Die Bombardierung von Bergen 1944/45

Von Anna Duus

Nicht nur in Deutschlands Städten wüteten die alliierten Bomber furchtbar, auch die Städte ihrer (angeblichen) Freunde, ihrer Verbündeten verschonten sie nicht, so etwa Frankreich, die Niederlande, Belgien. Nur ist über diese Terror-Bombardements wenig bekannt, noch weniger als etwa über die Vernichtung Hiroshimas, Dresdens und Hannovers. Wir bringen hier ein – nur wenigen heute lebenden Menschen bekanntes - Beispiel aus Norwegen. Die zweitgrößte Stadt des Landes, die westliche alte Hansestadt BERGEN wurde im Jahr 1944 von mehreren grausigen englischen Terrorhandlungen heimgesucht. Anna Duus lebte damals – 14 Jahre alt – mit ihren Eltern im Zentrum dieser alten Hansestadt. Sie berichtet:


Es war der sehr frühe Morgen des 20. April – „Führers Geburtstag" – ein Zufall? –, da wurden die Menschen in Bergen von einem furchtbaren Knall aufgeschreckt, dem ein grelles Aufleuchten des Himmels folgte. In der Wohnung meiner Eltern zersplitterten alle Fensterscheiben, ein großer Schrank, der in meinem Schlafzimmer an der Wand stand, flog über mein Bett. Dieses aber hatte oben am Kopfende ein hohes Brett, – glücklicherweise blieb der schwere Schrank daran hängen. Meine Eltern riefen verzweifelt nach mir, aber ich kam putzmunter unter dem Schrank hervorgekrochen. In der Küche war alles fußhoch voller Glassplitter, da auch hier alle Fenster geborsten waren. Wir mußten dann eine Nacht zu Verwandten ziehen.

Den meisten Menschen in der Umgebung ging es nicht so gut, da überall die Glasfenster zertrümmert wurden. Dadurch erblindeten sehr viele Menschen in großen Teilen der Stadt. Viele Norweger wurden an diesem Tag tot aufgefunden und auch sehr viele deutsche Wehrmachtsangehörige. Die größten Verluste hatte die deutsche Kriegsmarine zu beklagen, die genaue Verlustzahl ist nie geklärt worden. Daher gibt es viele deutsche, damals hier gefallene, Soldaten, die als „Unbekannter Soldat" auf dem hiesigen Soldatenfriedhof beerdigt sind.

Gräber unbekannter deutscher
Soldaten in Bergen

Die Ursache für all dies unsägliche Leid war das deutsche Munitionsschiff „Vorboode", das im Hafen von Bergen am Kai lag. Es war ein holländisches Beuteschiff im Dienste der deutschen Kriegsmarine. Es war urplötzlich in die Luft geflogen.

Die Ursache der verheerenden Explosion wurde – amtlich – vielleicht mit Absicht, nie geklärt. Es kann Sabotage durch norwegische „Widerstandskämpfer" „zu Ehren" von Hitlers Geburtstag gewesen sein. Auch ein Mini-U-Boot-Angriff der Engländer ist nicht auszuschließen, denn auch am 11. September 1944 waren es die Engländer, die ein Mini-U-Boot (X-24) in den Hafen von Bergen schickten und damit dort ein Schwimmdock versenkten, was 17 norwegischen Hafenarbeitern das Leben kostete.

Daß durch die Detonation der „Vorboode" so viele Deutsche sterben mußten, lag daran, daß die Marinesoldaten ihr Quartier in der Nähe hatten, in der alten Festung Bergenhus am Hafen, nur wenige Meter vom Explosionsort entfernt.

Auf der gegenüberliegenden Seite des großen Hafenbeckens

wurde ebenfalls ein beträchtlicher Teil des dortigen Stadtviertels vernichtet, eine Kirche brannte total aus, nur die Mauern standen noch, und mitten im Kirchenschiff lag die große Glocke, die aus dem brennenden Turm gestürzt war. Den schweren gußeisernen Anker des explodierten Munitionsschiffes fand man in einem ganz anderen Stadtteil wieder, drei Kilometer von der Unglücksstelle entfernt!

Ein Freund meines Vaters kam aus Freiberg in Sachsen. Er wollte keinen Krieg, aber er wurde kurz nach dem 20. April 1944 an die Ostfront geschickt. Er kam in russische Gefangenschaft und kehrte erst 1946 nach Freiberg zurück, wo er leider kurz danach verstarb. Dieser Mann war ein sehr ehrlicher, aufrichtiger Deutscher. Einer von der Sorte, die inzwischen leider fast ausgestorben sind.

