Klaus Steinhilber · Brief ins Gefängnis · Zur Inhaftierung des Historikers Udo Walendy
Angeblich erzeugt man Haß auf Juden, wenn man die Judenvergasung bestreitet. Damit wird praktisch behauptet, daß die arische Judenliebe die Vergasung von Juden voraussetzt.
Angeblich macht man Juden verächtlich, wenn man die Judenvergasung bestreitet. Damit wird praktisch behauptet, daß die arische Judenverehrung die Vergasung von Juden voraussetzt.
Angeblich beleidigt (verleumdet, verunglimpft) man Verstorbene, wenn man die Judenvergasung bestreitet. Da ist zunächst eine Begriffserklärung nötig. Unter "Beleidigung" (Verleumdung, Verunglimpfung) versteht man gemeinhin, daß man jemanden etwas Unehrenhaftes nachsagt. Die "Revisionisten" sagen den Juden nach, daß sie nicht vergast worden seien. Ist Nicht-Vergasung unehrenhaft? Wäre die Vergasung demnach eine Ehre?
Das hebräische Wort für "ehren" bedeutet auch so viel wie "versorgen", und in diesem Sinne kann man sagen: Nicht die Ehre Verstorbener, um so mehr aber die Ehre zeitgenössischer Mörderhorden wäre arg gefährdet.
Und zudem: Behauptet wird nicht nur, daß es in Auschwitz eine (zielgerichtet organisierte oder doch zumindest wissend hingenommene) Massenvertilgung gegeben habe. Sie behaupten insbesondere, Auschwitz sei "einzigartig" gewesen. Damit bestreitet man jene Völkermorde, die man selbst begangen hat (siehe 1. Buch Samuel 5; 5. Buch Mose 20; Josua 5/16-18). Man nimmt für sich selbst in Anspruch, was man den Nazis verbietet. Das verstößt jedoch gegen Artikel 3 unseres Bonner Grundgesetzes: Danach darf niemand wegen seiner Religion oder seiner Abstammung benachteiligt oder bevorzugt werden.
Hanna Arendt freilich versucht, die Einzigartigkeit von Auschwitz folgendermaßen zu retten: In Auschwitz sei die Massentötung mechanisiert gewesen; sonstwo und sonstwann dagegen mehr handwerklich betrieben worden. Womit in der Konsequenz Martin Heideggers der Schluß lauert, moderner Ackerbau sei genauso verwerflich wie die Vergasung von Hebräern, denn beides sei technisiert…