Einheit 731 oder wie man einen Holocaust zum Verschwinden bringt

Ein „historisch unkorrekter" deutsch-japanischer Vergleich

Von Minoru Reich-Sato

Japan hat wie Deutschland den Zweiten Weltkrieg verloren. Seine Führer wurden genauso wie die deutschen vor ein Internationales Militärtribunal gestellt. Und dennoch ist in Japan alles anders. Dort gibt es keine pseudomoralische Selbstzerfleischung, keine pathologische Vergangenheitsbewältigung, keinen Selbsthaß. Wer in Deutschland nicht von den tatsächlichen oder angeblichen Greueln der Deutschen im Zweiten Weltkrieg spricht, wird einer massiven gesellschaftlichen Verfolgung ausgesetzt. Wer sie gar ganz oder teilweise abstreitet, muß damit rechnen, hinter Kerkermauern zu verschwinden. Wer hingegen in Japan von den (tatsächlichen oder angeblichen) Greueln der Japaner im Zweiten Weltkrieg spricht, muß damit rechnen, daß er wegen Nestbeschmutzung ausgegrenzt und - ja, soweit ist es schon gegangen - ermordet wird. Der Nationalstolz der Japaner scheint ungebrochen. Der Schlüssel für dieses Rätsel scheint neben Japan selbst auch in den USA zu liegen. Schließlich wurde Japan von den USA nur als Hebel benutzt, um gegen Deutschland zu Felde ziehen zu können. Nachfolgende Analyse zeigt die Unterschiede zwischen der japanischen und der deutschen Gesellschaft auf und versucht verständlich zu machen, warum Japans Geschichte so ganz anders behandelt wird.


1. Einleitung

10 Jahre Japan reichen nicht aus, um ein Japaner zu werden oder von den Japanern als einer unter ihnen vollständig akzeptiert zu werden. Es kann sogar sein, daß ein ganzes Leben nicht ausreicht. Ein Kollege von mir ist koreanischer Abstammung, aber in Japan geboren, mit Eltern, die einen japanischen Namen angenommen haben. Regelmäßig muß er seine Aufenthaltserlaubnis erneuern. Rassereiner Japaner wird man als »Gaijin« eben nicht! »Gaijin« sind alle Menschen die nicht Japaner sind, wörtlich übersetzt „Fremd-Mensch" oder „Außen-Mensch".

Aber 10 Jahre in Japan reichen aus, um ein wenig hinter die Kulissen und die Propaganda zu schauen, die von japanischen offiziellen und halboffiziellen Institutionen, aber auch von Einzelpersonen auf der ganzen Welt verbreitet wird, und um Japan etwas mehr so zu sehen wie es wirklich ist.

Japan ist anders, weil Japan anders sein möchte. Die Japaner haben eine spezielle Sparte von Literatur die sich »Nihonjinron« nennt und grob übersetzt so etwas wie „Diskurse über Japaner" bedeutet. Das Leitmotiv ist die Einzigartigkeit der japanischen Kultur, des japanischen Menschen, seiner Biologie, seiner Denkweise und nicht zuletzt seiner Sprache. Ein Klassiker der Nihonjinron ist das Buch von Dr. Tadanobu Tsunoda mit dem Titel Das Gehirn der Japaner (Nihonjin no No) das 1978 zum ersten Mal aufgelegt wurde.[1] Er erläutert in seinem Buch, wie er in vergleichenden Experimenten herausgefunden hat, daß Japaner ihr Gehirn fundamental anders benutzen als alle anderen Menschen dieser Welt. Nach Dr. Tsunoda hören Japaner Insektengeräusche, Tempelglocken und Schnarchen mit der linken Gehirnhälfte während „Westler" ihre rechte Gehirnhälfte dafür benutzen. Als Erklärung dafür bietet er die einzigartige japanische Sprache an, die, wenn sie von einem Menschen einer anderen Rasse von klein auf gesprochen würde, eben auch zu einer solcherart veränderten Gehirnbenutzung führen könnte. Nur schade, daß Koreaner und Chinesen sich nach Dr. Tsunoda auch wesentlich von Japanern unterscheiden sollen, sonst hätte ich fast an seine Thesen geglaubt!

Japaner werden von klein auf mit der Idee ihrer Einzigartigkeit vertraut gemacht, und die Thesen von Prof. Tsunoda haben mittlerweile Eingang in ausländische Reiseführer[2] über Japan und sogar in die japanische technische Literatur gefunden.[3]

Man muß den Japanern ja recht geben mit ihrer Einzigartigkeit, aber müssen sie sich denn so biologisch unwahrscheinlich klingende Dinge zur Erklärung ausdenken?

Japans Einzigartigkeit wird von den Japanern gern ins Mystische verklärt. Das, was die Japaner von anderen Kulturen unterscheidet, wird für die Japaner oft kritiklos zu einer guten Eigenschaft. Sie wollen sich unterscheiden und sie unterscheiden sich tatsächlich von anderen Völkern.

Seit den ersten Kontakten mit Japanern haben Ausländer den Fehler gemacht anzunehmen, daß Japaner ähnlich wie sie selbst denken, fühlen oder handeln würden. Sie tun es nicht!

2. Japan und Deutschland, ein „unmöglicher" Vergleich

Wer sich in Japan als Deutscher zu erkennen gibt, der wird alsbald freundlicher behandelt als ein Amerikaner (Japaner gehen zunächst meistens davon aus daß „Fremdmenschen kaukasischen Typs" Amerikaner sind). Gemeinsame ehemalige Waffenbrüder, auch heute noch verbunden. Und sind nicht so wichtige Stärken wie Disziplin und Arbeitsbereitschaft ein gemeinsames Merkmal beider Nationen?

Wer genau hinsieht, der stellt bald fest, daß es der Gemeinsamkeiten nur wenige gibt. Deutschland wurde nach dem Krieg zerteilt, Japan ist immer eine Einheit gewesen. Deutschland ist ein großes Land in der Mitte Europas mit vielen Nachbarn. Japan ist ein Inselreich östlich von Korea und China, und die Japaner gehen ganz und gar nicht davon aus, daß sie zu Asien gehören. Deutschland hat immer einen Austausch an Waren, Menschen und Ideen mit anderen Völkern Europas gehabt, Japan hat sich bewußt über Jahrhunderte hinweg abgeschlossen, bis die „schwarzen Schiffe" des Amerikaners Perry 1853 eine Öffnung des Landes erzwangen. In Deutschland wurde nach dem Zweiten Weltkrieg praktisch keine nationale Politik mehr gemacht, Japan hat nie etwas anderes als eine nationale Politik gemacht und wird auch in Zukunft freiwillig nie etwas anderes machen. Es waren Deutsche, die sowohl den Diesel-, den Otto-, den Wankel-, den Düsen-, den Raketenmotor etc. pp. erfunden haben, die Japaner haben über Jahrhunderte hinweg die Kunst des Kopierens vervollkommnet. Japan hat seit 1951 einen Friedensvertrag mit den USA, Deutschland noch nicht.

Japan ist anders als Deutschland. Hier in Japan kann man den heiligen Berg Fuji besteigen und freundliche Japaner kennenlernen, die die ehemalige japanische Kriegsflagge mit hinaufnehmen. Und man kann die japanische Flagge an schwarzen Bussen bewundern, die durch die Städte fahren. Aus ihren Lautsprechern tönt Marschmusik, oder auch Agitation, besonders wenn Rußland erneut eine Rückgabe der Kurileninseln von einem Friedensvertrag abhängig macht. Der japanische Alltag würde in Deutschland schon längst Volksverhetzung heißen. Und man sieht an belebten Stellen geparkte Busse, von deren Dach pro-japanische Propaganda gemacht wird. Die Themen sind immer die gleichen: Japan solle sich nicht zu sehr dem Einfluß aus den USA und Europa aussetzen, solle bei Verhandlungen mehr an seine eigenen Interessen denken, solle den Kindern mehr Nationalstolz beibringen usf.

