Henri Roques:

"Wieso gehörte Regimegegner Gerstein zu den zehn 'Eingeweihten' der Millionenvergasung?"

ZEUGE NR. 27

ROQUES Henri, Doktor der modernen Literatur der, Universität Nantes. Buchautor: "Die 'Geständnisse' des K. Gerstein" / Druffel-Verlag.

VERFOLGUNG: Aberkennung der Doktorwürde.

Der Franzose Henri Roques schrieb im Jahre 1986 eine Doktorarbeit über die Geständnisse des Kurt Gerstein. Diese sogenannten "Gersteinprotokolle" dienten und dienen bis zum heutigen Tag als Grundlage der Behauptung der Vergasung von Menschen im Dritten Reich. Daß Gerstein in alliierter Haft, nach dem Ablegen seiner "Geständnisse", wie andere Zeugen dieser Art auch, eines plötzlichen Todes verstarb, wundert den Eingeweihten nicht. Seine Frau wurde erst ein Jahr nach seinem Verscheiden mit der Todesnachricht konfrontiert. Henri Roques fand nun heraus, daß es insgesamt sechs verschiedene Versionen des Geständnisses gibt! Er bezeichnet die einzelnen Versionen fortlaufend mit T1, T2, T3, T4, T5 und T6. Die einzelnen "Geständnisse" weichen voneinander ab, sind in den verschiedenen Sprachen der Siegermächte abgefaßt. Und auf verschiedenen Schreibmaschinen. Dabei wird ein Mittelwert von 27 Millionen vergasten Juden angegeben, die (jeweils 30 Juden pro Quadratmeter) in Gaskammern exekutiert worden sein wollen. Für die Version T3 gewannen die Fälscher dadurch Zeit, diese von den ärgsten Schamlosigkeiten zu säubern, daß sie dieselbe erst ein Jahr nach Gersteins Ableben in ihren Archiven fanden. Die mit "sehr gut" bewertete Doktorarbeit wurde nach Ruchbarwerdung ihrer Erkenntnisse durch einen Piratenstreich des Präsidenten der Universität Nantes, Paul Malvy, für ungültig erklärt.

Hier die auszugsweise Übersetzung des Dokumentes, mit dem der Doktortitel verliehen wurde:

… Herr Henry Roques hat mit der mündlichen Prüfung den Titel eines Doktors der Universität Nantes erhalten. Der Prüfungsausschuß setzte sich entsprechend der Entscheidung des Präsidenten der Universität vom 29. April wie folgt zusammen:

Vorsitzender Jean-Paul Allard, Universität Lyon III

Beisitzer: Pierre Zind, Universität Lyon II, Jean-Claude Rivière (Doktorvater), Universität Nantes, Thierry Buron, Assistent an der Universität Nantes (in beratender Funktion).

Nach entsprechender Beratung hat der Prüfungsausschuß Herrn Henri Roques den Titel eines Doktors der Universität Nantes im Bereich moderner Literatur mit der Bewertung "sehr gut" zuerkannt. Der Bericht über die mündliche Prüfung wird vom Vorsitzenden erstellt und von den übrigen Mitgliedern des Prüfungsausschusses unterschrieben; er liegt dieser Niederschrift bei.

Nantes, den 15. Juni 1985

Und hier die Übersetzung des Dekrets, durch das der Rektor der Universität über den Druck der "öffentlichen Meinung" die Aberkennung der Doktorwürde verfügte:

Nantes, den 3. Juli 1986

Présidence d'Université de Nantes

Der einstweilige Leiter der Universität beschließt wie folgt:

Punkt 1. Die Doktorprüfung, die am 15. Juni 1985 in Nantes stattgefunden hat, wird für ungültig erklärt.

Punkt 2. Diese Entscheidung wird Herrn Henri Roques mittels Boten zugestellt. Sie bewirkt damit die Ungültigkeit der ihm am 28. Juni 1985 zugestellten Verfügung.

Punkt 3. Obige Entscheidung wird dem Rektor der Akademie Nantes und Kanzler der Universität im Akademiebereich, den Herrn Koordinatoren, dem Direktor der Abteilung für moderne Literatur, den Mitgliedern des Prüfungsausschusses sowie den Mitgliedern des Universitätsrates zur Kenntnis gebracht.

