XIV. Die deutschen Friedensangebote und ihre Ablehnung
In der Reihe der bereits geschilderten Haupt-Kriegsverbrechen der Siegermächte im Zweiten Weltkrieg darf eines wegen seiner enormen Wichtigkeit nicht übersehen werden: Die Ablehnung der zahlreichen Friedensbemühungen Deutschlands durch die Westalliierten, die von der damaligen Reichsregierung, den europäischen Monarchen, den Kirchen und ab 1943 auch von seilen des deutschen Widerstandes, unternommen wurden.
Es waren insgesamt etwa fünfunddreißig bis vierzig Initiativen, welche sämtlich an der Kriegslüsternheit der nordatlantischen Kriegsgötter scheiterten. Was wäre der Menschheit doch alles erspart geblieben, wenn der Krieg nach einigen Tagen, Wochen, Monaten oder auch noch in den ersten Kriegsjahren beendet worden wäre. Der dringende Wunsch und die Bereitschaft der einen Seite zum Frieden und der an-
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deren Seite der Wille zum Krieg beweist überzeugend, wer den Krieg wollte, ihn schließlich erzwang und ihn bis zur Vernichtung des deutschen Volkes führen wollte.
Der vorzügliche Bericht von Wolfgang Hackert „Die Friedensbemühungen der Reichsregierung", Seite 26 bis 31, soll hier gekürzt wiedergegeben werden. Er schildert ausschließlich die Bemühungen der damaligen Reichsregierung, nach Kriegsbeginn betrachtet. (Erschienen in „Deutschland in Geschichte und Gegenwart" 1/1992, Tübingen 1992, Seite 26 bis 31.)
1. Der Krieg war am 1. September 1939 erst wenige Stunden alt, als der Legationsrat an der deutschen Botschaft in London, Dr. Fritz Hesse, die Vollmacht erhielt, der sich noch im Friedensstand mit dem Reich befindlichen britischen Regierung folgendes Angebot zu unterbreiten: „Das Reich ist bereit, die deutschen Truppen aus Polen sofort auf die Grenzen zurückzuziehen und Schadenersatz für den bereits angerichteten Schaden anzubieten unter der Voraussetzung, daß England im deutsch-polnischen Konflikt die Vermittlung übernimmt und dem Reich Danzig unter Wahrung der polnischen Interessen als rein deutsche Stadt zugesprochen wird sowie die exterritoriale Verkehrsverbindung zu Ostpreußen durch den Korridor." Nach Unterbreitung des von „höchster Stelle" legitimierten Angebotes erhielt Dr. Hesse durch seinen Verhandlungspartner, Staatssekretär Horace Wilson, eine verbale Belehrung, warum England im kommerziellen und politischen Bereich keine Vorherrschaft Deutschlands dulden werde. (Fritz Hesse, „Das Vorspiel zum Krieg", Seite 181 ff.)
2. Am 2. September unternahm Mussolini im Einverständnis mit der Reichsregierung einen Vermittlungsvorstoß. Im Londoner Foreign Office (FO) knüpfte man an die Vorschläge des Duce die militärisch unzumutbare Bedingung, die deutschen Truppen müßten noch vor Konferenzbeginn in ihre Ausgangsstellungen zurückkehren. Dies würde bedeuten, daß die Wehrmacht im Falle eines Scheiterns der Konferenz vor einer veränderten strategischen Lage stehen würde, die zusätzliche Verluste erfordern könnte.
3. In den Morgenstunden des 3. September spielte Hermann Göring mit dem verwegenen Gedanken, sofort persönlich nach England zu fliegen, um den Frieden zu retten. Die britische Regierung hatte ihm
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schon durch den Unterhändler der Reichsregierung, den schwedischen Industriellen Birger Dahlerus, die Landeerlaubnis zugesagt. Als Göring dann vor dem Start die zum Flug unbedingt notwendige Rückbestätigung einholen wollte, schützte das Foreign Office plötzlich formaljuristische Probleme vor und verzögerte so den Abflug Hermann Görings bis nach dem um elf Uhr von britischer Seite erklärten Eintritt des Kriegszustandes.