Japan ist nationalistisch eingestellt und rechtslastig. Oder sollte man es patriotisch oder ganz vorsichtig pro-japanisch nennen? Es soll hier nicht als gut oder schlecht bewertet werden. Der wesentliche Punkt ist, daß es einen klaren Unterschied zu Deutschland gibt. Das, was das heutige Japan zu viel hat, das hat das heutige Deutschland zu wenig.

Japan und Deutschland kann man nicht gleichsetzen. Wer das tut, der wird der Wirklichkeit nicht gerecht. Japan ist auch nicht der natürliche Verbündete Deutschlands, sonst hätte Japan im Ersten Weltkrieg nicht „auf der anderen Seite" gekämpft und hätte nach dem Zweiten Weltkrieg weniger deutsche Produkte kopiert und weniger Industriespionage in Deutschland betrieben.

3. Kurze Geschichte der Einheit 731

Informationen über die japanische Armee-Einheit 731, die sich mit der Erforschung biologischer und chemischer Kriegführung beschäftigte, sind erst in den letzten Jahren in nennenswertem Umfang bekannt geworden. Nachfolgend soll versucht werden, ihre Geschichte und ihre Aktivitäten kurz zu beschreiben.

3.1. DIE ANFÄNGE

Weniger als ein halbes Jahr nach dem Mukden Zwischenfall vom 18. September 1931 besetzte Japan die ganze Manschurei. Shiro Ishii, ein ehrgeiziger Armeearzt, der auch in Deutschland studiert hatte, leitete Ende August 1932 eine Gruppe von 10 Wissenschaftlern der militärischen Medizinhochschule auf einer Reise in die Manschurei und kam zurück mit der Entscheidung, die Stadt Harbin zum Zentrum biologischer Untersuchungen zu machen. Er wählte eine Stelle am Peiyin Fluß, 20 Kilometer südlich von Harbin, die er zu einem Zentrum für Experimente an Menschen aufbaute.

Im Jahr 1936 sollten auf Weisung von Kaiser Hirohito zwei Einheiten für die Erforschung biologischer und chemischer Kriegsführung aufgebaut werden. Eine davon war die Einheit von Ishii, die nach außen hin »Epidemieverhinderungs- und Wasseraufbereitungsabteilung der Kuantung Armee« genannt wurde. Sie sollte nach Pingfan verlegt werden, 20 Kilometer südwestlich von Harbin. Erst im Jahr 1941 wurde sie in Einheit 731 umbenannt. Die andere war die Wakamatsu Einheit (so benannt nach ihrem Befehlshaber Yujiro Wakamatsu, später in Einheit 100 umbenannt), die in Mengchiatun in der Nähe von Changchun aufgebaut werden sollte.[4]

Unterschied zwischen innen und außen: Foto zeigt das innere eines japanischen Aufzugs. Der linke Knopf trägt das Schriftzeichen »Öffnen«, der rechte Knopf das Schriftzeichen »Schließen«. Der Schließknopf wird eindeutig öfter betätigt als der linke!

Im Juni 1938 zog die Einheit 731 nach Pingfang um und belegte ein Gebiet von mehreren Quadratkilometern. Der Pingfang Komplex wuchs zu einer befestigten Stadt mit mehr als 70 Gebäuden, ausgestattet mit Zentralheizung und Kühlanlagen.[5]

Umliegende chinesische Einwohner erkundigten sich danach, was denn eigentlich gebaut würde, und erhielten als Antwort, daß es sich um eine Holzmühle handele. »Und die Leute sind die Baumstämme«. scherzte ein Japaner bei einem Interview viele Jahre später. Der Begriff „Baumstamm" (japanisch »Maruta«) wurde dann allgemein als Bezeichnung für menschliche Versuchskaninchen benutzt.[6] Pingfang war mit drei großen Verbrennungseinrichtungen ausgestattet, um das verbrauchte menschliche Labormaterial zu beseitigen.

Ishii war mittlerweile zum Oberst befördert worden. 3.000 Japaner arbeiteten für ihn.[4] Die Einheit 731 war zu einem Zentrum für die Erforschung biologischer und chemischer Kriegführung geworden.

3.2. DIE EXPERIMENTE IN PINGFANG

Es sollen hier nur einige Aspekte erörtert werden, mit denen sich die japanischen Wissenschaftler in Pingfang sich beschäftigt haben:

Cholera

Der erste Schritt zur Erforschung von Krankheiten und möglichen Impfstoffen war das Infizieren von Gefangenen mit Krankheitserregern. Nachdem die Krankheit in Menschen erzeugt worden war, wurde sie in chinesische Siedlungen getragen. Nachdem sichergestellt war, daß die Krankheit sich unter der Bevölkerung ausgebreitet hatte, würden die Wissenschaftler die Betroffenen untersuchen und Behandlungsmethoden erproben.

Der frühere Armeekapitän Takeo Kojima berichtete:[7]

»Uns wurde gesagt, daß wir auf eine Cholerakampagne auszögen und wir wurden 10 Tage vor Aufbruch gegen Cholera geimpft. Unser Ziel war es, alle Leute in der Gegend anzustecken. Die Krankheit hatte sich schon entwickelt, bevor wir ankamen, und als wir in das Dorf einzogen, flohen alle. Die einzigen, die blieben, waren diejenigen, die schon zu krank waren, um sich zu bewegen.«

Pest

Die Pest war eines der Hauptstudienobjekte der Ishii-Einheit, dabei ging es sowohl um die Erforschung als auch um die Verursachung.

Im Oktober 1940 wurde ein Pestangriff auf das Kaimingjie-Gebiet der Hafenstadt Ningbo durchgeführt. Es war eine gemeinsame Operation der Einheit 731 und einer ihrer Nebenstellen, der in Nanjing stationierten Einheit 1644. Pesterreger wurden zusammen mit Weizen, Mais, Kleidungsresten und Baumwolle aus der Luft abgeworfen.[8]

Ein anonymes Mitglied des Jugendkorps berichtete auch noch über eine andere Variante:[9]

»In Verbindung mit der Pest wurden Flöhe als Überträger benutzt und in Keramikbomben transportiert. Zuerst wurden Glasbomben ausprobiert, aber diese arbeiteten nicht gut. Ratten wiegen ungefähr 600 Gramm. Sie wurden mit der Pest infiziert, jede einzelne mit drei- bis sechstausend Flöhen befallen, und in die Keramikbombe geladen. Wenn die Bombe abgeworfen wird und zerbricht, dann verteilen sich die Flöhe.«

Vivisektion

Menschenversuche gaben den Forschern die erste Gelegenheit, die Organe einer lebenden Person je nach Bedarf zu untersuchen, um den Fortschritt einer Krankheit zu studieren. Vivisektion war eine neue Erfahrung für die japanischen Ärzte. Ein früheres Mitglied der Einheit erklärte:[10]

»Sobald eine Person stirbt, können die Ergebnisse der Auswirkungen der Infektion nicht mehr genau bestimmt werden, da sich Fäulnisbakterien ausbreiten. Fäulnisbakterien sind stärker als Pestbakterien. Für genaue Resultate ist es also wichtig, ob die Person lebt oder nicht.«

Ein weiteres Mitglied der Einheit 731 berichtete über eine durchgeführte Vivisektion:[10]

»Sobald die Symptome beobachtet wurden, holte man den Gefangenen aus seiner Zelle in den Sektionsraum. Er wurde ausgezogen und auf den Tisch gelegt, schreiend versuchte er sich zu wehren. Er wurde hinuntergezogen und schrie immer noch voller Angst. Einer der Ärzte stopfte ihm ein Tuch in den Mund, und dann wurde er mit einem schnellen Skalpellschnitt aufgeschnitten.«