Begründung:

Obige Entscheidung ergeht auf Grund des Berichtes der Untersuchung, die auf Verlangen des Ministers für Forschung und Hochschule, Alain Devaquet, durch den Rektor und Kanzler für den Schul- und Hochschulbereich Nantes, Jean-Claude Dischamps, durchgeführt wurde, um die Vorgänge im Zusammenhang mit der Doktorprüfung (Doctorat d'Université) von Henri Roques, geb. am 10. Nov. 1920 in Lyon, am 15. Juni 1985 zu überprüfen. Marcel Bonvalet war damals Rektor und Kanzler, Jaques Vitaine einstweiliger Leiter. Sie ergeht weiterhin auf Grund der Öffentlich dargelegten Folgerungen aus diesem Bericht, so wie es im Rahmen einer Pressekonferenz geschah, die auf Ersuchen von Minister Devaquet am 2. Juli 1986 im Ministerium für Forschung und Hochschule stattfand. Aus den Schlußfolgerungen des Berichts geht hervor, daß die Umstände des Verbringens der Unterlagen von Henri Roques von der Universität Paris IV nach Nantes, das Einschreiben in der Universität Nantes sowie die Doktorprüfung voller Unregelmäßigkeiten sind.

P. Malvv

Kurt Gerstein, als Rekrut der Waffen-SS. Sein nicht unterschriebener Bericht wurde in Nürnberg nicht anerkannt. Da er offensichtlich am Schluß nicht mitspielte, wurde er zum Schweigen gebracht; er ist spurlos verschwunden.

Wieso gehörte Regimegegner Gerstein zu den zehn Eingeweihten der Millionenvergasung9 Schuhberge wie Hochhäuser? Gaskammern wie Gartenhäuschen? Blausäure im Handgepäck?

Henri Roques berichtet In seinem Buch "Die 'Geständnisse' des Kurt Gerstein" / Druffel-Verlag, auf Seite 26:

Unwahrscheinliches und Eigenartiges in den "Geständnissen" Gersteins.

1. Gerstein, der vor Kriegsausbruch zweimal ein Opfer des NS-Regimes wurde, tritt freiwillig in die SS ein, und dies auf Empfehlung der Gestapo.

2. Weihnachten 1941 ist Gerstein nahe daran, aus der SS ausgeschlossen zu werden, denn das NS-Parteigericht hat erfahren, daß er als Untersturmführer F in der SS tätig ist. Sechs Monate später wird er jedoch am 8 Juni 1942 mit einer überaus geheimen Aufgabe betraut: Er soll 100 kg Blausäure ins Lager Belzec bringen ("Geständnis" vom 6. Mai 1945, T4, T5 und T6).

3. In der Fabrik von Kollin in der Nähe von Prag läßt Gerstein gegenüber tschechischen Arbeitern verlauten, die Blausäure sei zum Töten von Menschen bestimmt (T3, T4 und T5). Dies verwundert, zumal sich Gerstein in den anderen "Geständnissen" aus Angst vor Gegenmaßnahmen gegen sich und seine Familie in kluger Zurückhaltung übt

4. In Lublin teilt SS-General Globocnik, der weder Gerstein noch dessen Reisegefährten Pfannenstiel zuvor gesehen hat. ihnen das "größte Geheimnis des Reiches" mit.

5. Gerstein berichtet weitere Aussagen von Globocnik. Es handelt sich um die drei in Betrieb befindlichen Lager, zu denen der SS-General folgende Angaben gemacht haben soll:

Belzec: höchstens 15.000 täglich,

Sobibor höchstens 20.000 täglich,

Treblinka: höchstens 25.000 tâglich.

