Antigermanismus als Todesurteil des Abendlandes

Wie der Antigermanismus von gestern zu den Invasionen von heute geführt hat

Von Philippe Gautier

Schon seit langem ist Philippe Gautier tief besorgt darüber, daß Frankreich durch eine außereuropäische Massenimmigration überschwemmt wird, welche die schwindende einheimische Bevölkerung nach und nach verdrängt. Schon zu Beginn der siebziger Jahre schrieb er ein prophetisches Buch mit dem Titel Toussaint Blanche (Weiße Allerheiligen), in dem er auf die Gefahren dieser umgekehrten Kolonisierung hinwies, und er trat bereits 1973 der damals jungen Front National bei. Seither hat er nie aufgehört, für die Rettung der französischen nationalen Identität zu kämpfen: Er schrieb später die Bücher Une nuit blanche à Honfleur (Eine weiße Nacht in Honfleur; 1989) sowie La Vengeance (Die Rache; 1993), später unter dem Titel Scénario pour les otages (Szenarium für die Geiseln) neu aufgelegt.[1]

Auf der Suche nach den ursprünglichen Wurzeln dieser Invasion hat P. Gautier die verhängnisvolle Rolle begriffen, welche die Explosion des Deutschenhasses in unserem Land - unter den Eliten, doch auch im Volk - spätestens ab 1870 gespielt hat. Als Kind des Exodus von 1940, das in einer antideutsch gesinnten Familie aufwuchs, doch in der Normandie unter den anglo-amerikanischen Bombardierungen zu leiden hatte, wurde er sich schon nach Kriegsausbruch der selbstmörderischen Absurdität dieser Feindschaft bewußt, zumal er in Calvados, dem Departement mit der höchsten Zahl von Besatzungssoldaten, nie einen deutschen Soldaten angetroffen hatte, der sich ungebührlich benahm. Vor fünf Jahren veröffentlichte er deshalb sein Buch La Germanophobie[2] (Der Deutschenhaß). Aus Anlaß der Veröffentlichung eines zweiten Werkes zu diesem Thema, Le Racisme anti-allemand[3] (Der antideutsche Rassismus) hat er freundlicherweise auf unsere Fragen geantwortet.

Frage: Warum ein zweites Buch über den Deutschenhaß?

Philippe Gautier: Aus zwei wichtigen Gründen. Einerseits haben mir zahlreiche Leser von La Germanophobie[4] zusätzliche Fragen gestellt, die vertiefte Recherchen erforderten. Andererseits war ich mir bewußt, daß mein Buch keine erschöpfende Studie zu einem enzyklopädisch umfangreichen Thema darstellte und ich den Ursachen der Deutschfeindlichkeit in Frankreich gründlicher nachgehen mußte: Ich befaßte mich deshalb ganz besonders mit den drei französisch-deutschen Kriegen von 1870, 1914-1918 sowie 1939-1945 und den weit vor diese brudermörderischen Konflikte zurückreichenden Wurzeln der Deutschfeindlichkeit. Meine Schlußfolgerung lautete: Der durch den Krieg von 1870 reaktivierte heftige antideutsche Rassismus hat seinen Ursprung im Antagonismus zwischen dem Norden und dem zum Mittelmeerraum gehörenden Süden Europas, dem Gegensatz zwischen der mittelöstlichen Welt, die einen großen Teil der europäischen Kultur in Südeuropa geprägt hat, und Nordeuropa. Diese Zweigliederung spiegelt teilweise die Unterteilung des Christentums in Katholizismus und Lutheranismus wider.

Frage: Hinsichtlich der drei Kriege zwischen Frankreich und Deutschland, die innerhalb von weniger als siebzig Jahren stattgefunden haben, weisen Sie auf das hohe Maß an Verantwortung der französischen Eliten hin. Doch tendieren Sie nicht ein wenig dazu, unsere Nachbarn jenseits des Rheins und insbesondere die Preußen von ihrer eigenen Kriegstreiberei freizusprechen?

Philippe Gautier: Ich glaube nicht. Ist man sich, was die drei letzten Kriege betrifft, eigentlich hinlänglich bewußt, daß es Frankreich war, das Deutschland zweimal - 1870 sowie 1939 - den Krieg erklärt hat? In bezug auf 1914 sind die Dinge weitaus komplexer, als man ahnt: Vierzig Jahre lang hat Frankreich wegen der "verlorenen Provinzen" einen Indianertanz um Deutschland herum aufgeführt und seinen Willen nach "Revanche" bekundet, so daß die Deutschen die legitime Befürchtung hegten, unser Land könnte ihnen bei der erstbesten Gelegenheit in den Rücken fallen. Sagte man damals nicht, Frankreichs Augen seien auf die blaue Linie der Vogesen gerichtet?

Frage: Scheint es nicht ein wenig mißbräuchlich, von einem einheitlichen Deutschland zu sprechen, wie Sie es tun, obgleich es doch anscheinend große Unterschiede zwischen dem mehrheitlich katholischen Süddeutschland und dem mehrheitlich protestantischen Norddeutschland gibt?

Philippe Gautier: Ich bestreite durchaus nicht, daß es in Deutschland Gegensätze gibt, doch sind sie meiner Auffassung nach weitaus weniger stark als jene in Frankreich. Die verschiedenen Regionen Deutschlands streben alle auf ein Zentrum zu, da sie allesamt dieselbe kulturelle, sprachliche und ethnische Identität gemeinsam haben, während in Frankreich zentrifugale Kräfte wirksam sind, weil es sich aus Elementen unterschiedlicher Kulturen (im wesentlichen der lateinischen, der keltischen und der fränkischen) zusammensetzt. Dies liefert eine Erklärung für den Jakobinismus der Monarchie wie auch der Republik. In der Tat funktioniert die Dezentralisierung, der föderale Weg, bei uns nicht, während sie bei unseren Nachbarn jenseits des Rheins noch nie wirkliche Schwierigkeiten hervorgerufen hat.