Der ehemalige Armeearzt Ken Yuasa berichtete:[11]

»Ich ging hinüber und stieß den Nächsten zum Operationstisch. Ich hatte keinerlei Gefühl der Schuld, oder daß ich etwas Schlechtes tat. Der Bauer hatte sich in sein Schicksal gefügt, er sank den Kopf und ging voran. Ich wollte nicht, daß er meine Kleidung beschmutzte, ich wollte schneidig aussehen. Er ging bis zum Operationstisch, aber wollte sich nicht hinlegen. Eine Krankenschwester sagte in gebrochenem Chinesisch: „Wir benutzen Äther, es wird nicht wehtun, also leg dich hin." Sie lächelte mich süßsauer an als sie es sagte. Sie hatte schon lange dort gearbeitet, und als ich sie zufälligerweise viel später einmal traf und sie nach dem Vorfall befragte, da erinnerte sie sich nicht mehr. Sie hatte mit so vielen Vivisektionen zu tun, daß es zur Routine wurde. Leute, die wiederholt Böses tun, erinnern sich nicht daran. Es gab kein Unrechtsbewußtsein.«

Erfrierungen

Die japanischen Militärführer waren sich darüber im Klaren, daß ein Kampf mit Rußland im Winter immer im Bereich des Möglichen war. Manöverübungen für einen russisch-japanischen Krieg hatten in den Bergen Nordjapans stattgefunden, darüber hinaus wurden in der Manschurei bewußt Menschenversuche mit Erfrierungen durchgeführt, um die Ergebnisse eventuell später benutzen zu können.

Menschen wurden aus ihren Zellen geholt und Temperaturen von unter Null Grad Celsius ausgesetzt. Sie wurden festgebunden, wobei ihre Arme entblößt und regelmäßig mit Wasser übergossen wurden. Manchmal wurde das Eis, das sich auf den Armen gebildet hatte, entfernt und erneut Wasser über die Arme gegossen. Der Wissenschaftler schlug daraufhin regelmäßig mit einem Stock auf die Gliedmaßen. Wenn der Arm dann einen Ton abgab wie ein hölzernes Brett, dann zeigte dies an, daß er durchgefroren war, und von da an wurden verschiedene Behandlungsmethoden getestet.[12]

Nach Dr. Hisato Yoshimura war die beste Behandlungsmethode für Erfrierungen das Baden der betroffenen Gliedmaßen in Wasser einer Temperatur von 37 bis 40 Celsius, und nicht die bis dahin übliche Standardmethode des Abreibens gefrorener Gliedmaßen.[13] Um diese Ergebnisse durch vielfältige Versuche finden zu können, verfügte er über eine Kühleinrichtung, um Gefangene das ganze Jahr über Kältetests aussetzen zu können.

Ein anonymer früherer Armeemajor berichtete:[14]

»Ein Techniker plazierte die Hand der Frau in einen Kühlapparat und senkte seine Temperatur auf Minus 10 Grad Celsius, dann reduzierte er die Temperatur langsam auf minus 70 Grad. Die Bedingungen der Erfrierung wurden dann studiert. Als Resultat des Tests fiel das Fleisch von der Hand der Frau ab und der Knochen lag frei. Eine der Frauen hatte im Gefängnis ein Kind bekommen, und das Kind wurde auch für einen Erfrierungsversuch benutzt.«

Giftgas

Der gleiche frühere Armeemajor erinnerte sich:[15]

»Im April 1942 vereinigten sich die Einheiten 731 und 516 in der Nähe der sowjetischen Grenze, um in der Umgebung der Stadt Hailar Tests durchzuführen. Die Tests dauerten drei Tage und verbrauchten ungefähr 100 Maruta. Vier große Kästen wurden verwendet, und zwei oder drei Maruta wurden gleichzeitig in dem Kasten untergebracht, um den Test durchzuführen. Elektroden wurden an den Opfern angebracht, und ein Tisch und Aufzeichnungsgeräte wurden etwa 50 Meter weiter weg aufgestellt.

Kanister mit verflüssigtem Phosgengas wurden in den Kasten geworfen. Als das Gas sich ausbreitete und die Opfer erstickte, wurden Änderungen des Pulses und anderer Lebenszeichen beobachtet und aufgezeichnet, bis der Tod eintrat.

Wenn der Tod bestätigt worden war, gingen die Offiziere zum Kasten, prüften mit Lackmuspapier, ob noch Gasreste vorhanden waren, und zogen die Körper heraus. Sollte ein Maruta noch leben, so wurde er ein zweites Mal dem Test unterworfen. Es gab keine Überlebenden. In einem in der Nähe aufgestellten Zelt wurden die Toten seziert.«

Sadao Koshi, der ehemalige Fahrer von General Shiro Ishii berichtete:[16]

»Es wurden verschiedene Gassorten für die Tests benutzt. Senfgas, Lewisit (Chlorvinyldichlorarsin), Cyansäuregas und Phosgen waren alle unter den getesteten Gasen. Drei der Kammerwände waren aus Glas, so daß die Bedingungen, unter denen die Opfer starben, genau untersucht werden konnten. Einige der Maruta wurden auf einem Rollbock, der auf Schienen fuhr, in die Kammer gefahren. Danach wurde das Gas eingepumpt. Wir experimentierten mit verschiedenen Konzentrationen. Fotos und Filme wurden aufgenommen, und es wurden sehr sorgfältige Notizen gemacht, beispielsweise welche Symptome ein Versuchsobjekt zeigte nach wieviel Sekunden der Einatmung.«

Präparation von Leichen und Leichenteilen für wissenschaftliche Zwecke

Es gab eine Luftbrücke zwischen Pingfang und Tokyo, mit der einerseits menschliche Präparate zu Studienzwecken zum medizinischen Armeecollege nach Tokyo geschafft werden konnten und andererseits Ratten zum Züchten von Pesterregern nach Pingfang gebracht wurden.[17]

Ein ehemaliges Jugendkorpsmitglied erinnerte sich:[18]

»Ich konservierte viele menschliche Laborpräparate in Formalin. Einige waren Köpfe, andere waren Arme, Beine, innere Organe, und einige waren ganze Körper. Es gab viele aufgereihte Behälter, sogar mit präparierten Kindern und Säuglingen. Als ich zuerst in diesen Raum hineinkam, da war mir schlecht und ich konnte tagelang nichts essen. Aber ich gewöhnte mich schnell daran. Präparate ganzer Körper wurden beschriftet und nach Nationalität, Alter, Geschlecht sowie dem Tag und der Uhrzeit des Todes identifiziert.«

3.3. DAS ENDE UND NACH DEM KRIEG

Zu Ende des Krieges hin fürchteten die Japaner einen Angriff der Russen in der Manschurei. Die Einrichtungen der Einheit 731 und der ihr unterstellten Einheiten wurden gesprengt, um Beweise zu vernichten. Es gibt aber u.a. noch Reste der Einrichtungen in Pingfang. Shiro Ishii gab seinen Mitarbeitern den Befehl, keine öffentliche Stellung anzunehmen, sich nicht untereinander zu kontaktieren und das Geheimnis mit ins Grab zu nehmen.[19]

Mit der amerikanischen Besatzung kamen verschiedene Wissenschaftler nach Japan, die japanische Kriegsverbrechen aufdecken sollten. Der erste war der Mikrobiologe Murray Sanders. Hinweise auf vielfältige biologische und chemische Kriegsverbrechen der Japaner wurden gefunden, aber beim »Internationalen Militärtribunal Ferner Osten« nicht zur Sprache gebracht. Vielmehr wurde den ehemaligen Mitgliedern der Einheit 731 Immunität gewährt, und diese revanchierten sich mit vielfältigen Informationen und Dokumenten. Insbesondere wurde eine Auslieferung japanischer Kriegsverbrecher an Rußland verhindert.[20]

4. Analyse der heutigen japanischen Gesellschaft

Es geht hier um die Frage, was in Japan anders ist als in Deutschland, nicht darum, was besser oder schlechter ist. Besser oder schlechter ist eine Frage der Situation und der moralischen Bewertung.

