Bücherschau
Aufgeblähte Inkompetenz kritisiert den Revisionismus
Von Samuel Crowell
Michael Shermer, Alex Grobman, Denying History. Who Says the Holocaust Didn’t Happen and Why Do They Say It?, Berkeley, University of California Press, 2000. Hardcover, 312 Seiten. Bibliographie. Index.
Seit einigen Jahren ist Michael Shermer, Gastprofessor am Occidental College und Herausgeber der Zeitschrift Skeptic, eine feste Größe in der revisionistischen Szene – nicht etwa, weil er den Revisionisten beipflichtet, sondern weil er bereit ist, mit ihnen bestimmte Elemente der „Holocaust"-Legende offen zu diskutieren. In den letzten Jahren hat er, meist gutgelaunt, mit mehreren führenden Revisionisten die Klingen gekreuzt, darunter Bradley Smith, Mark Weber und Robert Faurisson. Diese Kontakte verleihen seinem 1997 erschienenen Buch Why People Believe Weird Things (Warum die Menschen seltsame Dinge glauben) eine stark persönliche, mit Anekdoten gewürzte Note. Bei der Niederschrift seines neuen Werkes Denying History (Das Verleugnen der Geschichte) hat sich Shermer mit Alex Grobman zusammengetan, einem der Sache seines Volkes treu ergebenen Juden vom Simon Wiesenthal Center, offenbar in der Absicht, die Argumente der „Holocaustleugner" ein für alle Male zu widerlegen.
Das Buch weist einige Stärken auf. Shermer ist ernsthaft um die Popularisierung des Themas bemüht und beschreibt seine pragmatische Einstellung gegenüber historischem Wissen mit großer Ausführlichkeit. Als Ergebnis präsentiert er eine lesbare, aber trotzdem relativ anspruchsvolle Diskussion der zeitgenössischen historischen Methoden, der wissenschaftlichen Auseinandersetzungen über diese Methoden sowie der Erkenntnistheorie. Doch wenn es konkret um den „Holocaust" und die verschiedenen Arten von dafür feilgebotenen Beweisen geht, begnügen sich Shermer und sein Mitautor weitgehend damit, die mittlerweile sattsam bekannte Litanei von der „Konvergenz der Beweise" bis zur Ermüdung zu wiederholen.
Unter der „Konvergenz der Beweise" versteht Shermer eine Situation, in der Daten aus einer Vielzahl verschiedener Felder allesamt auf eine spezifische Schlußfolgerung hindeuten. Shermer behauptet, es gebe 18 Arten von Daten, welche zusammen den Beweis für die geschichtliche Realität des „Holocaust" erbrächten: Fünf Zeugenaussagen, vier Reden prominenter Nationalsozialisten, Pläne der Krematorien, Photos toter Lagerinsassen, weitere Zeugenaussagen, Bestellungen für Zyklon B, das Eichmann-Geständnis, Aussagen der deutschen Nachkriegsregierung sowie die Tatsache, daß viele Juden verschwunden sind (S. 118). Nein, die angeführten Beweise sind nicht 18 an der Zahl; nein, wir machen uns nicht über Shermers Argumente lustig: Genau dies schreibt er in seinem Buch, nur daß am Ende aus den 18 Daten »18 Beweise« geworden sind, die »sämtliche ein und dieselbe Schlußfolgerung nahelegen«.
An Shermers Argumentation ist mindestens dreierlei faul. Das erste Problem besteht darin, daß wir, wenn wir das Wort „Holocaust" als Sammelbegriff für all das auffassen, was dem jüdischen Volk während des Zweiten Weltkriegs zugestoßen ist, sogleich vor der Frage stehen, wie die einzelnen Bestandteile des jüdischen Schicksals miteinander verknüpft sind. Es ist beispielsweise wohlbekannt, daß die Amerikaner und Briten in Lagern wie Bergen-Belsen, Buchenwald und Dachau Tausende von Leichen photographiert haben, doch diese Aufnahmen beweisen lediglich, daß es zum Zeitpunkt der Befreiung dieser Lager dort viele – jüdische und nichtjüdische – Tote gab, sonst nichts. Die klügeren unter den Verfechtern der orthodoxen „Holocaust"-Version stimmen mit den Revisionisten darin überein, daß diese Tatsache überhaupt nichts mit dem zu tun hat, was den Juden in angeblichen „Vernichtungslagern" wie Auschwitz und Treblinka widerfuhr.