Am 4. Oktober 1944 kam der Tod für 194 Menschen nach Bergen – verursacht durch englische Bomber. Im Stadtviertel Laksevag gab es einen großen deutschen U-Bootbunker, den die Engländer sehr gerne ausradieren wollten. Für diesen Zweck war ihnen jedes Mittel recht, dabei aber wohl wissend, daß es da ganz in der Nähe Kindergärten, Schulen, Wohnhäuser und zivile Fabriken gab.

Der deutsche Reichskommissar Terboven hatte es nicht erlaubt, daß die norwegischen Bürger aus diesem Gebiet evakuiert werden konnten. Das wurde für die dort Lebenden zum Verhängnis.

Am frühen Morgen des 4. Oktober 1944 kamen die Terrorbomber der Engländer und entluden ihre todbringende Last auf unschuldige Zivilisten. Mein Vater suchte mit mir Schutz im Flur unseres Holzhauses. Einen richtigen Keller gab es nicht und der nächste Tilfluktsrum (Luftschutzraum) war weit weg und in einem elenden Zustand. Die dröhnenden Explosionen der schweren Bomben kamen immer näher. Wir preßten uns aneinander, aber mein Vater sagte, uns würde keine Bombe treffen. Und so war es. Allerdings: Der Schule, die nicht weit von unserem Haus direkt im Bombenhagel lag, ging es viel schlechter. Die Lehrer, hatten zuvor fleißig für den Ernstfall geübt. Die Kinder mußten sich dann jeweils klassenweise aufstellen und Deckung im Keller suchen, der dicke Wände hatte. Diesen Keller hatten zu Beginn des Alarms auch die freiwilligen norwegischen Hilfskräfte des Roten Kreuzes zu ihrem Schutz aufgesucht.

An diesem 4. Oktober kamen 140 britische Lancaster-Bomber über Laksevag. Um 9 Uhr morgens heulten die Sirenen. Die Schüler rannten in den Keller, es wurde so eng, daß einige sogar auf der Treppe stehen mußten, darunter 16 Rotkreuz-Helfer. Dann fielen ringsum die Bomben, 1400 in 11 Minuten. Es wurde ein Inferno. Die ganze Schule bebte, das Licht erlosch. Die Kinder schrien in Todesangst. Weitere schreckliche Explosionen schütteten Steine und zersplittertes Holz über die schreienden, weinenden Kinder. Szenen wie aus der Hölle. Ein Junge, Reidar mit Namen, stand in der Türöffnung, – wahrscheinlich rettete ihm dort der starke Türbalken das Leben. Als er den Kopf hob, sah er direkt in den Himmel. Überall um ihn herum lagen blutende, zerstückelte Kinder. Immer noch fielen Bomben. Ein überlebender Lehrer saß inmitten der Sterbenden und sang: »So nehmet meine Hände und führet mich...«

Der Junge Reidar schaffte es, lebendig aus dem zertrümmerten Keller zu kommen. Unter der total zerstörten Schule fand man später 61 Kinder und 16 freiwillige Rot-Kreuz-Helfer –alle tot. Insgesamt kostete dieser barbarische Angriff 194 Norwegern das Leben. Die Zahl der toten Deutschen und russischen Kriegsgefangenen ist nicht bekannt. 600 Einwohner der Stadt Bergen wurden an diesem Tage obdachlos.

Auch der nahe Friedhof wurde durch Bombenexplosionen umgewühlt, so daß riesige Trichter entstanden, in denen die Gebeine der Toten schimmerten.

In dieser ganzen Hölle war einzig das eigentliche Bombenziel – der deutsche U-Boot-Bunker – heil geblieben, ohne einen Kratzer. 1945 versuchte das norwegische Militär diesen Betonkoloß zu sprengen – vergeblich. Nach mehreren fruchtlosen Versuchen gab man es auf. Die nötige Sprengstoffmenge wäre so groß gewesen, daß ganz Laksevag mit in die Luft gegangen wäre.

Die Norweger, die diesen schwarzen Oktobertag überlebt hatten, wollten nichts als fort von diesem Ort des Grauens. Viele Kinder wurden auf das Land geschickt. So kam es, daß auch der Junge Reidar, der das Schulmassaker überlebt hatte, nun ebenfalls aus der Stadt wegkam.

