milton (FL) 1997, 490 S.
Am 10. März 1996 um 1910 Uhr sprach der bundesdeutsche Justizminister Dr. Eduard Schmidt-Jortzig in einem Interview in der Sendung Ruge. NeunzehnZehn: "Ehrenschutz für Soldaten - Gesetz gegen die Meinungsfreiheit?" im deutschen Fernsehsender 3-SAT folgende Sätze, die einst noch einen Wendepunkt in der Geschichte markieren werden:
»Unsere Sicht von Meinungsfreiheit ist in der Tat anders als in den USA, das wissen Sie ja auch und haben vorhin schon darauf hingewiesen. Wir werden - und das finde ich einigermaßen bedrückend - binnen kurzem von den USA wegen unserer Bestrafung der Auschwitzlüge eine förmliche, hm, na, nicht 'ne Anklage, eine förmliche Rüge über die Vereinten Nationen bekommen, weil wir auf diese Art und Weise Meinungsfreiheit einschränken.«
Für den nicht eingeweihten Zuschauer müssen diese Worte recht unverständlich und vielleicht auch unverhofft gefallen sein. Hinter dieser Aussage des Justizministers steckt jedoch eine Entwicklung, die sich seit Inkrafttreten des §130 Strafgesetzbuch neuer Fassung (Volksverhetzung) im Dezember 1994 zusehends verschärft hat.
Anlaß für des Ministers Äußerung war die Festnahme des in Deutschland geborenen US-Bürgers Hans Schmidt am 9. August 1995 auf dem Frankfurter Flughafen. Die deutsche Staatsanwaltschaft warf Schmidt vor, er habe mit einem aus den USA versandten Offenen Brief durch die Wortwahl "judenverseucht" in bezug auf die deutschen Eliten das deutsche Volk gegen die Juden aufgehetzt.
Nun mag man über derart - zumindest für deutsche Verhältnisse - unbedachte Wortwahl denken was man will, jedenfalls sind derartige Texte in den USA nicht strafbar. Schmidt jedoch wurde dafür in Deutschland bis Ende Januar 1996 in Unterschungshaft gehalten. Nach seiner Entlassung aus der U-Haft floh er in die USA und entzog sich somit dem Strafverfahren.
Das hier besprochene Buch beschreibt das ganze Hin und Her der Justizbehörden in diesem Fall, der leider, was Schmidt ausdrücklich erwähnt und anhand der Beschreibung anderer Fälle auch erläutert, inzwischen nur ein Fall unter vielen ist, bei denen Menschen in Deutschland für Meinungsäußerungen unter Umständen bis zu mehrere Jahre hinter Gitter wandern.
Besonders aufschlußreich ist, wie ungleich die USA ihre eigenen Bürger behandelt. Zur gleichen Zeit, als Schmidt in Deutschland im Gefängnis saß, engagierte sich die Frau des US-Präsidenten höchstpersönlich in China, um den dort gefangen gehaltenen US-Bürger Harry Wu frei zu bekommen. Wu hatte China mit falschen Papieren betreten, um die Bedingungen in Chinas Arbeitslagern auszuspionieren. Er hatte gleiches schon zuvor getan und das dabei gewonnene Material den Medien zugespielt. Während Wu schließlich aufgrund massiver Interventionen der USA frei kam, ließ die US-Botschaft in Bonn Schmidt mitteilen, daß sie nicht gedenke, in den Fall einzugreifen.
Für erheblichen Wirbel in den USA sorgten nur einige Freunde Schmidts, die an Flughäfen Flugblätter verteilten, in denen die Passagiere davor gewarnt wurden, daß sie unverhofft in Deutschland im Gefängnis landen könnten. Die durch das Engagement von Schmidts Freunden in den USA verursachte Unruhe wird wahrscheinlich dazu beigetragen haben, daß es bezüglich der Beschränkung der Meinungsfreiheit und der unrechtmäßigen Inhaftierung amerikanischer Staatsbürger in Deutschland zu einer entsprechenden Anfrage im US-Kongress kam. Diese wurde jedoch - möglicherweise wegen des Druckes bestimmter Lobbyisten - nicht weiter verfolgt.
