Der 11. September 2001
Von Ernst Manon
»Aus unerfindlichen Gründen betrachten sich die Vereinigten Staaten als Vertreter Gottes auf Erden«, meinte der jüdische Biochemiker und Pionier der Genforschung Erwin Chargaff 1999:[1]
»Das unter Korruption, Verbrechen und technischer Vollkommenheit erstickende Land maßt sich an, die Welt zu verwalten, wenn auch die - gerne anonyme - Macht [Chargaff kann es sich wohl mit 96 Jahren erlauben, sich einen Verschwörungstheoretiker nennen zu lassen], die es aus dem Hintergrund lenkt, andere und weltlichere Ziele verfolgt. [...] Seit der Implosion der Sowjetunion, des "evil empire", haben die Vereinigten Staaten nach Feinden gelechzt.«
Jetzt ist es wieder mal soweit. Amerika führt Krieg. Gore Vidal, einer der schärfsten Kritiker unter den Amerikanern und Vetter siebten Grades von Al Gore, auch er Jude, meinte angesichts der Kriegshandlungen gegen Afghanistan:[2]
»Die amerikanische Bevölkerung will keine Kriege. Die Führung der Vereinigten Staaten, die Eigentümer dieses Landes müssen jedoch Kriege führen, sonst bekommen sie nicht das nötige Geld für das Pentagon, Summen, die dann an Boeing und Lockheed weitergereicht werden. Es ist also sehr wichtig, daß wir Feinde haben. Deshalb erschaffen wir immer wieder neue. Das amerikanische Volk weiß dagegen nicht einmal, wo die entsprechenden Länder auf der Landkarte liegen. [...] Nur weil wir unsere Gegner dämonisieren, können wir all diese Kriege führen - seit 1945 sind es rund dreihundert. Seit Pearl Harbor hat uns kein Staat überfallen. Wir haben gegen andere Länder immer als erste losgeschlagen.«
»Gegen wen kämpft Amerika?« fragte kurz zuvor Arundhati Roy, die für viele die wichtigste Schriftstellerin und politische Aktivistin Indiens ist. Während Präsident Bush die Feinde Amerikas als »Feinde der Freiheit« bezeichnete, meint sie:[3]
»Könnte es sein, daß die finstere Wut, die zu den Anschlägen führte, nichts mit Freiheit und Demokratie zu tun hat, sondern damit, daß amerikanische Regierungen genau das Gegenteil unterstützt haben - militärischen und wirtschaftlichen Terrorismus, Konterrevolution, Militärdiktaturen, religiöse Bigotterie und unvorstellbaren Genozid? [außerhalb Amerikas...] Die Amerikaner sollten wissen, daß der Haß nicht ihnen gilt, sondern der Politik ihrer Regierung.
An der heutigen Lage in Afghanistan war Amerika übrigens in nicht geringem Maße beteiligt. Im Jahr 1979, nach der sowjetischen Invasion, begannen die CIA und der pakistanische Militärgeheimdienst ISI die größte verdeckte Operation in der Geschichte der CIA. [...] Im Laufe der Jahre rekrutierte und unterstützte die CIA fast 100 000 radikale Mudschahedin aus vierzig islamischen Ländern für den amerikanischen Stellvertreterkrieg. Diese Leute wußten nicht, daß sie ihren Dschihad für Uncle Sam führten. (Welche Ironie, daß die Amerikaner ebensowenig wußten, daß sie ihre späteren Feinde finanzierten!)
Jedes Land der Dritten Welt mit einer schwachen Wirtschaft und einem unruhigen sozialen Fundament müßte wissen, daß eine Einladung an eine Supermacht wie die Vereinigten Staaten fast so ist, als würde ein Autofahrer darum bitten, ihm einen Stein in die Windschutzscheibe zu werfen.