Am 12. Januar 1945 versuchten es die Engländer aufs neue, – wieder in Richtung U-Bootbunker. Diesmal waren es „nur" 31 Lancaster-Bomber, aber sie hatten Riesenbomben mit 5 Tonnen Sprengkraft dabei. Mit all diesem Aufwand schafften sie es lediglich, ein kleines Loch in der Bunkerdecke zu erzeugen. Ein Bomber wurde abgeschossen.

Diesmal mußten keine Zivilisten sterben, und die Besatzung des abgeschossenen Flugzeuges kam in Gefangenschaft. Die Norweger haben niemals englische Flieger gelyncht – etwa in der Art, wie es die Tschechen mit deutschen Soldaten nach dem Kriege gemacht haben, indem sie sie in Prag mit den Füßen nach oben an Kandelabern aufhängten, mit Petroleum übergossen, unter dem Gejohle der umstehenden Meute anzündeten und sie so als lebende Fackeln bei lebendigem Leibe verbrannten. Nein, so etwas hätte kein Norweger fertiggebracht.

Von den Schicksalen überlebender Norweger wissen wir wenig. Es sind nur einzelne, ergreifende Geschehnisse bekannt. Der Junge Reidar, der in der zerbombten Schule sein Leben retten konnte, kam aufs Land. Aber die schrecklichen Erlebnisse hatten seine Nerven geschädigt und kurz vor Kriegsende wollte er wieder heim zu seinen Eltern.

Im Mittelgrund: deutscher U-Boot-Bunker in Bergen, 1944

Er kam an Bord des Schiffes „D/S Framnæs". Unterwegs wurde dieser kleine Küstendampfer, der ausschließlich norwegische Passagiere an Bord hatte, von britischen Flugzeugen mit Bomben eingedeckt und in Brand gesteckt. Es gab 7 Tote und 10 Verwundete, aber der Junge Reidar kam wunderbarerweise wieder davon.

Wir wissen aber, daß all das Schreckliche, was er durch die Engländer erlebt hatte, ihn immer weiter plagte. Noch Schlimmeres geschah dem damals zehnjährigen Norwald, der ebenfalls die Bombardierung von Laksevag überlebt hatte. Er wurde nach Wallø bei Tønsberg evakuiert. Dort aber erschienen natürlich ebenfalls wieder die englischen Flugzeuge, um zwei Wochen vor Kriegsende die dort vor Anker liegenden Öl-Tanker zu bombardieren. Dabei kamen 55 norwegische Zivilisten ums Leben, darunter auch der arme Norwald.

Im Nachhinein stellt man sich die Frage, ob Terrorbombardierungen, wie hier in Norwegen, aber auch in Frankreich, in Belgien, in Holland und auch die sinnlose Zerstörung von 130 deutschen Städten mit 510.000 zivilen Toten und auch der schreckliche Angriff auf Dresden, der vielleicht 150.000 das Leben kostete, militärisch sinnvoll und nicht etwa nur barbarische Willkür und daher Kriegsverbrechen waren (und sind).

Kriegsverbrechen... Es gab auch Angriffe auf kleine, harmlose Passagierschiffe in norwegischen Gewässern, Beschießung von Reisebussen durch englische Tiefflieger mit Maschinengewehren im norwegischen Finnmarken und vieles, vieles mehr. Die Norweger waren nicht im Krieg mit den Briten, sie waren offizielle „Verbündete" – und trotzdem!

Dann gab es die Rigel-Katastrophe: Am 27. November 1944 lief das norwegische Schiff „Rigel" aus dem Hafen von Alta in Nordnorwegen (Finnmark) aus. An Bord waren mehrere tausend russische Kriegsgefangene, die nach Südnorwegen transportiert werden sollten. An Deck des kleinen Dampfers waren die gefangenen Russen wie Sardinen gestaut. Bei Tjøtta wurde dieses Schiff von 20 bis 30 britischen Flugzeugen angegriffen, die vom Flugzeugträger „Implicable" aufgestiegen waren.

Eigentlich sollten diese Flugzeuge die Bahnstation und den Hafen von Mosjøen angreifen, aber die Besatzungen glaubten, daß die „Rigel" deutsche Truppen an Bord hätte und wollten sie deshalb versenken. Dieser Untergang war die größte Schiffskatastrophe in norwegischen Gewässern. 2750 Russen kamen dadurch ums Leben, ertranken oder verbrannten in dem entstehenden Flammenmeer.