Lassen Sie mich nachfolgend aus verschiedenen Büchern zitieren, die von Japanern selbst oder von Japankennern geschrieben wurden. Ich könnte die charakteristischen Merkmale der japanischen Gesellschaft nicht besser beschreiben und kann die Äußerungen durch meine Erfahrungen nur bestätigen.

4.1. VOM UNTERSCHIED ZWISCHEN AUßEN UND INNEN

Sahoko Kaji et al. schreiben zu Beginn ihres Buches:[21]

»Die Japaner fügen Fremden Dinge zu, die sie sich untereinander nie zufügen würden. Sie tun in fremden Ländern Dinge, die sie zu Hause nie tun würden. Der Grund dafür ist der große Unterschied zwischen dem was uchi (Innen) ist und dem was soto (Außen) ist.«

Und weiter bemerken sie:[22]

»Daher wird die Existenz eines Fremden im Aufzug oder im Flur nie anerkannt. Türen schlagen in Ihr Gesicht, Ellenbogen rammen sich in Ihre Seite, Aktenkoffer hinterlassen Abdrücke auf Ihren Knien und keiner entschuldigt sich.«

»Das, was Uchi ist, muß zuerst kommen. Und daher ist es nur natürlich, daß Fremde zuletzt kommen.«

»Für die Japaner sind alle Nichtjapaner gaijin (Ausländer), die nicht dasselbe sind wie sie selbst und es auch nie sein können.«

Miyamoto schreibt unter der Überschrift »Ausländer sind immer Außenseiter« folgendes:[23]

Japan ist anders: Propagandabus des „rechten Flügels" in Tokyo

»Dieses Konzept von innen (uchi) und außen (soto) ist einzigartig japanisch.«

»Keine andere Industrienation ist annähernd so ausschließend (exclusive) wie Japan.«

»Es gibt viele andere Beispiele: Während einer Rezession werden ausländische Arbeiter und auch im Ausland geborene japanischstämmige Arbeiter schnell entlassen; japanische Arbeiter werden selten wenn überhaupt gefeuert.«[24]

In Japan macht es einen viel größeren Unterschied, ob man außen oder innen ist. Natürlich schließen sich auch in Japan Aufzugtüren nach ein paar Sekunden automatisch. Aber in den meisten Aufzügen gibt es außer dem auch in Europa üblichen Knopf zum manuellen Öffnen der Tür zusätzlich den Knopf zum manuellen Schließen der Aufzugstür, und dieser wird bei weitem öfter betätigt!

Verwechseln Sie dieses Verhalten nicht mit der professionellen Höflichkeit, die man in großen internationalen Hotels oder in Kaufhäusern vorfindet!

4.2. JAPANER STELLEN KEINE FRAGEN

Van Wolferen schreibt im Kapitel »Diener des Systems« unter der Überschrift »Anti-intellektuelle Schulen«:[25]

»Daß japanische Schüler bei internationalen geschriebenen Tests gut abschneiden, ist nicht verwunderlich. Gerade solche Tests zu schreiben ist es ja, was japanische Schüler von der Grundschule bis zur Oberstufe üben. Wenn allerdings die Tests etwas anderes bewerten sollten, etwa die Fähigkeit, Schlüsse zu ziehen, von Tatsachen zu abstrahieren, Abstraktionen zu verbinden, seine Gedanken in einem Essay zu organisieren, sich in einer anderen Sprache auszudrücken oder einfach die Fähigkeit, Fragen zu stellen, dann würden sie aufdecken, wo das japanische Erziehungssystem lückenhaft ist.«

Und weiter:[26]

»[...] es gibt keine Geduld mit Originalität. Schülern wird nicht gelehrt, logisch zu denken oder die richtigen Fragen zu stellen - tatsächlich überhaupt Fragen zu stellen. Dahingegen liegt die Betonung auf Auswendiglernen.«

Miyamoto bemerkt zu diesem Thema:[27]

»Wenn man einmal zu einer Gruppe gehört, dann verschwindet die Meinungsfreiheit.«

Versuchen Sie einmal einem repräsentativen Japaner eine abstrakte Frage zu stellen. Sie werden Schwierigkeiten haben, seine Meinung zu erfahren bis zu dem Punkt, wo Sie sich fragen, ob er überhaupt eine hat. Japaner, die viele Jahre im Ausland gelebt haben, sind nicht repräsentativ.

4.3. SELBSTAUFGABE

Miyamoto erklärt die Entstehung der japanischen Philosophie der Selbstaufgabe so:[28]

»Um Japan Inc. zu vergrößern, hat die Bürokratie die Philosophie der Selbstaufgabe (messhi hoko) eingeführt, die Aufopferung des Selbst zu Gunsten der Gruppe. Diese Philosophie verlangt die Unterordnung des individuellen Lebens unter die Interessen des Ganzen. Da alle Japaner zwangsläufig zu irgendeiner Art von Gruppe gehören, opfern sie durch diese Philosophie schlußendlich ihr persönliches Leben, ob gewollt oder nicht.«

Und weiter:[29]

»Sie [die Philosophie der Selbstaufgabe] hat das tägliche Leben der Japaner infiltriert, besonders durch das Erziehungssystem, welches die Bürokraten natürlich kontrollieren.

Japaner werden so erzogen, daß sie sich in die Situation einfügen, selbst wenn sie frustriert oder unglücklich sind. Diese Erziehung ist sehr wichtig, denn wenn Menschen sich nicht beschweren, dann ist es einfacher, die Philosophie der Selbstaufgabe zu verbreiten.«

Der typische Japaner opfert sich viel mehr für seine Gruppe auf als der typische Deutsche, sei es durch nichtbezahlte Überstunden, nicht in Anspruch genommenen Urlaub oder reduziertes Gehalt in wirtschaftlich schlechten Zeiten. Andere Beispiele wären mehr als einstündige Zugfahrten von und zur Arbeitsstelle in überfüllten Zügen und Staus von mehreren Zig-Kilometern Länge auf der Autobahn, was der normale Deutsch auf Dauer nicht hinnimmt.

Wer nicht weiß, was Überfüllung bedeuten kann, der sollte einmal im Zentrum Tokyos zwischen 7:30 und 8:45 morgens Zug fahren.

4.4. VON DER REIFUNG EINES MENSCHEN

Miyamoto bemerkt über die Unabhängigkeit von Menschen und ihre Reifung folgendes:[29]

»Schlußendlich will die Bürokratie nicht, daß Menschen unabhängig sind. Unabhängig zu sein bedeutet, daß Menschen ihre Gedanken offen ausdrücken, die Fähigkeit entwickeln, nein zu sagen, und den Status Quo in Frage stellen. Selbstaufgabe verhindert, daß Menschen unabhängig werden.«

»Selbstaufgabe hält die Entwicklung im Stadium des Heranwachsens auf.«[27]

In Japan sind die Menschen viel weniger zur „Person" geworden als in Deutschland.

Einhalten von Regeln in Japan: »Manner Poster« in der Tokyoter U-Bahn. Aufschrift: »Einer zufrieden, alle anderen unzufrieden«

»Ijime« oder Mobbing ist ein großes Problem in Japan. Einzelne Schüler werden so lange gehänselt und aus der Gruppe ausgestoßen, bis sie es nicht mehr aushalten und in Einzelfällen Selbstmord begehen. Die Zeitungen in Japan berichten immer wieder über solche Fälle. Der Grund kann in einem anderen Aussehen der Schüler liegen, wenn eines der Elternteile Ausländer ist. Auch herausragende Fähigkeiten in Fremdsprachen können für solche „Mischlinge" zum Ausstoß aus der Gemeinschaft führen. Etwas herausragend Gutes beim anderen ohne Neid anzuerkennen, fällt Japanern schwerer als Deutschen. Eine reife Persönlichkeit sticht überall heraus, aber in Japan gilt nach wie vor das Sprichwort: „Der Nagel, der heraussteht, wird hineingehämmert."