4. Nichtsdestoweniger suchte der unermüdliche Dahlerus sogleich erneut die Vermittlung und stellte mit viel Mühen noch einmal eine Verbindung zum Foreign Office her. Wieder erhielt man positiven Bescheid bei gleichzeitiger Absicht, den Flug zu verhindern. Als man die Rückbestätigung erbitten wollte, ging in London niemand mehr ans Telefon. (Dahlerus, „Der letzte Versuch", Seite 136 ff.)
5. Dahlerus zog sich nach dem Scheitern seiner mit großem persönlichen Einsatz erbrachten Friedensbemühungen nach Schweden zurück, wurde in Stockholm jedoch sofort über den dortigen britischen Gesandten Monson erneut aktiv. (Publik Relations Offices - Foreign Office C 1648 .. .)
Über den Stockholmer Kanal ließ Göring als Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe den Engländern mitteilen, daß die deutschen Geschwader nicht offensiv, sondern nur zu Vergeltungsangriffen gegen England eingesetzt werden würden. Sodann versprach er die Integrität des polnischen Staates, bis auf die alten deutschen Gebiete, unangetastet zu lassen sowie die Diskriminierung der Juden einzustellen. (Bernd Martin, „Friedensinitiativen", a. a. O., Seite 89.) Das Foreign Office reagierte in einer Weise, die fatal an die vierzehn Punkte Wilsons unseligen Andenkens erinnern. Man erklärte amtlich, unter den gegebenen Umständen könne man kein deutsches Friedensangebot erwägen, da die deutsche Regierung zu unglaubwürdig sei. Bevor Verhandlungen in Fluß kämen, müßte entweder die Regierung umgestellt oder abgeschafft werden. Vorstellbar sei ein Hermann Göring als Ministerpräsident und Hitler als so etwas wie ein Reichspräsident. (Göring hatte diese Konstellation selber gefördert, da er zu auffällig nach dem Regierungsamt getrachtet hatte, was in England bekannt war. Erkannt hatte man natürlich auch die Unmöglichkeit der Göringschen Absichten, konnte also risikolos überzogene Forderungen aufbauen.
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Über die deutschen Friedensfühler der Jahre 1939/40, die im Public Relations Office lagern, gibt es acht Aktenbände von ca. zweihun-dertfünfzig Seiten Umfang, siehe hierzu Bernd Martin, a. a. O., Seite 89, Anm. 29.)
6. Mitte September, der günstige Ausgang des Polen-Feldzuges wurde für alle Welt offensichtlich, änderte man in London die Haltung und nahm seinerseits über Dahlerus Kontakt zu Göring auf. Die veränderte Situation gebot es, die Tür einen Spalt offenzuhalten. Am 18. September unterbreitete Göring daraufhin den Briten über Dahlerus noch einmal die bereits erwähnten Vorschläge, welche um die Zusage einer möglichen deutschen Abrüstung unter internationaler Aufsicht ergänzt worden waren. (Telegramme Monson-Foreign Office, Nr. 73 und 76 vom 18. September 1939.)
In London aber verwies man abermals auf die sehr nebulösen „gegenwärtigen Umstände", welche die Annahme eines deutschen Friedensangebotes für England unangebracht erscheinen ließen, beteuerte aber weiterhin Verhandlungsbereitschaft. Diese ersichtliche britische Taktik ließen die folgenden Gespräche ebenfalls im Sande verlaufen. (Bernd Martin, a. a. O., Seite 91.)