Die Norweger an der Küste taten für diese armen Menschen, was sie konnten. Es sei wie in Dantes Inferno gewesen, berichteten die dortigen Ärzte. Nur 160 Gefangene überlebten

Szenen der Verwüstung in Bergen
nach britischen Bombenangriffen

Zwei obige Bilder und rechts: Blick auf den Hafen von
Bergen nach britischen Bombenangriffen.


 

Unten: Flanierende britische „Befreier" Bergens im Mai 1945.

Links: Zerstörte Kirche in Bergen mit der Glocke am Boden

die Katastrophe. 1011 wurden in einem Massengrab beigesetzt, aber noch den ganzen Winter und den Frühling 1945 hindurch wurden Leichen angeschwemmt. 1970 wurde ein Gedenkstein auf das Massengrab gestellt.

Diese Versenkung war bestimmt kein Ruhmesblatt für die Engländer. Das Ganze war grausam und sinnlos, und Berichte darüber werden von den Briten unterdrückt. Ich habe aber diese Tatsachen aus alten norwegischen Zeitungen entnommen und kann daher hier auch über diese vergessene Schandtat berichten. Über diese und auch andere...

So wurde das norwegische Schiff „Richard Witt" im September 1941 von einem britischen U-Boot versenkt, obwohl es rein zivil und ohne jegliches Militär an Bord war. Hier verloren etwa 100 Norweger ihr Leben.

Das zivile norwegische Schiff Richard Witt, im September 1941 von den Briten versenkt, 100 norwegische Opfer.

Ab 1943 hatten norwegische, von England aus operierende MTB (Motor-Torpedo-Boote) und britische Flieger angeblich den strikten Befehl, keine norwegischen Passagierschiffe zu versenken. Trotzdem wurden auch danach noch zwei derartige Schiffe bombardiert. Man muß sich nun doch fragen, konnte jeder Befehlshaber in britischen Flugzeugen und U-Booten auf eigene Faust handeln? Alle diese Versenkungen von zivilen Schiffen sind eigentlich auch als Kriegsverbrechen einzustufen.

In diesen Zusammenhang gehört auch der folgende Auszug aus der norwegischen Zeitung Sunnmørsposten:

»Das norwegische Dampfschiff „Sanct Svithun" wurde am 30. September 1943 von fünf britischen Beaufighter Flugzeugen mit Bomben belegt. Bei dieser feigen Tat – das Schiff war zivil und unverteidigt – kamen 50 Norweger ums Leben. Das Schiff befand sich vor dem mittleren Teil der Küste, es war rein norwegisch, nur mit Zivilisten an Bord. Die deutschen Schiffe, die sich in diesen Gewässern befanden, taten unter Einsatz des Lebens ihrer Besatzungen ihr Bestes. 48 der Passagiere und 29 Angehörigen der Mannschaft wurde durch diesen deutschen Einsatz das Leben gerettet. Und das, obwohl das Wetter zu diesem Zeitpunkt sehr schlecht war.

Den deutschen Matrosen kommt alle Ehre zu, wie in so vielen ähnlichen Fällen der Jahre 1940 bis 45. Speziell ist hier die größte Leistung der deutschen Marine zu erwähnen: Die grandiose Rettung von über zwei Millionen deutschen Flüchtlingen über die Ostsee Anfang 45. Mit Einsatz des eigenen Lebens haben diese Matrosen Millionen von Menschen das Leben gerettet. Aber darüber wird im heutigen Deutschland kaum noch berichtet. Wir meinen, diesen Angehörigen der deutschen Kriegsmarine gebührt aller Dank und Ehre.«

Soweit dieser Auszug aus Sunnmørsposten.

In der Nacht zum Sonntag, dem 29. Oktober 1944, wurde die alte und berühmte Hansestadt Bergen, meine Heimatstadt, wieder das Ziel eines britischen Terrorangriffs. Um zwei Uhr nachts erschienen erst einige Mosquito-Bomber über der Stadt und setzten Zielmarkierer und Leuchtbomben, sogenannte „Christbäume", die alles taghell machten.