Die Millionen Toten in Korea, Vietnam und Kambodscha, die 17 500 Toten, als Israel (mit Unterstützung Amerikas) 1982 im Libanon einmarschierte, die 200 000 Iraker, die bei der Operation Wüstensturm starben, die Tausende Palästinenser, die im Kampf gegen die israelische Besetzung des Westjordanlandes den Tod fanden. Und die Millionen, die in Jugoslawien, Somalia, Haiti, Chile, Nikaragua, El Salvador, Panama, in der Dominikanischen Republik starben, ermordet von all den Terroristen, Diktatoren und Massenmördern, die amerikanische Regierungen unterstützt, ausgebildet, finanziert und mit Waffen versorgt haben. Und diese Aufzählung ist keineswegs vollständig.«
Da wäre etwa die massive Unterstützung der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg zu nennen, die von der Lieferung kompletter, kriegswichtiger Industriebetriebe bis hin zum Uniformknopf reichte:[4]
»Amerika suchte und erwartete diesen Krieg. Seit Deutschlands Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 hatten die Vereinigten Staaten Moskau mit kriegswichtigen Hilfslieferungen unterstützt.«
Anschließend war der Kriegsverbündete für ein knappes halbes Jahrhundert das »Reich des Bösen«.
Gehen wir noch weiter zurück, so wäre das Beispiel Kuba zu studieren. Der Krieg Amerikas gegen Spanien begann, nachdem ein amerikanisches Kriegsschiff in Havanna in die Luft flog. Spanien verlor fast alle seine kolonialen Besitzungen. Später wurde bekannt, daß die Amerikaner die Bombe selbst gelegt hatten, um einen Kriegsgrund zu schaffen. Nun aber zurück nach New York.
»Wer ist Usama Bin Ladin aber wirklich?« fragt Arundhati Roy weiter.
»Ich möchte es anders formulieren: Was ist Usama Bin Ladin? Er ist das amerikanische Familiengeheimnis. Er ist der dunkle Doppelgänger des amerikanischen Präsidenten.«
Die jüdische Schriftstellerin Susan Sontag gab bereits wenige Tage nach dem Anschlag zu bedenken:[5]
»Wo ist das Eingeständnis, daß es sich nicht um einen "feigen" Angriff auf die "Zivilisation", die "Freiheit", die "Menschlichkeit" oder die "freie Welt" gehandelt hat, sondern um einen Angriff auf die Vereinigten Staaten, die einzige selbsternannte Supermacht der Welt; um einen Angriff, der als Konsequenz der Politik, Interessen und Handlungen der Vereinigten Staaten unternommen wurde? Wie vielen Amerikanern ist bewußt, daß die Amerikaner immer noch Bomben auf den Irak werfen?«
Samuel P. Huntington schrieb schon 1999:[6]
»Während die Vereinigten Staaten regelmäßig verschiedene Länder als "Schurkenstaaten" bezeichnen, werden sie selbst nach Ansicht vieler Länder zu einer Schurken-Supermacht.«
»Will der Diktator eines kleinen Landes lange in Amt und Würden bleiben, scheint es die beste Methode zu sein, die Vereinigten Staaten dazu zu provozieren, ihn Führer eines Schurkenstaates und eine Bedrohung für den globalen Frieden zu nennen.«
Eine weitere Version geht davon aus, daß der israelische Geheimdienst Mossad hinter dem Attentat steckt. Am 10. September, also einen Tag vor dem Attentat, soll die Washington Times einen Bericht gebracht haben, in dem Teilnehmer der U.S. Army's School of Advanced Studies zitiert werden. Diese seien davon überzeugt, daß der Mossad die Möglichkeit hätte, amerikanische Ziele anzugreifen und es den Arabern in die Schuhe zu schieben. Am nächsten Tag geschah eben dies! Bei uns wäre es aber nicht angebracht, eine derart abscheuliche Verschwörungstheorie zu vertreten!