Man kann Deutschland zwar in eine Vielzahl von Kleinstaaten untergliedern, wie es Maurras[5] vorschwebte, doch führt dies letzten Endes zu nichts, denn die Deutschen werden sich stets bewußt bleiben, daß sie ein und derselben Zivilisation, ein und derselben Ethnie angehören.

Frage: In Ihrem Buch stellen Sie eine eindrückliche Sammlung von antideutschen Verleumdungen zusammen, die offensichtlich ein zähes Leben haben...

Philippe Gautier: Einige Lügen von vielen: In allen am Fernsehen zu diesem Thema ausgestrahlten Sendungen heißt es, Hitler habe sich geweigert, Jesse Owens bei der Olympiade von 1936 nach dessen Sieg im 100-m-Lauf die Hand zu schütteln, weil er schwarz war. Doch untersagte es das Reglement dem Staatschef, die Athleten persönlich zu beglückwünschen. Viele Zeugen haben übrigens kundgetan, daß der Reichskanzler dem Sieg Owens Beifall gespendet hat, und dieser hat erklärt, der einzige Rassismus, unter dem er je zu leiden gehabt habe, sei derjenige seiner amerikanischen Landsleute gewesen; seine Witwe hat außerdem bestätigt, daß er ausgezeichnete Erinnerungen an die Berliner Olympiade bewahrt hat. Eine andere Lüge: Man schreibt Hitler oder Goebbels fälschlicherweise den Spruch zu: »Wenn ich das Wort Kultur höre, ziehe ich meinen Revolver[6] Ferner heißt es, die Losung »Deutschland über alles« sei ein Ausruf des Hasses und der Sucht, über andere Nationen zu herrschen, während er in Tat und Wahrheit lediglich Ausdruck der Vaterlandsliebe ist, genau so wie ein Christ "Jesus Christus über alles" oder ein guter Sohn "Meine Mutter über alles" sagen mag.

Frage: Stellt das heutige Deutschland keine Gefahr für Frankreich dar, weil es sich mehr denn je auf die Politik der Angelsachsen ausrichtet und sich mit Haut und Haar einer gewissen Lobby verschrieben hat?

Philippe Gautier: Wenn Deutschland eine Gefahr darstellt, dann darum, weil es als Kriegsverlierer eine angelsächsische Kolonie geworden ist. Die Gefahr ist nicht das Deutschtum an sich, sondern seine Unterwürfigkeit gegenüber seinen amerikanisch-zionistischen Überwindern. Jene, die man heute in Frankreich als "Souveränisten" zu bezeichnen pflegt und von denen viele den Präsidentschaftskandidaten Chevènement unterstützten, sind oft von antideutschen Gefühlen beseelt; doch meiner Ansicht nach muß der Kampf heute nicht um die Souveränität, sondern um die Identität geführt werden: Es geht in allererster Linie darum, unsere bedrohte Rasse zu retten.

Kann man in diesem Zusammenhang denn wirklich an der Tatsache vorbeigehen, daß die Deutschfeindlichkeit Frankreichs seit 150 Jahren zu seiner demographischen Schwächung, dem Verschwinden seines Kolonialreiches, seiner Dekadenz auf allen Ebenen geführt sowie den neuen, von Nord- und Schwarzafrika ausgehenden Invasionen Tür und Tor geöffnet hat?

Die Deutschfeindlichkeit hat sich also als Katastrophe für unser Land erwiesen, während es ganz offensichtlich im Interesse dieser beiden großen europäischen Mächte gelegen hätte, sich zu verständigen. Gegen Deutschland zu Felde ziehen hieß einen Teil seiner selbst töten. Steckt im Wort "Frankreich" denn nicht das Wort "franc", also "fränkisch", und war Karl der Große denn nicht unser gemeinsamer König? So ist es nicht verwunderlich, daß die Deutschfeindlichkeit schließlich in einen französischen Selbsthaß mündete. Wer seinen Nachbarn inbrünstig haßt, haßt sich schließlich selbst. Die Vergewaltigung deutscher Frauen durch die Araber und Neger der Kolonialtruppen im Jahre 1945 findet heute ihr Gegenstück in der Vergewaltigung französischer Frauen in den von den Völkern Nord- und Schwarzafrikas okkupierten französischen Vorstädten.


Entnommen der französischen Zeitung Rivarol, 26. April 2002. Das Interview führte Jérôme Bourbon ([email protected]). Deutsche Übersetzung von Jürgen Graf.


Anmerkungen

[1]Les Cinq Léopards, BP 22, 78112 Fourqueux.
[2]Editions Déterna, Centre MBE 302, 69 boulevard Saint-Marcel, 75013 Paris. Internet: www.deterna.com
[3]Editions Déterna, 294 Seiten, 23 Euros (plus Versandkosten).
[4]Die deutsche Übersetzung Deutschenangst, Deutschenhaß, 1999 beim Grabert-Verlag in Tübingen erschienen, war ein großer Erfolg; viele Deutsche freuten sich, daß endlich ein Franzose Objektivität an den Tag legte.
[5]Charles Maurras war der Begründer der nationalistischen, stark antideutschen Action française. Anmerkung des Übersetzers.
[6]Einer anderen Version dieser Legende zufolge soll Göring gesagt haben: »Wenn ich das Wort Kultur höre, entsichere ich meinen Revolver.« Anmerkung des Übersetzers.

Quelle: Vierteljahreshefte für freie Geschichtsforschung 6(2) (2002), S. 167f.


Zurück zum Inhaltsverzeichnis