Das zweite Problem liegt darin, daß die Beweise keinesfalls zwingend eine Konvergenz ergeben, welche die Schlußfolgerung Shermers bestätigt. Bezüglich der Massenvergasungen argumentiert Shermer beispielsweise, diese würden durch folgende Faktoren bewiesen: 1) Zeugenaussagen, 2) Pläne der Krematorien, 3) Zyklon-B-Spuren, 4) Bodenaufnahmen, 5) Luftaufnahmen, 6) bestehende Ruinen. Doch diese Beweiskategorien weisen höchst unterschiedliche Beweiskraft auf. Bekanntlich sind die Zeugen oft unglaubwürdig, deren Aussagen oft ganz unglaubhaft; sie entstanden zu einer Zeit, wo die Vergasungsgeschichten bereits weitverbreitet waren, und wurden in vielen Fällen vor Gerichten abgegeben, deren Aufgabe darin bestand, die Vergasungsbehauptungen zu erhärten. Die Pläne belegen lediglich, daß der Bau von Krematorien vorgesehen war. Die Existenz von Zyklon-B-Spuren in Lagern, wo dieses Produkt in großem Umfang zur Entlausung verwendet wurde, ist strittig. Die Bodenaufnahmen zeigen Leichenhaufen, sonst nichts weiter. Die Luftphotos lassen Krematorien erkennen. Die Ruinen erbringen den Beweis für das Bestehen von Entlausungseinrichtungen sowie Krematorien. Kein einziger der nicht in die Kategorie der Zeugenaussagen fallenden Beweise führt zwangsläufig zur Schlußfolgerung, daß Massenvergasungen stattgefunden haben, und die Zeugenaussagen sind und bleiben unzuverlässig.
Shermer scheint unter einer „Konvergenz der Beweise" folgendes zu verstehen: Wenn verschiedene Arten von Beweisen der zentralen Behauptung nicht widersprechen, so bestätigen sie diese oder konvergieren in ihre Richtung. Dieser Logik zufolge konnte man im 17. Jahrhundert nachweisen, daß eine alte Frau zu mitternächtlicher Stunde auf einem Besen durch die Luft ritt und es mit dem Leibhaftigen trieb, und die Frau durfte zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt werden, sofern man als Beweismaterial ein paar Zeugen, einen Besen und eine schwarze Katze auftreiben konnte.
Das dritte Problem, das sich aus Shermers „Konvergenz"-These ergibt, liegt darin begründet, daß er durch pausenlose Hinweise auf die schwachen Beweiskategorien – die Augenzeugenberichte, die Luftphotos, die Zyklon-B-Büchsen, die Verwendung des Begriffs „Ausrottung" in öffentlichen Reden prominenter Nationalsozialisten – die enorme Lücke in der Dokumentation zu übertünchen versucht. Gerade diese dokumentarische Lücke – das Fehlen jedweder verläßlichen dokumentarischen Belege für Menschenvergasungen sowie das Fehlen dokumentarischer Unterlagen dafür, daß das Dritte Reich eine Politik der Ausrottung aller Juden betrieb – ist es ja, die Menschen zur Unterstützung der revisionistischen Perspektive veranlaßt.