Der serbische Lyriker Charles Simic, der seit vierzig Jahren in den Vereinigten Staaten lebt, stellte fest:[7]
»Nun sieht plötzlich ein Teil New Yorks aus wie Dresden im Jahre 1945.«
Der Rechtsanwalt Dr. Dr. Thor von Waldstein schreibt:[8]
»Es ist einfach nicht redlich, über Jahre hinweg die hunderttausenden Toten der US-amerikanischen Hunger- und Bombenkriege in Serbien, Irak, Libyen, Somalia, Sudan, Afghanistan und und und, als "Kollateralschäden" abzutun und medial in die Schweigespirale zu nehmen, um dann für jeden im Word Trade Center umgekommenen Broker ein telegenes Kerzen- und Blumenmeer zu inszenieren.«
Abgesehen von dem Kerzen- und Blumenmeer stimmten beim Trauergottesdienst in der National Cathedral in Washington wie auch in der St. Paul's Cathedral in London alle ein in das Lied, das mit dem Vers beginnt: »Mine eyes have seen the glory of the Lord«. »The Battle Hymn of the Republic« ist der berühmteste Schlachtgesang des amerikanischen Bürgerkrieges. Alle Bilder der Verstümmelten, der Verblutenten, der Toten sind nichts gegen das Bild der kommenden Herrlichkeit des Herrn. Die Ankunft des Herrn ist ein innerweltliches Geschehen, und diejenigen, die es sehen, treiben es voran. (Das hört sich recht kabbalistisch an.) Mit jedem Tritt der marschierenden Sänger kommt der Herr einen Schritt näher, verkündet vor dem Refrain »Glory, Glory, Hallelujah« der letzte Vers jeder Strophe »Our God is marching on«. Die Wirkung dieses Liedes, dessen Text von der Unitarierin Julia Ward Howe stammt, beruht darauf, daß es den Bildern des Alten Testaments eine Körperlichkeit verleiht, die nicht daran denken lassen, es seien bloß Metaphern seelischer Vorgänge. Wenn der christliche Krieger fällt, wird seine Christusnachfolge augenfällig. Die fünfte Strophe lautet: »As he died to make men holy, let us die to make men free.« Soweit nach Patrick Bahners.[9] Wer sich über dieses martialische Gottesverständnis wundert, möge in Exodus 15,3 nachlesen:
»Der HERR ist der rechte Kriegsmann; HERR ist sein Name.«
"Herr" ist natürlich kein Name. Luther hat meist "JHWH" mit "HERR" übersetzt; so lautet die Stelle wörtlich:[10]
»JHWH ist Kriegsmann; JHWH ist sein Name.«
Und »Hallelujah« heißt übrigens nichts anderes als »Gelobt sei Jehovah«. Die Endsilbe »jah« ist eine Kurzform von Jehovah.
Nach Meinungsumfragen aus dem Jahre 1999 glauben rund 44 Prozent aller amerikanischen Bürger an die alttestamentliche Darstellung von der Erschaffung der Erde.[11] Das Denken in Bildern des Alten Testaments im allgemeinen dürfte nicht weniger verbreitet sein.
Nicht im Haß auf den Westen, sondern im Haß auf die Juden und Amerika als dem einzigen Land der Welt, das den Juden in Israel beisteht, sieht David Gelernter das Motiv der Terroristen vom 11. September. Der jüdische Computerwissenschaftler an der Yale Universität war vor Jahren selbst das Opfer eines Briefbombenanschlages, des sog. Una-Bombers. Zur Begründung seiner These bezieht er sich auf antijüdische Äußerungen von arabischer Seite bis zurück ins Jahr 1913, wie etwa diese:[12]
»Die Juden, das schwächste und geringste aller Völker, machen uns unser Land streitig; wie können wir da weiterschlafen?«
Nun heißt es ja bereits in der Bibel:
»[...] daß er vertriebe vor dir her große Völker und stärkere, denn du bist, und dich hineinbrächte, daß er dir ihr Land gäbe zum Erbteil, wie es heutigestages steht.« Deuteronomium 4,38
»Wenn dich der HERR, dein Gott, in das Land bringt, darein du kommen wirst, es einzunehmen, und ausgerottet viele Völker vor dir her [...]« Deuteronomium 7,1
»Und der HERR wird dich zum Haupt machen und nicht zum Schwanz [...]« Deuteronomium 28,13, usw. usf.
Auch Rußland befindet sich im Krieg - ohne den Beschluß des Föderationsrates. Der 7. Oktober 2001, als die Kriegshandlungen begannen, sei für die Welt dasselbe wie der 1. September 1939: der Beginn des neuen Weltkrieges, heißt es in der Iswestija vom 9. Oktober 2001.[13] Auch die Russen wollen keinen Krieg, schreibt Sonja Margolina und spricht einen notorisch antiamerikanischen Affekt bei Millionen von Russen an, der auf dem Neid auf das reiche, selbstzufriedene und oft taktlose Amerika beruhe.