Daß der deutsche Justizminister diesen Sturm im Wasserglas fälschlich zu einer Rüge der UNO hochstilisierte, mag Einblick in seine Psychologie geben. Jedenfalls folgte auf des Ministers Schreckenszenario gleich ein Dementi aus dem Ministerium: die entsprechende Initiative im US-Kongress sei noch nicht weit gediehen.
Germar Rudolf
Der Titel sagt alles aus: Jüdische Macht: Im Inneren des amerikanisch-jüdischen Establishments
J.J. Goldberg, Jewish Power: Inside the American Jewish Establishment, Addison-Wesley, Reading, (MA) 1996, 374 S., $ 25,-.
Dieses Buch ist ein typischer Vertreter jener Art von Veröffentlichungen, die immer häufiger werden: die Tatsache jüdischer Macht wird eingestanden, aber jeder Verdacht von Illoyalität oder gar Verschwörung wird zurückgewiesen. Das vorliegende Buch, verfaßt vom Sohn des Alt-UN-Botschafters und Richters am Obersten Gerichtshof der USA, Arthur Goldberg, ermöglicht einen aufschlußreichen, wenngleich auch irreführenden Einblick in die Präsenz jüdischer politischer Macht in den USA, insbesondere seit dem Jahr 1967.
Das Jahr 1967 ist in der Tat ein Schlüsseljahr. Goldberg liefert zwar wertvolle Informationen über die erste große Einflußnahme amerikanisch-jüdischer Organisationen während des Ersten Weltkrieges und danach, aber er geht - aus gutem Grunde - nicht zu sehr auf die zionistische Präsenz während der Versailler "Verhandlungen" ein oder auf den Würgegriff des Rabbi Stephen Wise und des Richters Brandeis gegenüber Präsident Woodrow Wilson. Statt dessen macht er den Leser glauben, die mächtige jüdische Lobby sei erst nach dem Sechstagekrieg Israels gegen seine arabischen Nachbarstaaten erschaffen worden, also recht neuen Ursprungs.
Oberflächlich betrachtet erscheint dies auch plausibel. Wie Goldberg richtig anmerkt, war die US-Militärhilfe vor den Präsidentschaften von John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson relativ niedrig. Tatsächlich war Richard Nixon derjenige, der die "besonderen Beziehungen" in der Außenpolitik einführte, indem er Israel zum Bollwerk gegen den Kommunismus im Nahen Osten ausbaute. Die US-Hilfen für Israel wucherten somit erst unter Nixon und Kissinger.
Goldberg berichtet offenherzig über die langjährige jüdische Unterstützung der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Er schildert bis ins Detail, wie radikale Juden wie Abraham Moslow und Isaiah Minkoff mit Unterstützung des American Jewish Congress und anderer Organisationen die treibende Kraft in der Kampagne waren, die schließlich im Jahre 1952 das sogenannte McCarran-Gesetz zu Fall brachte. Dieses Gesetz beschränkte die Zuwanderung in die Vereinigten Staaten auf Angehörige der nördlichen europäischen Nationen. Er bestätigt damit, was viele Autoren des rechten Flügels schon Jahre zuvor aufgezeigt hatten.
Auf komplizierte Weise wird die jüdische Finanzmacht und ihr Einfluß auf die amerikanische Israelpolitik beschrieben. Goldberg zeigt, wie die jüdischen "Neo-Konservativen" mit der traditionell sozialliberalen, von Juden finanzierten Demokratischen Partei brachen, um Israel zu unterstützen, das Thema Nummer eins, um daß sich jeder amerikanische Jude zu kümmern habe. Auch die Auswirkungen der Machtübernahme des rechten Likud-Blocks in Israel im Jahre 1977 auf diese Mentalität des "Israel über alles" wird aufgezeigt. Goldberg skizziert in dem Zusammenhang einige Organisationen wie den AIPAC (American-Israel Public Affairs Committee), die Konferenz der Präsidenten der großen jüdischen Vereinigungen (Conference of Presidents of Major Jewish Organizations) und anderer wichtiger jüdischer prozionistischer Vereinigungen und ihre Eigentümlichkeiten.