4.5. DER FANATISCHE WILLE, UM JEDEN PREIS ZU GEWINNEN

Der Kampfgeist, der den Japanern von klein auf ans Herz gelegt wird, drückt sich in der oft benutzten Redewendung »ganbatte kudasai« aus. Es heißt ungefähr so etwas wie „Bitte weitermachen" oder „Bitte geben Sie nicht auf". Bei der Sache zu bleiben ist an sich nichts Negatives, in Japan wird aber meist nicht der Versuch unternommen, über die Sinnhaftigkeit des Weitermachens überhaupt nachzudenken. Man sollte die Japaner nicht unterschätzen. Sie haben ein erstaunliches Durchhaltevermögen. Nebenbei bemerkt ist schon allein zum Erlernen der japanischen Sprache und speziell der japanischen Schrift ein erhebliches Durchhaltevermögen erforderlich. Eamonn Fingleton schreibt unter dem Kapitel »Der Wille zu gewinnen«:[30]

»Von Beginn an kämpften die Japaner mit erstaunlicher Grimmigkeit. Mit Hilfe eines sorgfältigen Indoktrinationsprogramms waren sie dazu gedrillt worden, freiwillig bis zum Tode zu kämpfen. Lebend gefangen genommen zu werden, so wurde ihnen gesagt, war nicht nur eine Schande, sondern ein Verbrechen gemäß dem japanischen Gesetz. In Übereinstimmung mit dieser Ideologie hatte Tokyo die Genfer Konvention über Kriegsgefangene von 1929 nicht ratifiziert.«

»Die Furchtlosigkeit, die die Japaner angesichts des sicheren Todes zeigten, war wahrscheinlich beispiellos in der Militärgeschichte. Nach der Schlacht von Tarawa auf den Gilbert Inseln 1943 wurden zum Beispiel nur 8 Japaner von 5.000 lebend gefangen genommen.«[31]

Wer heute mit Japanern über die schlechte Behandlung von alliierten Kriegsgefangenen spricht, der bekommt oft folgende Bemerkung hören:

»Sie hätten ja nicht in Gefangenschaft gehen müssen!«

Der Siegeswille, der leicht fanatische Züge annimmt, und das Durchhaltevermögen sind in Japan viel stärker ausgeprägt als in Deutschland.

4.6. UNRECHTSBEWUSSTSEIN UND DAS EINHALTEN VON REGELN

Was heißt Moral? Ein abstrakter Begriff, und da wir weiter oben schon gesehen haben, daß die pragmatisch denkenden Japaner in der Schule auch heute noch nicht dazu angehalten werden, abstrakte Schlußfolgerungen zu ziehen, ist es kein Wunder, daß die Begriffe Moral und Unrecht in Japan und Deutschland eine andere Bedeutung haben.

Von christlichem Denken beeinflußte Ideen über Moral und Unrecht haben in Japan (fast) keinen Platz.

Nehmen wir als ein Beispiel die Vergiftung von Tausenden von Menschen mit Quecksilber, die 1956 als die »Minamata-Krankheit« bekannt wurde. Die Chemiefirma Chisso leitete in die Bucht von Minamata so große Mengen von Quecksilbermethyl ein, daß theoretisch die damalige japanische Bevölkerung von 100 Millionen Menschen zweimal hätte getötet werden können. Die Verbindung mit der Erkrankung von Menschen wurde zunächst geleugnet. Der nationale und internationale Druck mußte erst so groß werden, daß die Regierung handeln mußte. Ärzte stellten Gutachten aus, die Chisso reinwuschen. Heute kämpfen immer noch rund 10.000 Opfer um die Anerkennung als Minamatakranke, die für sie finanzielle Hilfe bedeuten würde.[32]

Projapanische Propaganda: Alltagsbild in Japans Straßen

Die Tatsache, daß japanische Bürger vergiftet wurden, führte als solche nicht zu Konsequenzen. Dies war erst der Fall, als eine Situation eingetreten war, in der keine weiteren Ausflüchte mehr gefunden werden konnten.

Japan verarbeitet jedes Jahr einige Hundert Wale, die zu „wissenschaftlichen Zwecken" gefangen wurden. Japan nutzt damit ein Schlupfloch des internationalen Walfangmoratoriums. In Jahr 1998 wurden 389 Minkwale von japanischen Walfangbooten gefangen, 1999 stieg die offizielle Zahl auf 440.[33] Die Wale werden an Bord der Schiffe direkt zerlegt, so daß das Ergebnis der wissenschaftlichen Studien nur sein kann, daß es immer noch schmeckt! Wer will, der kann in Japan ohne größere Probleme an Walfleisch herankommen. Ich habe selbst Walfleisch in einem Tokyoter Supermarkt in der Auslage gesehen.

Mehr als der Durchschnitts-Deutsche hat der durchschnittliche Japaner kein Unrechtsempfinden, solange er nicht von einer Autorität auf sein Verfehlen aufmerksam gemacht und zur Rechenschaft gezogen wird.

Machen Sie einen Test: Benutzen Sie zusammen mit einer schwangeren Frau eine volle Eisenbahn in Tokyo und stellen Sie sich vor die für Alte, Kranke, Behinderte und Schwangere reservierten Sitzplätze (»Silver Seat«), die mit anderen Leuten belegt sind. In der Regel werden nur Frauen, die selbst schon einmal schwanger waren, ihren Sitzplatz räumen. Machen Sie dann einen sitzenden Japaner darauf aufmerksam, daß die Frau vor ihm schwanger ist (obwohl dieses ja eigentlich offensichtlich ist). Er wird, so direkt angesprochen, wahrscheinlich seinen Sitzplatz räumen. Außerdem zeigt meine Erfahrung, daß diese Person dann in den nächsten Waggon hinübergeht um „vom Ort der Schande" weiter entfernt zu sein. Nicht das Sitzenbleiben ist die Schande, sondern das Herausgelöstwerden aus der Anonymität der Gruppe!

Es gibt auch den Fall, daß ein Japaner kurz aufsieht, wie durch ein Wunder in tiefen Schlaf verfällt, aber kurz vor der richtigen Station durch ein erneutes Wunder wieder aufwacht und aussteigt. Dann kann man eben ein wenig später den Sitzplatz in Anspruch nehmen.

Es gibt in Japan die »Manner Poster«, auf denen typische schlechte Angewohnheiten der Japaner angeprangert werden mit der Aufforderung, sein Verhalten zu ändern. Die alleinige Tatsache, daß sie existieren, spricht Bände über das alltägliche Verhalten der Japaner und ihr Unrechtsbewußtsein.

4.7. MEINE EIGENEN ERFAHRUNGEN

Meine eigenen Erfahrungen bestätigen die oben angeführten charakteristischen Merkmale der Japaner. Es gibt natürlich bei einigen Charaktereigenschaften auch polare Aspekte. So gelten Japaner gemeinhin als diszipliniert. Nach meiner Erfahrung sind sie tatsächlich sehr diszipliniert, aber nur solange ein äußerer Druck vorhanden ist. Fehlt dieser Druck, so stellt sich das Gegenteil ein, Japaner machen dann, was sie wollen. Falls Ihnen das unwahrscheinlich vorkommt, dann fliegen Sie einmal mit einem Flugzeug, in dem hauptsächlich Japaner sind, aus einem typischen asiatischen Urlaubsland wie Thailand nach Tokyo. Nach dem Aufsetzen auf die Landebahn werden die Stewardessen wahrscheinlich Probleme haben, die Leute auf ihren Sitzplätzen zu halten, obwohl das Flugzeug noch rollt!