Der Vorsitzende des Außenausschusses der Duma, Dmitrij Rogosin, meinte in der Zeitschrift Trud vom 11.10.2001:[13]
»Wenn die Lage bei unseren Nachbarn im Süden außer Kontrolle gerät, müßten wir und nicht die Amerikaner einen Ausweg aus dem Schlamassel suchen.«
Auch wir wollen keinen Krieg und würden gerne unseren eigenen Weg aus dem "Schlamassel" - übrigens ein Begriff aus der jüdischen Vulgärsprache - suchen, anstatt mit den Amerikanern für Jehovah zu kämpfen. Dazu müßten wir aber nicht nur die Emanzipation von den Amerikanern anstreben, sondern auch von Jehovah.
Der jüdische Autor J. G. Burg schrieb:[14]
»Gewisse Stellen im Talmud lassen auch die Ansicht zu, nicht Jehova habe die Hebräer zum Auserwählten Volk auserkoren, sondern die Hebräer hätten sich Jehova als ihren Gott ausgewählt.«
Jeshajahu Leibowitz, der 1994 verstorbene israelische Philosoph, der »Selbstkritik des Judentums auf höchstem Niveau« betrieb,[15] sah es ähnlich:[16]
»Über den Satz des Jesaja (Jes. 43,12) "Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und ich bin Gott" wagt der Midrasch [homiletische, erzählerische und rechtliche Auslegung der hebräischen Bibel] zu sagen: "Wenn ihr meine Zeugen seid, bin ich Gott; wenn ihr nicht meine Zeugen seid, bin ich sozusagen - nicht Gott".«
So einfach wäre es also, sich loszusagen, den angeblichen Bund vom Sinai zu lösen, bei dem der angebliche Vertragspartner ohnehin nicht mit am Tische saß. Im Sohar (auch Zohar), dem Buch des "Glanzes", dem klassischen Hauptwerk der Kabbala heißt es:[17]
»Über die nichtjüdischen Völker lehrt die Schrift: "Deren Fleisch gleich ist dem Fleische der Esel, deren Samen gleich ist dem Samen der Pferde." Israel, das am Berge Sinai gereinigt worden ist, hat all seine Unreinigkeit verloren; daher kann es beide [vorher erwähnten] Stufen zu gleicher Zeit erreichen, während es schwer ist, einem übergetretenen Nichtjuden, sogar noch über die dritte Generation hinaus, die Unreinheit zu nehmen. Daher lehrt uns die mündliche Überlieferung, daß selbst der Beste unter den Nichtjuden den Tod verdiene.«
Die Schriften des eingangs zitierten Erwin Chargaff hatten in den 1980er Jahren die deutsche Friedensbewegung nachhaltig beeinflußt. Mahatma Gandhi galt damals als Vorbild und das Motto »Schwerter zu Pflugscharen« aus Micha 4 verband mit der Friedensbewegung der damaligen DDR, was viele nicht hinderte, in marxistisch inspirierter Abneigung gegen die eigene Seite zum Straßenkämpfer zu werden. Doktrinärer Marxismus spiele heute bei den Grünen keine Rolle mehr, schreibt Konrad Schuller:[18]
»Heute wächst statt dessen ein "politischer Pazifismus" heran, der Militärgewalt dann duldet, wenn sie sich als Schritt zu einer kommenden Welt-Friedensordnung, zu einem "Kosmopolis" mit eigenem Gewaltmonopol deuten läßt.«
Vordenker sei der sozialdemokratische Friedensaktivist Erhard Eppler, nach dem Militär und Pazifismus aufeinander angewiesen seien. Es komme zu dem, »was das grüne Herz immer geliebt hat: zur großen Synthese aus linker Diktion und pazifistischer Utopie. "Staaten aller Kontinente", so hieß es kürzlich in der tageszeitung, "vereinigt euch!"« (wie oben)
Das hatte Lenin auch schon gesagt:[19]
»Das Ziel des Sozialismus [sei] nicht nur die Abschaffung der gegenwärtigen Teilung der Menschheit in kleine Staaten [...] sondern sie zu verschmelzen.«