7. Am 29. September 1939 nahm Hitler persönlich den Faden wieder auf. Er bemühte dabei Alfred Rosenberg, den sogenannten Chefideologen der NSDAP. Rosenberg verfügte über eine Verbindung zu einem nach England emigrierten baltischen Baron namens de Ropp, der politischer Berater des britischen Luftfahrtministeriums geworden war. Was Hitler über Rosenberg/de Ropp den Engländern anbot, war sensationell: An der Weichsel, der Grenze der UdSSR, werde man einen Ostwall - noch stärker als der Westwall - entstehen lassen, und zwischen diesem und der neuen Reichsgrenze im Osten solle eine neue polnische „Staatlichkeit" gebildet werden. (In den Nachkriegsveröffentlichungen der Akten zur deutschen Auswärtigen Politik wird dieser Vorgang unterschlagen. Siehe hierzu Hans G. Seraphim, Seite 80 f., und Rosenbergs Tagebuch-Eintrag vom 29. September 1939.)
De Ropp, der sich in der Schweiz aufhielt, leitete Hitlers Vorschläge an das Foreign Office weiter. Man bedauerte dort: Die „allgemeine Kriegspsychose" lasse die Entsendung eines Emissärs nicht zu: die
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wahrhaft seltsamste Ausrede in einer so schicksalsentscheidenden Frage. (Bernd Martin, a. a. O., Seite 95.)
8. Parallel zu Hitlers Initiative wurde Dahlerus erneut aktiv. Er flog am 28. September 1939 nach London und unterbreitete dort Unterstaatssekretär Cadogan wie auch dem Referenten der Deutschlandabteilung im Foreign Office, Frank K. Roberts, neue Friedensvorschläge Görings. Es waren, nach den Aussagen Dahlerus, erweiterte Gedankengänge Hitlers, wie dieser sie ihm gegenüber zuvor ausgeführt hatte (unter anderem Verzicht auf deutsche Kolonialforderungen, internationale Welthandelskonferenz). („Cadogan Diaries", 29. September des Jahres 1939.)
Am 29. September erläuterte Dahlerus diese Vorschläge noch einmal „auf höchster Ebene", das heißt vor Premier Chamberlain und Außenminister Halifax. Dabei bezog er sich auf Görings Vorschlag, ein Treffen zwischen diesem und dem britischen Generalstabchef Ironside in einem neutralen Lande zum Zweck eines Friedensschlusses durchzuführen. Die Vertreter der britischen „höchsten Ebene" bezogen sich abermals auf die sogenannten „gegenwärtigen Umstände", welche kein Vertrauen in die deutschen Vorschläge zuließen.
9. Angesichts dieser ernüchternden Behandlungsweise brachte der nimmermüde Schwede eine angeblich über Nacht geborene Idee ins Spiel: In einem Plebiszit sollte das deutsche Volk sein Wort für den Frieden verpfänden und damit die gegenwärtige Regierung, deren Sturz ausgeschlossen sei, auf eine gemäßigte Politik verpflichten (Bernd Martin, a. a. O., Seite 99; „Cadogan Diaries", 30. September des Jahres 1939.)
Durch die massiven deutsch-schwedischen Friedensbemühungen wurde danach im Foreign Office guter Rat immer teurer; die Flinte warf man deshalb nicht ins Korn: Die Reichsregierung solle das durch ihr Zutun entstandene Mißtrauen beseitigen und danach die Frage einer Volksabstimmung auf werfen (!). Daß man dies gerade deutscherseits durch den Vorschlag einer Wiedergeburt des polnischen wie auch des tschechischen Staates beabsichtigte, zählte in London nichts. Dahlerus wurde angewiesen, seine Vermittlertätigkeit nach Den Haag zu verlegen. Weitere Einreisen nach England wurden ihm untersagt.