Der Unterschied zwischen absoluter Disziplin unter Druck und Disziplinlosigkeit unter fehlendem Druck ist in Japan größer als in Deutschland.

Der Unterschied zwischen der Geborgenheit in einer Gruppe und dem Zustand des Ausgestoßenseins aus einer Gruppe ist in Japan größer als in Deutschland.

Ebenso ist der Unterschied zwischen der Stille eines Bergklosters und dem Geschiebe und Geschubse in einer japanischen U-Bahn bemerkenswert.

Und besonders bemerkenswert ist die Leichtigkeit, mit der Japaner zwischen den Extremen hin und herwechseln!

4.8. POSITIVE ASPEKTE

Wie schon vorher erwähnt, sind „gut" und „schlecht" von der Situation abhängig. Jeder kann froh sein, wenn er japanische Mitarbeiter hat, die sich mit der Firma identifizieren, keine unangenehmen Fragen stellen, sich für die Firma aufopfern, eine wesentlich höhere Frustationstoleranzschwelle haben als deutsche Mitarbeiter und den Willen haben, um jeden Preis zu gewinnen. Nur schade, daß viele Japaner gar nicht in Betracht ziehen, für eine ausländische Firma zu arbeiten.

5. Situation der japanischen „offiziellen" Geschichtsschreibung

Hitoshi Motoshima, der Bürgermeister von Nagasaki, wurde am 7. Dezember 1988 von einem Mitglied der kommunistischen Partei Japans gefragt, ob Kaiser Hirohito seiner Ansicht nach mitschuldig am Ausbruch des Krieges gewesen sei. Es war der 47. Jahrestag des Angriffs auf Pearl Harbor. Motoshima antwortete, daß Kaiser Hirohito mitverantwortlich sei. Es brach daraufhin ein Sturm der Entrüstung los. Im Januar 1989, kurz nachdem Kaiser Hirohito an Krebs gestorben war, wurde Motoshima von einem Anhänger des „rechten Flügels" in den Rücken geschossen, er überlebte aber den Mordanschlag.[34]

Es wäre verwunderlich, wenn Kaiser Hirohito zwar die Macht hatte, Japan zum Beenden des Krieges zu bewegen, aber nicht die Macht gehabt sollte, den Angriff auf Pearl Harbor zu verhindern. Was ist die Wahrheit? Wer möchte die Wahrheit wissen in einem Land, in dem es lebensgefährlich ist, allein die Kriegsschuldfrage zu stellen?

Der japanische Geschichtsprofessor Saburo Ienaga hatte auf der Grundlage eigener Untersuchungen ein Geschichtsbuch für höhere Schulen geschrieben, in dem auch die bekanntesten japanischen Kriegsverbrechen beschrieben werden, nämlich das Massaker von Nanjing und die Verbrechen der Armee-Einheit 731. Seine Manuskripte wurden immer wieder vom Kultusminister zurückgeschickt mit der Bitte um Nachbesserung. Er sollte statt japanischer »Aggression« den Begriff »militärischer Vormarsch« verwenden. Die Zahl der in Nanjing getöteten Chinesen wurde bestritten. Die Einheit 731 sollte überhaupt nicht erwähnt werden, sonst könne das Buch nicht zur Veröffentlichung zugelassen werden. 1965 begann Professor Ienaga dann seinen ersten von 3 Prozessen gegen das Kultusministerium. Ienaga und seine Anwälte erhielten Todesdrohungen, und er mußte während der Verhandlungen von der Polizei geschützt werden. Am 29. August 1997 verurteilte der oberste Gerichtshof Japans die Regierung dazu, dem mittlerweile 83-jährigen Saburo Ienaga 400.000 Yen (ca. 6.000 DM) Entschädigung zu zahlen. Der oberste Gerichtshof mußte eingestehen, daß die biologische Kriegsführungseinheit 731 existiert hatte und daß Chinesen bei Experimenten gestorben waren.[35]

Diese Entscheidung des obersten Gerichtshofs hat dazu geführt, daß in neueren japanischen Geschichtsbüchern die Einheit 731 erwähnt wird, was früher nicht der Fall war.

In einem japanischen Geschichtslehrbuch für höhere Schulen, das 1999 in der ersten Auflage erschienen ist, wird in zwei Zeilen angegeben, daß in Einrichtungen der Einheit 731 3.000 Chinesen und Russen Opfer von Experimenten zur Erforschung biologischer Waffen und Giftgas geworden sind.

Während des 2. Weltkrieges

durch deutschen Einfluß

durch japanischen Einfluß

Gefangene und internierte US-Kriegsgefangene

96.614

33.021

in der Internierungshaft verstorbene US-Kriegsgefangene

1.121 (1.1 %)

12.526 (37 %)

Gefangene und internierte US-Zivilisten

4.749

13.996

In der Internierungshaft verstorbene US-Zivilisten

168 (3.5 %)

1.536 (11 %)

(Quelle: The Center for Civilian Internee Right, Inc.[36])

6. Plausibilität der Anschuldigungen

Gehen wir einmal davon aus, daß in jedem Krieg auch Kriegsverbrechen geschehen, also Abweichungen von den allgemein akzeptierten Regeln der Kriegführung auftreten.

Wenn nun heute Japaner im Vergleich zu Deutschen

und darüber hinaus die Japaner:

dann kann man mit aller Vorsicht daraus schließen, daß es wahrscheinlich mindestens so viele von Japanern begangene Kriegsverbrechen gegeben haben müßte wie von Deutschen begangene.

Wenn jahrelang nach dem 2. Weltkrieg tatsächliche und angebliche Kriegsverbrechen der Deutschen in den Medien breitgetreten wurden und von japanischen Kriegsverbrechen fast nichts berichtet wurde, so heißt dies nicht, daß es keine japanischen Kriegsverbrechen gegeben hat. Eher im Gegenteil. Wenn man vergleicht, wie es amerikanischen Kriegsgefangenen und Zivilisten in deutscher bzw. japanischer Hand ergangen ist, dann erahnt man, was damals wohl in Asien passiert ist, vgl. die Tabelle unten.

Die Schilderungen der Zeugen, die früher mit der Einheit 731 verbunden waren, enthalten schreckliche Details, aber ich habe keine Widersprüche mit biologischen, chemischen oder physikalischen Gesetzen entdecken können - soweit mein Wissen dazu ausreicht, dieses zu beurteilen.

Sollten alle diese Geschichten nur ausgedacht sein, dann muß man einräumen, daß sie wesentlich besser ausgedacht sind, als viele „Zeugenaussagen" aus deutschen Konzentrationslagern. Darüber hinaus habe ich keine Aussagen entdecken können, die sich widersprochen hätten.

Die Aussagen sind freiwillig erfolgt, in einigen Fällen freilich wurde Anonymität gefordert. Eine juristische oder gesellschaftliche Bestrafung oder Benachteiligung der betroffenen Täter wurde nie angedroht und ist nie erfolgt. Das bezeugte Thema ist außerdem praktisch nie in den Medien behandelt worden.

Wenn man alle diese Dinge berücksichtigt dann klingen die Anschuldigungen recht plausibel!

Wer Japan ein wenig kennt, der bemerkt auch das gleiche Schema der Vertuschung sowohl bei der Minamatakrankheit, dem Massaker von Nanjing und bei der Einheit 731. Zuerst soll gar nichts gewesen sein, wenn zu viele Beweise auf dem Tisch liegen gibt man einen Bruchteil der tatsächlich passierten Dinge zu, und ansonsten verläßt man sich darauf, daß alle direkt betroffenen Opfer und eventuell noch lebende Zeugen irgendwann einmal sterben werden.