Der Faschismus aber sei auch im postmarxistischen Denken der Erzfeind geblieben, lesen wir noch bei Schuller. Den braucht man auch, und da es keine Leute mehr gibt, die sich selbst so nennen, kann man jeden, der einem nicht paßt, einen Faschisten nennen. Lenin paraphrasierte einmal einen[20]
»tiefgründigen Satz von Marx: Der revolutionäre Fortschritt bricht sich Bahn in der Erzeugung einer geschlossenen und mächtigen Konterrevolution, d.h. indem er den Gegner zwingt, sich zu seiner Verteidigung immer extremerer Mittel zu bedienen, und so immer machtvollere Mittel des Angriffs entwickelt.«
Bei Marx selbst heißt es:[21]
»in der Erzeugung eines Gegners, durch dessen Bekämpfung erst die Umsturzpartei zu einer wirklichen revolutionären Partei heranreifte.«
»Immerhin war der Marxismus eine erste leidenschaftliche und bedingungslose Affirmation der Globalisierung«, schreibt Florian Rötzer,[22] und auch für Joschka Fischer ist »diese großartige Passage, der erste Teil des Kommunistischen Manifests, der Apotheose der Globalisierung« Gegenstand der Bewunderung.[23] Früher sprach man statt von Globalisierung von Internationalisierung, von Welthandel, Freihandel usw. All dies gab es natürlich schon immer in der jeweils bekannten Welt. Was sich geändert hat, sind die Größenordnungen und die offenen oder versteckten Zielsetzungen.
Karl Marx hatte es am 9. Januar 1849 in Brüssel in einer Rede so formuliert:
»Das Freihandelssystem wirkt zerstörend. Es zersetzt die früheren Nationalitäten und treibt den Gegensatz zwischen Proletariat und Bourgeoisie auf die Spitze. Mit einem Wort, das System der Handelsfreiheit beschleunigt die soziale Revolution. Und nur in diesem revolutionären Sinne stimme ich für den Freihandel.«
Wie die Bestätigung einer dieser üblen Verschwörungstheorien mutet es an, wenn uns Razeen Sally von der London School of Economics versichert:
»Der Terror hat die WTO gerettet.«
Die Proteste der Globalisierungsgegner seien leiser geworden, und die Beschleunigung des weltwirtschaftlichen Abschwungs seit dem 11. September habe dazu beigetragen, die Gedanken der Beteiligten auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ohne den 11. September hätte es die neue Handelsrunde von Doha nicht gegeben.[24] Welch ein Glück im Unglück! Massel im Schlamassel! WTC kaputt - WTO gerettet!
Vor dem weiter oben genannten Vers aus Micha 4 heißt es:
»Kommt, laßt uns hinauf zum Berge des HERRN gehen und zum Hause des Gottes Jakobs, daß er uns lehre seine Wege und wir auf seiner Straße wandeln! Denn aus Zion wird das Gesetz ausgehen und des HERRN Wort aus Jerusalem. Er wird unter großen Völkern richten und viele Heiden strafen in fernen Landen. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das andere ein Schwert aufheben und werden nicht mehr kriegen lernen.«
Und dann:
»Darum mache dich auf und drisch, du Tochter Zion! Denn ich will dir eiserne Hörner und eherne Klauen machen, und sollst viel Völker zermalmen; so will ich ihr Gut dem HERRN verbannen und ihre Habe dem Herrscher der ganzen Welt.« (Micha 4,13)
Wer denkt hier an eine Verschwörung? Definitionsgemäß ist eine Verschwörung eine geheime, besonders gegen den Staat gerichtete Verbindung oder Verabredung. Ein nichtgeheimer, ein offenkundiger Umsturzplan ist also eigentlich keine Verschwörung. Der französische Diplomat, Politiker und Publizist André François-Poincet meinte einmal:[25]