Danach erschien in einzelnen Wellen die Hauptmasse der Bomber und warf unzählige Phosphor-Brandbomben ab. In die entstehenden Flächenbrände fielen dann Sprengbomben aller Kaliber. Tieffliegende Begleitjäger machten mit Maschinengewehren Jagd auf Flüchtende.

Das Stadtviertel Laksevag wurde wieder schwer getroffen, 100 Häuser gingen dort in Flammen auf.

Viele Bomben fielen auch in das historische Stadtzentrum. Aber hier gab es keine militärischen Ziele, trotzdem wurde das Gebiet von Luftminen verwüstet und 30 Wohnhäuser pulverisiert. Auch das Theater, ein altes, weithin im Norden berühmtes Holzgebäude, brannte völlig nieder.

Dieses abscheuliche Flächenbombardement war typisch für viele derartige barbarische Handlungen der Engländer und Amerikaner im ganzen von den Deutschen besetzten Europa. Auch hier in Bergen fielen unzählige Bomben auf Unschuldige, auf Frauen und Kinder, auf Ungeborene, auch hier in Bergen wurden unersetzliche Kulturbauten vernichtet, wofür? Haben alle diese Abscheulichkeiten den Krieg auch nur um einen Tag verkürzt?

Bei diesem barbarischen Angriff wurden ebenfalls wieder Zeitzünderbomben abgeworfen, die vielen zivilen Helfern das Leben kosteten, darunter vier Feuerwehrmännern. In dem Viertel, in dem an diesem 29. Oktober die Phosphorbomben niedergingen, gab es fast nur alte Holzhäuser, die sofort in Flammen aufgingen und zusammenfielen. Die menschlichen Opfer konnte man dann schwarzverkohlt und zusammengeschrumpft in Eimern bergen, es waren etwa achtzig, alles einfache norwegische Bürger, meistens arme alte Menschen, die ihre englischen „Freunde", ihre „Verbündeten" derartiger Taten wohl nie für fähig gehalten hätten.

Englische Terrorbombardements auf norwegische Städte waren aber leider die Regel. Bomben fielen auf Trondheim, auf Oslo und auf viele andere Orte. Dabei befand sich dieses Land nie im Krieg mit den Alliierten. Der norwegische König Håkon floh mit seiner Regierung und dem Goldschatz schon im April 1940 nach England.

Von dieser Insel aus fuhren norwegische Saboteure des Nachts in kleinen Schiffen nach Norwegen, um dort der deutschen Wehrmacht in den Rücken zu fallen. Demnach waren die Norweger Verbündete der Engländer, aber die Bevölkerung mußte bluten und durfte – durch ihre englischen „Freunde" – viele tausend Opfer beklagen. Alle getötet durch die „freundlichen" Bomben oder durch „freundliche" Sabotagehandlungen ihrer angeblichen Verbündeten. Im Mai 1945 kamen diese dann in Bergen an Land, um nun die Trümmerwelt aus nächster Nähe zu bewundern, die sie selbst vorher geschaffen hatten.

Alle diese meine Berichte habe ich aus älteren norwegischen Zeitungen zusammengestellt und ins Deutsche übersetzt. Die Bombardierungen der Stadt Bergen und die fürchterliche Explosion im Hafen habe ich selbst miterlebt. In meinen Ohren höre ich noch immer das Heulen der Bomben. Damals war ich ein Kind von 14 Jahren und kann auch nur Gutes von den deutschen Besatzungssoldaten berichten. So erlebte ich im Jahre 1943, wie Angehörige der Wehrmacht in meine Schule einzogen. Bis zum Mai 1945 teilten sie die Schulräume mit uns Schülern. Es waren Hunderte von Soldaten, aber sie alle waren sehr höfliche, freundliche Menschen. Kein einziger von ihnen vergriff sich an uns, dabei waren wir alle junge Mädchen von 13 bis 15 Jahren. Aus den ganzen Besatzungsjahren kenne ich nur einen einzigen Fall, daß ein deutscher Soldat einem norwegischen Mädchen unter 16 Jahren zu nahe getreten wäre. Dieser Mann wurde sofort zu einer Strafkompanie in vorderster Front im Osten versetzt, und alle wissen, wie diese Verbrecher endeten. Nein, in der Wehrmacht herrschte Ordnung und Disziplin, und das sage ich als Norwegerin.


Quelle: Vierteljahreshefte für freie Geschichtsforschung 6(1) (2002), S. 29-33.


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