Die komplizierten Verflechtungen der jüdischen Organisationen war Außenstehenden immer schon ein Rätsel, so daß Jewish Power mit seinen Erklärungen über organisatorische Strukturen sehr nützlich ist.
Zunächst einmal gibt es da die Verteidigungsorganisationen, wozu der American Jewish Congress und die Anti-Defamation League von B'nai B'rith zählen (ADL). Es war voraussehbar, daß Goldberg diese Gruppen als gänzlich tugendhaft darstellt, die sich weltweit ausschließlich dem Schutz der Juden vor Beleidigungen und Angriffen widmen. Daß zu diesem sehr großzügig ausgelegten Zwecke nicht immer legale Mittel angewandt werden, erwähnt Goldberg freilich nicht. So wurde, um nur ein Beispiel zu nennen, bei einer Hausdurchsuchung in San Francisco entdeckt. daß die ADL vertrauliche Regierungsdaten gestohlen hatte, um damit US-Bürger auszuspionieren (San Francisco Chronicle, 9.4.1993; San Francisco Bay Guardian, 5.10.1994).
Am wichtigsten ist freilich die Finanzierung der verschiedenen jüdischen Organisationen durch massive Unterstützungen seitens des United Jewish Appeal (Vereinigter Jüdischer (Spenden-)Aufruf). Nach Goldbergs Worten ist dieser etwa 50 Jahre alte Mechanismus »der zentrale Motor, der alle anderen Teile der Maschine des Namens organisierte amerikanische jüdische Gemeinde antreibt.« Der United Jewish Appeal hat ein Jahresbudget von etwa 4 Milliarden US-Dollar (7 Mrd. DM). Er läßt keinen Zweifel daran aufkommen, daß die Juden eine eigenständige, international organisierte Nation sind. So spendet dieser Fonds beispielsweise 300 Millionen US-Dollar jährlich für die Jewish Agency in Palästina. Die Jewish Agency ist als Teil der World Zionist Organization (Weltweite Zionistenvereinigung), verantwortlich für die Siedlung und Expansion der Siedlungstätigkeit im besetzten Westjordanland.
Jewish Power berichtet die Dinge aus einem philosemitischen oder besser gesagt philojüdischen Blickwinkel. Von der ersten Seite an verficht Goldberg die These, daß die Juden nur ihre Rechte in der pluralistischen Demokratie wahrnehmen, wenn sie sich organisieren, um ihre jüdischen Gruppeninteressen von ihren Interessen als US-Bürger abzutrennen oder sie gar über letztere zu stellen. Das Buch erwähnt die frühen jüdischen Einwände nicht, die besonders in Großbritannien zur Zeit der Balfour Declaration gegen den Zionismus geäußert wurden, da letzterer die Juden im Zwielicht doppelte Loyalität erscheinen ließ. Jeder Leser von Goldbergs Buch kann erkennen, daß diese Befürchtung wohlbegründet war.
Jewish Power gesteht ein, was wirklich nicht bestritten werden kann, ohne allerdings ungünstige Schlußfolgerungen zu ziehen. Goldberg gesteht zum Beispiel ein, daß die Medien tatsächlich durchsetzt sind mit Juden, aber er meint, daß dies höchstens zu geringfügigen Verzerrungen führe, die zudem durch das Judentum ständig bekämpft würden, indem man sich strikt an die journalistische Objektivität zu halten versuche. Er versucht den Leser sogar dazu zu überreden, die manchmal an Israel geübte Kritik jüdischer Journalisten wie Mike Wallace als zu harsch einzustufen. All dies hört sich gut an, aber es erklärt nicht, warum bestimmte Fakten, die für Israel äußerst schädlich sind, wie etwa die deutsch-zionistische Kollaboration der 30er Jahre, niemals thematisiert werden, wohingegen der "Holocaust", also die angebliche "Vernichtung" von sechs Millionen Juden unter Adolf Hitler, fortwährend aufgetischt wird.