»Wer über seine Absichten den Gegner täuschen will, braucht nur die Wahrheit zu sagen.«
Prof. Konrad Löw meinte einmal in einem Leserbrief, wenn auch in einem etwas anderen Zusammenhang:[26]
»Armes Deutschland. Vielleicht hatte Marx doch nicht ganz unrecht, als er mit Blick auf seine Landsleute bissig reimte: "In seinem Sessel behaglich dumm, sitzt schweigend das deutsche Publikum."«
© 28. November 2001
Anmerkungen
[1] | »Aufschrei des einzelnen - Die Schlacht- und Schießgesellschaft« in: FAZ vom 15. Mai 1999, S. 41. |
[2] | »Amerika braucht Feinde« in: FAZ vom 18. Oktober 2001, S. 51. Auch der Überfall auf Pearl Harbor war provoziert, wie man längst weiß. |
[3] | »Wut ist der Schlüssel« in: FAZ vom 28. September 2001, S. 49. |
[4] | David Gelernter: »Warum Amerika?« in: FAZ vom 27. Oktober 2001, S. 39. |
[5] | »Feige waren die Mörder nicht« in: FAZ vom 15. September 2001, S. 45. |
[6] | »The Lonely Superpower« in: Foreign Affairs, vol. 78, no. 2, Märch/April 1999, S. 42/39. |
[7] | »Der Geruch des Gemetzels« in: FAZ vom 17. September 2001, S. 53. |
[8] | »Die Idee Deutschland im postamerikanischen Jahrhundert« in: Staatsbriefe 9-10/2001, S. 17. |
[9] | »Amerikas Trompete« in: FAZ vom 17. September 2001, S. 62. |
[10] | Interlinearbibel, Hänssler, Neuhausen-Stuttgart 1989 und 1997. |
[11] | FAZ vom 28. August 1999, S. 10. |
[12] | »Warum Amerika? - Bin Ladins Haß ist Judenhaß« in: FAZ vom 27. Oktober 2001, S. 39. |
[13] | Sonja Margolina: »Wo das eigene Haus steht« in: FAZ vom 19. Oktober 2001, S. 54. |
[14] | Schuld und Schicksal; Damm, München 1965, S. 188. |
[15] | Rudolf Kreis, »Zur Beantwortung der Frage, ob Ernst Nolte oder Nietzsche mit dem Judentum "in die Irre" ging«; in: Aschkenas, 2. Jg., 1992, S. 307, Anm. 99. |
[16] | Gespräche über Gott und die Welt; Dvorah, Frankfurt am Main 1990, S. 133. |
[17] | Sepher ha-Zohar, Doctrine esoterique des Israélites, übertragen von Jean de Pauly, (nach Gershom Scholem ein pathologischer Schwindler), Paris 1970, Nachdruck der Ausgabe von 1906-1911, Bd. 5, S. 42. |
[18] | »Saulus-Erlebnis vor Sarajevo« in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 25. November 2001, S. 6. |
[19] | Polnoje sobranie sotschinenij, 5. Aufl., Moskau 1958-65, Bd. 27, S. 256, nach Robert Conquest: Ernte des Todes, Ullstein, Frankfurt/M 1991. |
[20] | Werke, Bd. 11, S. 158. |
[21] | MEW, Bd. 7, S. 11; nach Bastiaan Wielenga: Lenins Weg zur Revolution - Eine Konfrontation mit Sergej Bulgakov und Petr Struve im Interesse einer theologischen Besinnung, Chr. Kaiser, München 1971, S. 211. |
[22] | Das Kommunistische Manifest - 150 Jahre danach; Sonderdruck Suhrkamp; Internet. |
[23] | »Wer nur den lieben Gott läßt würfeln« in: FAZ vom 17. Februar 2001, S. 43. |
[24] | »Der Terror hat die WTO gerettet« in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 25. November 2001, S. 36. |
[25] | Mitteilung an Karl Lange; in Karl Lange: Hitlers unbeachtete Maximen; Kohlhammer, Stuttgart u.a. 1968, S. 145. |
[26] | »Marx-Megalomanie in mehr als hundert Bänden« in: FAZ vom 24. Oktober 1998, S. 11. |
Quelle: Vierteljahreshefte für freie Geschichtsforschung 6(2) (2002), S. 131-134.
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