In den handschriftlichen französischen Fassungen TI, 72 und T4 wie auch in der deutschen Fassung T3 finden sich keine weiteren Hinweise. Diese Zahlen könnten die Höchstzahlen der täglich in diesen Lagern eintreffenden Deportierten sein. In T5 und T6 findet sich aber das Wort "Hinrichtungen ". Die beiden letzteren Fassungen ergeben für Belzec 11. 000 (T5) bzw. 13.500 (T6) für Treblinka. Wir haben in der "Encyclopedia Judaica" (EI) nachgeschlagen, um die Zeiträume für den Betrieb der fraglichen Lager herauszufinden. Was Belzec anbelangt, so läßt sich nur schwer feststellen, ob die von der "Encyclopedia Judaica" erwähnte Vernichtung am 31. Dezember 1942 oder im Frühjahr 1943 eingestellt wurde. Haben die Vernichtungen, von denen Gerstein spricht, täglich stattgefunden? In den "Geständnissen" Gersteins finden sich keinerlei Hinweise.

Gibt es in der Glaubwürdigkeit der einzelnen Fassungen Abstufungen?

Alle Fassungen enthalten eine bestimmte Menge an Unwahrscheinlichkeiten und Ungereimtheiten, die sie nicht glaubhaft machen. Die Unglaubwürdigkeit ist jedoch je nach Fassung mehr oder weniger deutlich. Man stellt die Steigerung der Unglaubwürdigkeit von T1 über T2 zu T5 fest; T4 stellt einen Sonderfall dar. Das Haupt-"Geständnis" ist sehr kurz. Folglich sind die Unwahrscheinlichkeiten nicht so zahlreich. T4 hat jedoch Ergänzungen, deren Aussagen nur schwer anzuerkennen sind. Die gleichen Behauptungen finden sich mit Abweichungen in den Fassungen T3, T5 und T6. Im Kapitel über die Echtheit der Texte wurde auf Grund nicht auffindbarer Beweise sowie gewisser Annahmen die Behauptung aufgestellt, daß die beiden deutschen Fassungen T3 und T6 "fabriziert" wurden. Man findet folglich verhältnismäßig wenige Unwahrscheinlichkeiten, wenn man von T5 über T6 zu T3 kommt. Die Fassung T6 vom 6. Mai 1945 übernimmt insgesamt T5, aber ohne die groben Fehler und albernen Einzelheiten; gewisse Fehler in der Schreibweise der Eigennamen sind beseitigt. Auf Grund dieser Bearbeitung wurde T6 für würdig befunden, in die PS-Reihe unter der Nummer 2170 aufgenommen zu werden. T6 wurde indes selten benutzt und ist, soweit bekannt ist, nie, auch nicht teilweise, veröffentlicht worden. Die Ausarbeitung von T3 ist gediegener. Seine "Auffindung" erst im Frühjahr 1946 gab seinen Verfassern ausreichend Zeit, in Gersteins Muttersprache einen Text anzubieten, der beim Leser weniger Skepsis hervorruft. T3 wurde erstmals 1953 von Hans Rothfels veröffentlicht (op. cit. S. 177 bis 194). T3 wurde oft von anderen Autoren, deutschen wie ausländischen, übernommen. In Frankreich wurde die Übersetzung von T3 durch L. Poliakov und J. Wulf ("Le 3 Reich et les Juifs" = "Das 3. Reich und die Juden") ziemlich häufig benutzt. So auch 1982, als François de Fontette in der Reihe "Que sais-je?" ("Was weiß ich?") die Ausgabe "Geschichte des Antisemitismus" veröffentlicht hat. Auf den Seiten 120 und 121 finden sich Auszüge aus der Fassung vom 4. Mai 1945 (T3). Es handelt sich nur um Teilauszüge; darauf wird später noch eingegangen. Wenn man unserer Annahme einer fabrizierten T3-Fassung folgt, so kann man ihren Verfassern einige Absichten unterstellen.