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10. Am 6. Oktober 1939, die Kämpfe in Polen waren beendet, hielt Hitler vor dem Reichstag seine lange erwartete Friedensrede. Sie enthielt die folgenden Kernaussagen: Das Polen des Versailler Diktats habe aufgehört zu bestehen. Man sei aber bereit, einem durch die Garantien der Großmächte abgesicherten Restpolen zum Leben zu verhelfen. Das Reich sei bereit, sich einer allgemeinen und internationalen Rüstungsbeschränkung zu unterwerfen, welche von neutralen Gremien überwacht werde. Es solle eine neue Weltwirtschaftskonferenz nach dem Muster der von der damaligen Staatengemeinschaft geplanten, dann aber von der Roosevelt-Regierung torpedierten zwecks Neuordnung der Märkte und Währungen vorbereitet werden. Hitler bot im Grunde Frieden unter der Voraussetzung an, daß Deutschlands Rolle als gleichberechtigte Großmacht anerkannt werde. Erst am 12. Oktober 1939 antwortete der britische Premierminister. In einer Rede vor dem Unterhaus verlangte er einseitige Vorleistungen der Reichsregierung; nur so könne diese den durch ihr Zutun entstandenen Vertrauensbruch kitten, danach werde man urteilen. Auf die konkreten Vorschläge des Führers antwortete er nicht.
11. und 12. Zwei weitere Vorstöße Dahlerus in Den Haag verliefen ebenfalls ergebnislos, und Dahlerus zog daraus den - wohl berechtigten - Schluß, das Foreign Office betreibe eine Hinhaltetaktik, und brach die Gespräche vorerst ab.
13. Endgültig aufzugeben aber lag nicht in der Absicht Hermann Görings. Göring wagte sich direkt an die Höhle des Löwen und versuchte, zum Weißen Haus in Washington eine Verbindung aufzubauen. Über einen bekannten Ölmillionär namens William Rhodes Davis bemühte sich Göring, mit Roosevelt ins Gespräch zu kommen. Nach anfänglichen Erfolgen, Davis wurde von Roosevelt und Außenminister Hüll empfangen, zerschlug sich auch diese Hoffnung. Nach einem zweiten Besuch von Davis im Weißen Haus, er hatte inzwischen bei Göring in Berlin Bericht erstattet und neue Vorschläge von ihm mitbekommen, verweigerte man ihm den Zutritt zum Präsidenten.
14. Göring gab noch immer nicht auf. Man schaltete den Präsidenten von „General Motors" in Rüsselsheim, James D. Mooney ein, der mit deutschen Verhältnissen bestens vertraut war. Mit Vorschlägen an
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London wie Umbildung der deutschen Regierung, Aufkündigung der Bündnisse mit Japan und der UdSSR für den Fall einer Einigung mit England, wurde Mooney im Foreign Office vorstellig. Er mußte die gleichen Erfahrungen machen wie zuvor der unermüdliche schwedische Unterhändler. Man erwartete als Vorbedingung für den Beginn von Verhandlungen den politischen Selbstmord der amtierenden Reichsregierung.
15. und 16. Auf Anregung norwegischer Regierungskreise versuchte der international hochangesehene Polarflieger, Luftwaffenmajor Tryggve Gran, mit der britischen und amerikanischen Botschaft in Oslo Verbindung aufzunehmen. Er scheiterte mit seinen Bemühungen genauso wie Dahlerus, der im Winter 1939 noch einmal einen Vorstoß in London wagte. Unterstaatssekretär Cadogan erklärte ihm unverblümt, daß Gespräche erst beginnen könnten, wenn Hitler endgültig von der politischen Bühne abgetreten und das deutsche Volk zu der Einsicht gelangt sei, daß die Politik der NS-Regierung zu seinem Untergang führe. Dahlerus gab angesichts dieser Haltung, die das Beharren auf Unmöglichem als Politik verstanden wissen wollte, sein Bemühen endgültig auf. (H. G. Dahms, Seite 37 ff.; Bernd Martin, a.a. O., Seite 116; Aufz. UStS Cadogan, „Cadogan Diaries" vom 28. Dezember 1939.)