Für meine eigenen Studien ist es von besonderem Interesse, wie Shermer und Grobman die Massenvergasungen zu beweisen trachten. Wie nicht anders zu erwarten war, wird den Zeugenaussagen sehr viel Gewicht beigemessen, doch hie und da stoßen wir auf einige Perlen, die unseren Wissensstand bereichern. So erfahren wir, daß die Dusche im Krematorium von Mauthausen »eine schwere Stahltür mit einem Guckloch« aufwies (S. 168), mit anderen Worten, eine Luftschutzbunkertüre (S. 168), und daß die »Gaskammern« in Majdanek nach dem Krieg verschiedene Veränderungen erfuhren (S. 164). Leider springt Shermer mit seinen Daten auf eine Weise um, die man als simplizistisch, wenn nicht gar bewußt tendenziös bezeichnen muß. Beispielsweise zitiert er eine Quelle, laut welcher die „Gaskammern" in Majdanek mit »reinem Kohlenmonoxid« betrieben wurden (S. 165), obwohl die dort befindlichen Stahlflaschen klar und deutlich die Aufschrift »CO2« tragen und der Hinweis auf andere Bestandteile des Inhalts getilgt ist (vermutlich handelte es sich um ein Desinfektionsmittel, für welches das Kohlendioxid als Treibgas diente).
Den Höhepunkt erreicht Shermers Naivität bei seiner Erörterung des Lagers Mauthausen, wo er argumentiert, das Vorhandensein eines Heizkörpers, einer Lüftung sowie falscher Duschen bewiesen die Existenz einer Menschentötungsgaskammer, und es sei »keine andere Erklärung plausibel« (S. 172). Doch da die Duschen in Mauthausen nicht falsch, sondern echt sind, läuft Shermers Argument darauf hinaus, daß der Ausrüstung eines Duschraums mit einer Lüftung und Heizung zwangsläufig eine unselige Bedeutung innewohnen muß.
Um diesen zentralen Kern herum stehen in Denying History mehrere lange Kapitel, in denen es um die Geschichtsschreibung geht und die ausführliche Personenbeschreibungen etlicher führender Revisionisten enthalten, einschließlich Mark Webers vom Institute for Historical Review. Am Ende des Buches werden mehrere Argumente angeführt, um den Leser davon zu überzeugen, daß Hitler sehr wohl die Verantwortung für den „Holocaust" trug und daß dieser in der Tat der größte Greuel aller Zeiten war. Nichts von alledem ist sonderlich originell. Doch Shermer und Grobman scheinen ihrer Zeit hinterherzuhinken: Sie unterlassen es, auch nur eine der umfassenden forensischen und dokumentarischen Forschungsarbeiten zur Sprache zu bringen, welche die Revisionisten in den vergangenen Jahren geleistet haben.
Insgesamt gesehen ist Denying History nichts Anderes als eine Erweiterung dessen, was Shermer in seinem vorhergehenden Buch aufgetischt hat: Diverse Informationen und Anekdötchen über führende Revisionisten; Spekulationen darüber, warum sie glauben, was sie glauben, wobei die Möglichkeit, daß sie wenigstens teilweise recht haben könnten, nie auch nur in Betracht gezogen wird. Wie schon bei seinem früheren Buch verdient Shermer Anerkennung für den geduldigen, ja fast didaktischen Ton, in dem er über die Revisionisten spricht, doch scheitert er abermals bei seinen Bemühungen, irgendwelche Belege für jene Ereignisse zu erbringen, die er als Fakten darstellt. Das einzig Neue an dem Buch liegt in den hier ausgebreiteten „neuen Beweisen" für die Massenvergasungen und die Existenz eines Ausrottungsprogramms. Doch wie bei Vertretern der orthodoxen „Holocaust"-Version üblich, gehen diese angeblichen Beweise nicht wirklich über unglaubwürdige Zeugenaussagen hinaus, und die zusätzlichen Einzelheiten erhärten letzten Endes gar nichts, außer vielleicht der Existenz eines Luftschutzraums im Krematorium von Mauthausen.
Quelle: Vierteljahreshefte für freie Geschichtsforschung 6(1) (2002), S. 102f.
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