Jewish Power ist eine Art Sicherheitsventil. Es bietet eine halbwegs plausible Erkärung für das sichtbare Wuchern der jüdischen Macht in den letzten Jahrzehnten an, ohne dabei die gut dokumentierten, aber weniger sichtbaren Einflüsse der gleichen Macht in der Vergangenheit zu enthüllen. So wird vom Autor zum Beispiel folgendes mit Schweigen übergangen: die führende Rolle der Juden bei den weltweit stattfindenden kommunistischen Revolutionen am Ende des Ersten Weltkrieges; die Rolle der Juden beim Zustandekommen des Versailler Diktats; die sozialistische Politik des "(J)New Deal" durch F.R. Roosevelt in den dreißiger Jahren; die jüdische Regie hinter den Kulissen der alliierten Siegertribunale in Nürnberger nach dem Zweiten Weltkrieg; die gewaltsame Verteibung der Britischen Mandatsmacht aus Palästina.
Im Gegensatz zu Goldbergs Behauptung ist die jüdische Macht kein neues Phänomen. Was die jüdische Macht heute von früheren Zeiten unterscheidet, ist, daß sie keine ernsthaften Gegner mehr hat. In diesem Sinne enthüllt der Titel des Buches mehr als sein Inhalt.
Lawrence Nevers
Simon Sheppard, On the book of Frank, The Heretical Press, Hull 1997, 45 S.
Wieviele Bücher und Broschüren wurden nicht schon über das Tagebuch der Anne Frank geschrieben, und wie viele davon glänzten durch moralisches Engagement und mangelnde Kenntnisse? Das Tagebuch der Anne Frank ist ähnlich wie das Wannsee-Protokoll ein Symbol für die NS-Judenverfolgung und für deren Vernichtung. Da die Judenverfolgung von niemandem bestritten wird und beide "Dokumente" zur NS-Judenvernichtung keine Aussagen machen, mithin also nicht zu deren Beweis taugen, gibt es eigentlich keinen Grund, sich über diese "Dokumente" zu streiten.
Die Wirklichkeit sieht gleichwohl anders aus. Die Authentizität dieser Dokumente anzuzweifeln empfindet die eine Seite als Entweihung von Heiligtümern, die andere dagegen als Befreiungskampf gegen freiheitseinschränkende Dogmen.
Simon Sheppard hat versucht, die vielfältigen Einwände gegen das Tagebuch der Anne Frank auf haltbare Punkte zu reduzieren. Im wesentlichen kann man die dazu nötigen Fakten der 1989 vom niederländischen Anne-Frank-Institut herausgegebenen kritischen Edition des Tagebuches entnehmen. Demnach gliedern sich die von Anne Frank hinterlassenen Schriften grob betrachtet in drei Gruppen. Da gibt es zunächst die ursprünglichen Tagebuchaufzeichnungen zwischen 12. Juni 1942 und 1. August 1942. Als zweites gibt es ein von Anne selbst im Zeitraum vom 20. Mai bis 1. August 1944 überarbeitetes Tagebuch, eine Art Lose-Blatt-Sammlung, sowie drittens einen von ihr geschriebenen Roman.
Die von Anne überarbeitete Fassung diente später als Grundlage für das publizierte Tagebuch, allerdings erst, nachdem der Vater Annes, Otto Frank, das Werk nach dem Kriege seinerseits gründlich überarbeitet hatte. Es ist anzunehmen, daß im Zuge dieser Überarbeitungen jene berühmten Kugelschreiberzusätze und Korrekturen hinzugefügt wurden, die das BKA vor 11/2 Jahrzehnten in einem Gutachten zu dem Schluß kommen ließen, diese Zusätze könnten nicht von Anne stammen, da Kugelschreiber erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa Verbreitung fanden. Der aus diesem Faktum häufig gezogene Schluß, die ganzen Aufzeichnungen seien gefälscht, schossen allerdings weit über das Ziel hinaus.
Der Inhalt sowohl des ursprünglichen als auch des überarbeiteten Tagebuches ist eine Mischung aus Erlebtem und Phantasiertem, wobei die Phantasien ihren Ursprung in der »schwatzhaften« Natur Annes sowie in ihrer Gefangenenpsychose hatten, von der wahrscheinlich die ganze Menschengruppe betroffen war, die sich in Amsterdam mehr als zwei Jahre in einem Hinterhaus versteckt hielt.
Frank Weidenfeld