1. T3 stimmt mit T2 in mehreren Punkten überein.

T2 (PS-1553) war schon bekannt, als T3 "entdeckt" wurde. T2 (PS-1553) war schon beim Nürnberger Militärgericht erwähnt worden. Es war daher wünschenswert, daß es zwischen T2 und T3 keine allzu offensichtlichen Unterschiede gibt.

a) Der Befehl an Gerstein, Blausäure nach Belzec zu bringen, spricht in den Fassungen vom 26. April 1945 von 100 kg, in den Fassungen vom 6. Mal 1945 von 260 kg. T3 liegt auf der Linie von T2 und erwähnt 100 kg.

b) Gerstein hat die Eigennamen oft entstellt. So wird ein Ministerialrat, der Linden heißt, bei ihm zu Lindner - so in TI und T4 (es handelt sich um die handschriftlichen Fassungen) und in T2 (PS-553). In T5 und T6 findet sich der richtige Name Linden. T3 folgt erneut T2 und erwähnt Lindner.

2. T3 merzt Unwahrscheinlichkeiten aus.

Kurt Gerstein (30 KB)

Kurt Gerstein, der "Gaskammernzeuge", wurde von denen, die ihn erpreßt hatten, zum Schweigen gebracht: im Gefängnis ermordet.

Gewisse Unwahrscheinlichkeiten der Fassung erklären möglicherweise die Zurückweisung durch das Nürnberger Militärgericht. In T3 sind einige davon ausgemerzt.

a) Die Zahl der Opfer von Belzec und Treblinka - in T2 25 Millionen, in T5 und T6 20 Millionen. In T3 findet sich klugerweise keine Zahlenangabe.

b) Ein kleiner Junge von drei bis vier Jahren verteilt an die mehr als 5000 Menschen Schnüre, um die Schuhe paarweise zusammenzubinden; so in den Fassungen TI, T2, T5 und T6. In T3 wird der kleine Junge nicht erwähnt.

c) Ausmaße der Gaskammer - 4 × 5 ×1,90 m in T2 (also 20m² und 38 m³) in TI und T2; 5 × 5 × 1,90 m (also 25 m² und 47,5 m³) in T5 und T6. In allen Fassungen liest man jedoch 25 m² und 45 m³. T3 wählt Maße, die eine genaue Fläche und ein ziemlich genaues Volumen ergeben; hier folgt T3 nicht T2 (PS-1553).

3. T3 schwächt einige Unwahrscheinlichkeiten ab.

a) In den meisten Fassungen ist die Rede von einem Schuhhaufen von 35-40 Meter Höhe (in etwa 10-12 Stockwerken). In T3 hielt man es für ratsamer, die Glaubwürdigkeit zu erhöhen, indem man die Höhe auf 25 m zurückschraubte; dies entspricht noch immer 7-8 Stockwerken!

b) "Mehrere tausend Homosexuelle sind an einem Tag in einem Krematorium verschwunden", liest man in vier Fassungen. - In T3 sind mehrere hundert in einigen Tagen verschwunden.

c) In Auschwitz werden mehrere Millionen Kinder getötet, indem man ihnen mit Blausäure getränkte Wattebausche ins Gesicht drückt (T5 und T6). - In T3 sterben die Kinder auf die gleiche Alt und Weise, aber es sind nicht mehrere Millionen.

d) In den Ergänzungen zu T4 liest man folgenden handschriftlichen Vermerk Gersteins: Als sie mit ihrer Arbeit beschäftigt waren, sahen sie plötzlich (sie = zwei Bauoffiziere), wie sich einige bewegten. Es handelt sich um angebliche Leichen. Ein SS-Rottenführer beförderte sie ins Jenseits, indem er ihre Schädel mit einer ihm schon zur Verfügung stehenden Eisenstange zertrümmert. Die gleiche finstere Geschichte findet sich in den Ergänzungen zu T3; aus einigen werden indes je zwei.

e) In den Ergänzungen zu T4 sah Gerstein, wie ein kleiner Junge von drei Jahren in die Gaskammer geworfen wird. - In T3 entgeht der kleine Junge der Gaskammer nicht, wird aber jetzt sanft hineingeschoben. Die oben angeführten Punkte tragen alle dazu bei, aus T3 zwar nicht ein glaubhaftes "Geständnis" zu machen, es aber immerhin weniger unglaubwürdig zu machen. Diese Feststellung verstärkt insofern die Überzeugung. daß T3 ein sorgfältig "fabrizierter" Text ist, und zwar ein Text auf der Grundlage der französischen Fassungen T1, T2, T4 und T5.


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