7. Hier Erfinden, dort Verschwindenlassens

7.1. VON ELIE WIESEL LERNEN

»Manche Ereignisse geschehen, sind aber nicht wahr. Andere sind wahr, finden aber nie statt«[37]

Diesen von Elie Wiesel stammenden Satz würde ich etwas abändern:

»Manche Ereignisse geschehen, gelten aber nicht als wahr, weil nicht über sie berichtet wird. Andere gelten als wahr, weil über sie berichtet wurde, finden aber in Wirklichkeit nie statt.«

Die bestialische Tötung von Zigtausend Chinesen in Nanjing und die Kriegsverbrechen der Einheit 731 wurden von der japanischen Regierung jahrelang als bloße feindliche Propaganda hingestellt und galten daher offiziell als nicht wahr.

Die Geschichte der Japaner, die ihr Gehirn vollkommen anders benutzen als alle anderen Menschen auf diesem Erdball, ist wie oben erwähnt schon so oft wiederholt worden, daß sie für viele Japaner zu einer Realität geworden ist.

Beharrliches Verschweigen von Tatsachen und beharrliches Wiederholen von biologisch, physikalisch oder sonstwie unmöglichen Geschichten sind die polaren Aspekte der gleichen Sache, nämlich der Unwahrheit.

7.2. Merkwürdige Zufälle

Eine Literaturstudie zeigt merkwürdige Zufälle bei den Vorkommnissen in Deutschland einerseits und in Asien andererseits:

8. Zusammenfassung

Japan ist anders als Deutschland, daher müßte der letzte Krieg dort auch anders abgelaufen sein. Die Dauer des Krieges zusammen mit spezifischen, heute noch zu findenden Charaktereigenschaften des „typischen" Japaners lassen darauf schließen, daß mehr Kriegsverbrechen als von deutscher Hand verübt worden sein müßten. Ein Indiz dafür ist die sehr unterschiedliche Sterblichkeitsrate amerikanischer Kriegsgefangener in japanischer bzw. deutscher Hand.

Nach dem Krieg hat keinerlei „Aufarbeitung" japanischer Kriegsverbrechen stattgefunden, vielmehr sind sie wohl eher in Zusammenarbeit mit den USA verheimlicht oder durch konsequente Nichtbeachtung in den Medien fast vergessen worden. Wiedergutmachungen in nennenswerter Höhe sind von Japan im Gegensatz zu Deutschland nicht geleistet worden. In den letzten Jahren sind vielfältige Hinweise auf eine umfangreiche biologische und chemische Kriegführung vor und während des 2. Weltkrieges auf japanischer Seite aufgetaucht, die teilweise auf Dokumenten, aber zum größeren Teil auf Geständnisse ehemaliger Täter beruhen, die zumindest in der Mehrzahl der Fälle wesentlich plausibler klingen als viele Zeugenaussagen und Geständnisse, die in Zusammenhang mit der „systematischen Judenvernichtung" des 3. deutschen Reiches genannt werden.

Es könnte aus machtpolitischen Gründen ein großes Interesse auf US-amerikanischer Seite daran bestanden haben und bestehen, tatsächliche von Japanern in der Einheit 731 erarbeitete Erkenntnisse zur biologischen und chemischen Kriegsführung zu erhalten und später auch zu nutzen.


Anmerkungen

[1]Tadanobu Tsunoda, Nihonjin no No (Das Gehirn der Japaner), Taishukan Shoten, 1978.
[2]À Tokyo Et Au Japon, Guides Hachette Visa, S. 45.
[3]Hiroshi Yamagata, »Importance of Tacit Knowledge in the Competitive Power of Japanese Products«, Materia Japan, Nr. 7 1999, S. 581 ff.
[4]Tien-wei Wu, »A Preliminary Review of Studies of Japanese Biological Warfare Unit 731 in the United States«, www.centurychina.com/wiihist/germwar/731rev.htm.
[5]Hal Gold, Unit 731 Testimony, Yenbooks, Tokyo, 1996, S. 39.
[6]Ebenda, S. 40.
[7]Ebenda, S. 70f.
[8]Ebenda, S. 75.
[9]Ebenda, S. 173.
[10]Ebenda, S. 44.
[11]Ebenda, S. 208.
[12]Ebenda, S. 81f.
[13]Ebenda, S. 82.
[14]Ebenda, S. 240f.
[15]Ebenda, S. 239f.
[16]Ebenda, S. 241f.
[17]Ebenda, S. 46f.
[18]Ebenda, S. 169f.
[19]Ebenda, S. 92f.
[20]Ebenda, S. 94ff.
[21]S. Kaji, N. Hama, J. Rice, Xenophobe's guide to the Japanese, Oval Books, London, 1999, S. 5.
[22]Ebenda, S. 6.
[23]Masao Miyamoto, Straitjacket Society, Kodansha International, paperback edition, Tokyo, 1995, S. 129.
[24]Ebenda, S. 130.
[25]Karel van Wolferen, The Enigma of Japanese Power, Charles E. Tuttle Co., Rutland, Vermont & Tokyo, 1993, S. 109.
[26]Ebenda, S. 110.
[27]Masao Miyamoto, aaO. (Anm. 23), S. 22.
[28]Ebenda, S. 20.
[29]Ebenda, S. 21.
[30]Eamonn Fingleton, Blindside, Why Japan is Still on Track to Overtake the U.S. by the Year 2000, Kodansha International, Tokyo, paperback edition, 1997, S. 105.
[31]Ebenda, S. 105f.
[32]Ausstellungskatalog Minamata Tokyo Exhibition, September 28 - October 13, 1996, in front of JR Shinagawa Station.
[33]Daily Yomiuri vom 3.12.1999, S. 4.
[34]Iris Chang, The Rape of Nanking, Penguin Books, S. 213f.
[35]»The Other Holocaust: Nanjing Massacre, Unit 731 & Unit 100«, http://www.accessv.com/~peace/japan.html
[36]The Center for Internee Rights, Inc., http://pweb.netcom.com/~expows/html/stats.html.
[37]Nach Ernst Manon, »Wahnwelten«, VffG 3(3) (1999), S. 309.

Vorkommnisse in Deutschland und Asien im Vergleich

Datum

Vorkommnis in Deutschland / Alliierte

Vorkommnis in Asien / Alliierte

13. August 1937

 

Japan wendet Giftgas gegen chinesische Truppen an (Wusung-Shanghai Kampagne, in den darauffolgenden 8 Jahren noch 1.131 mal)[4]

Oktober 1940

japanische Flugzeuge werfen Pestbakterien in der Chechiang Provinz ab[4]

Januar 1941

Japan verteilt Pesterreger in verschiedenen chinesischen Provinzen, es brechen dort Epidemien aus[4]

August 1942

Im Rocky Mountain Medical Journal erscheint ein Artikel, der die Japaner anklagt, Chinesen als menschliche Versuchskaninchen zu mißbrauchen[4]

September 1943

Die USA beginnen die Erforschung biologischer Waffen in Camp Detrick, Maryland. Lt. Col. Murry Sanders eine Schlüsselperson[4]

1943

Der amerikanische Präsident warnt Japan, daß volle Vergeltung geübt werde, wenn die biologische Kriegsführung in China nicht gestoppt würde[t1]

Juni 1944

Offizieller US-Bericht mit dem Titel »Japanese Violations of the Laws of War« (Japanische Verletzungen der Kriegsgesetze)[t2]

1944

Erscheinen des WRB-Reports, Auschwitz sei Zentrum der Judenvernichtung[t3]

 

8. Mai 1945

Kriegsende in Deutschland

15.8.1945

 

Bedingungslose Kapitulation Japans

September 1945

Col. Sanders in Japan mit der Mission, Informationen über die biologische Kriegführung der Japaner zu sichern[t4]

September 1945

Sanders findet heraus, daß Japaner Versuche an Menschen durchgeführt haben und bespricht dieses mit General MacArthur. MacArthur befiehlt Stillschweigen und das Sammeln weiterer Beweise[4]

November 1945

Col. Sanders kehrt nach USA zurück, Lt. Col. Arvo T. Thompson übernimmt seine Stellung[4]

15.11.1945

Erste Erwähnung von »Gaskammern« anläßlich der Eröffnung des Dachauer Prozesse in der Berliner Tageszeitung Der Tagesspiegel[t5]

 

20.11.1945 bis 1.10.1946

Internationales Militärtribunal Nürnberg

6.1.1946

 

Der Pacific Stars and Stripes, offizielles Organ der US Armee, berichtet daß Amerikaner unter den Opfern der Versuche der Einheit 731 waren[4]

11.1.1946

Artikel in Der Tagesspiegel: Dr. Goldmann, Vorsitzender des Jüdischen Weltkongresses, fordert von Deutschland Reparationen, kein Hinweis auf Vergasungen[t5]

 

17. bis 25. Februar 1946

 

Shiro Ishii wird von Col. Thompson über Aktivitäten vor und während des Krieges ausgefragt, obwohl Ishii vorher in Zeitungen für tot erklärt worden war (Ishii stirbt erst 1959 an Krebs). Ishii gibt nur einen Teil seines Wissens weiter[4]

5. März 1946

Artikel in Der Tagesspiegel über »Das Giftgas der Konzentrationslager«, also zum ersten Mal über das heute gängige Bild des Holocaust[t5]

 

19.3. 1946

Rudolf Höß verhaftet. Er sei verantwortlich für die Vergasung von zwei Millionen Juden[t5]

Ende Mai 1946

 

Col. Thompson vollendet seinen Untersuchungsbericht über die biologische Kriegführung der Japaner[4]

Mai 1946 bis Dezember 1948

Das Internationale Militärtribunal des Fernen Ostens (IMTFE) nimmt seine Arbeit auf. Vielfältige Anklagen, darunter Kannibalismus, aber keine Erwähnung von biologischer oder chemischer Kriegsführung. 25 Angeklagte werden schuldig gesprochen, davon sieben gehängt.[t6]

7.2. 1947

MacArthur informiert Washington darüber, daß Russen Ishii und andere in biologischer Kriegführung tätig gewesene Japaner befragen möchten.[t7]

April 1947

Der Bakteriologe Norbert Fell wird von Camp Detrick nach Japan geschickt, um die biologische Kriegführung der Japaner weiter zu untersuchen. Ishii et al. deuten an, daß detaillierte Informationen fließen könnten, wenn ihnen Immunität gewährt würde.[4]

5. Mai 1947

MacArthur informiert Washington darüber, daß Ishii komplett auspacken würde, falls ihm und seinen Kollegen Immunität zugesichert würde.[4]

13. März 1948

Washington bestätigt Zustimmung[4]

1948

Entstehung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik

Der CIA übergibt Dokumente über japanische Beteiligung an chemischer und biologischer Kriegführung an die Nationalbibliothek, allerdings ohne Information darüber, was und ob etwas entfernt wurde.[35]

Juni 1948

Berlinblockade der Russen

 

1948

 

Lt. Col. Arvo T. Thompson begeht Selbstmord[4]

Dezember 1949

Kriegsverbrecherverfahren in Khabarovsk, Sibirien; zwölf ehemalige Mitglieder der Einheit 731 werden wegen biologischer Kriegführung angeklagt.[t8]

1950

Ausbruch des Koreakrieges

ab 5. März 1951 bis zum Ende des Koreakrieges

China und Nord Korea beschuldigen die USA der chemischen und biologischen Kriegsführung[4]

1951

Aufhebung des Kriegszustandes USA - Deutschland

Friedensvertrag von San Francisco zwischen Japan und den USA. Japan zahlt dem internationalen roten Kreuz für jeden ehemaligen Kriegsgefangenen umgerechnet 15 US$, die Alliierten sagen zu, Japan nicht wegen Kriegsverbrechen zu belangen.[35]

27.2.1952

Londoner Schuldenabkommen

 

1952

psychologischer Operationsplan des CIA für Deutschland läuft an, Deckname Pocket Book.[t9]

 

10.9.1952

Wiedergutmachungsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel

23.2.1953

 

Artikel in der New York Times: In Gefangenschaft geratene Piloten Col. Schwable und Major Bley gaben zu, im Koreakrieg an biologischer Kriegführung beteiligt gewesen zu sein, Geständnis wird später widerrufen.[4]

1955

Aufhebung des Kriegszustandes Sowjetunion - Deutschland

 

Juni 1956

 

Kriegsverbrecherverfahren gegen ehemalige Mitglieder der Einheit 731 in Shenyang (Mukden), China[4]

1957

 

Nachdem bekannt wird, daß alle von den Japanern erhaltenen Militärdokumente zurückgegeben werden sollen, beeilen sich u.a. Edwin O. Reischauer (Harvard University) und John Young (Georgetown University), alles Verfügbare auf Mikrofilm zu kopieren[35]

Februar 1958

 

Nur 5% der Dokumente konnten kopiert werden, bevor das Material über Baltimore nach Japan verschifft wird[35]

1958

Das KL Auschwitz wird „besichtigungsreif"[t3]

 

1958

„Autobiographie" von Rudolf Höß zum ersten Mal veröffentlicht

1958

Elie Wiesels Buch La Nuit erscheint

1958

»Zentrale Stelle« in Ludwigsburg eingerichtet

1965 bis 1972

 

Vietnamkrieg. Intensiver Einsatz von „Agent Orange" zum Entlauben von Wäldern durch die USA.

1972

US-Regierung führt die »Watch List« ein mit der mehr als 60.000 „Nazis" aus Deutschland und Österreich sowie Kriegsverbrecher aus Italien an der Einreise in die USA gehindert werden können[35]

 

1991

 

Golfkrieg. Bei einigen GIs tritt das sogenannte „Golfkriegssyndrom" auf.

Dezember 1994

Ein schriftlicher Bericht über mehrere Treffen zwischen Col. Sanders und japanischen Armeeangehörigen taucht im Haus eines 84 jährigen Japaners auf. Wird im Frühjahr 1995 in Japan veröffentlicht.[t10]

3.12.1996

Die ersten 16 japanischen Kriegsverbrecher werden auf die »Watch List« gesetzt (es sind mittlerweile 33)[35]

Juni 1998

Yoshio Shinozuka möchte als Zeuge bei einer Wanderausstellung über den »vergessenen Holocaust in Asien des 2. Weltkriegs« teilnehmen, wird aber von den USA und Kanada an der Einreise gehindert da er als »Class A War Criminal« auf der »Watch List« steht.[35]

Anmerkungen zur Tabelle:

[t1]Hal Gold, aaO. (Artikel-Anm. 5), S. 102.
[t2]Ebenda, S. 92.
[t3]Wilhelm Stäglich, Der Auschwitz Mythos, Grabert, Tübingen 1979, Einführung.
[t4]Hal Gold, aaO. (Artikel-Anm. 5), S. 94.
[t5]Wolfgang Hackert, »Das Holocaustthema 1945/46 Seine Entwicklung im Spiegel einer Tageszeitung«, Deutschland in Geschichte und Gegenwart 43(1) (1995), S. 27f.
[t6]Carlos Porter, Nicht schuldig in Nürnberg, Nineteen Eighty Four Press, Brighton 1996, S. 36-40, codoh.com/inter/intnicht2.html.
[t7]Hal Gold, aaO. (Artikel-Anm. 5), S. 104.
[t8]Hal Gold, aaO. (Artikel-Anm. 5), S. 114.
[t9]Georg Fechter, US-Archive als sprudelnde Quellen, Staatsbriefe 6-7/1999.
[t10]Hal Gold, aaO. (Artikel-Anm. 5), S. 97.

Quelle: Vierteljahreshefte für freie Geschichtsforschung 4(1) (2000), S. 81-90.


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