17. Vom Frühjahr 1940 bis hinein in den Sommer regierte der Kriegsgott über Europa: Norwegen, Frankreich, Belgien und Holland wurden nach kurzem Kampf und Dänemark kampflos von den Deutschen besetzt. Den günstigen Ausgang der Entwicklung vor Augen, glaubte Hitler nun, dem von ihm so umbuhlten Albion ein generöses Friedensangebot unterbreiten zu können. Er ließ, eine Einmaligkeit in der Kriegsgeschichte, bei Dünkirchen die gesamte britische Festlandsarmee über See entkommen, etwa dreihundertfünf-zigtausend Mann.
Auch dieser unübersehbare Wink blieb unbeantwortet. Britanniens totales Schweigen auf diesen schon selbstzerstörerischen Verständigungswillen war dann auch Anlaß zu Hitlers resignierender Feststellung, England arbeite offenbar an seinem eigenen Untergang. So sehr sich die Richtigkeit dieser Feststellung im nachhinein bewiesen hat, Hitler wie auch der gesamten Reichsregierung blieb anscheinend die
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Erkenntnis versagt, daß die Entscheidungen der britischen Politik in Washington getroffen wurden.
Die finanzpolitischen Pokerpartien des früheren Finanzministers Churchill hatten das Empire in ein finanzielles Abhängigkeitsverhältnis zur US-amerikanischen Hochfinanz gebracht, das diese nun nutzte, um es zu beerben. Dies aber war nur über den Umweg eines langen Krieges möglich.
Am 5. Mai 1941 hielt Stalin vor den Spitzen der Roten Armee und der Partei im St. Georgssaal des Kremls jene berühmte Rede, in der er seine beabsichtigte Eroberung Mitteleuropas bekanntgab. Wenn auch der vollständige Text dieser aufklärenden Rede der Reichsregierung erst im Verlauf des Krieges durch gefangengenommene russische Ohrenzeugen bekannt wurde, so wurde doch ihr ungefährer Inhalt der Reichsregierung unmittelbar, vermutlich durch die Telefonabhörzentrale des Reiches, durch das „Forschungsamt", bekannt. Da die Reichsregierung verständlicherweise diese höchst unerwünschte Kriegsausweitung zu vermeiden suchte, wurde ihr die Kenntnisnahme vom bevorstehenden Überfall der UdSSR auf Deutschland Anlaß zur massivsten Friedensbemühung. 18. Am 10. Mai 1941 flog der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, in vollem Einverständnis desselben mit einer ME 110 nach England. (Auswertungen bisher geheimer KGB-Akten aus Moskau durch den Engländer John Costello in seinem Buch „Zehn Tage, die den Westen retteten" [1991] beweisen auch, daß Heß mit Zustimmung der Reichsregierung nach Großbritannien flog. Vergleiche auch Rezension des Buches in der „Welt" vom 16. Oktober 1991.) Heß flog in der Eigenschaft eines Parlamentärs nach Artikel 32 ff. der Haager Landkriegsordnung vom 18. Oktober 1907. Dieses sich in Bewußtsein zu rufen ist notwendig, um das ganze Ausmaß des unglaublichen Skandals von Heß' fünfundvierzigjähriger Inhaftierung wie auch seiner Ermordung durch Engländer am 17. August 1987 in seinen vollen Dimensionen zu begreifen.
Vom 13. bis 15. Mai 1941 fanden zwischen Rudolf Heß und dem Bevollmächtigten der britischen Regierung, Sir Ivon Kirkpatrick, Gespräche statt. Am 10. Juni erfolgte dann eine nochmalige zweistündige Unterredung zwischen Heß und Lordkanzler Simon als Bevoll-
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mächtigtem der Regierung. (Siehe Wolf Rüdiger Heß, „Mord an Rudolf Heß?" - Viktor Suworow, „Der Eisbrecher"; Hans Bernhard, „Deutschland im Kreuzfeuer großer Mächte", Seite 239; Ritter, „Daten und Fakten zum Dritten Reich".)
Was Heß im Gepäck mitführte, wird der Menschheit mindestens bis zum Jahre 2017 verborgen bleiben. Die Tatsache, daß die Heß-Doku-mente von London mit einer fünfundsiebzigjährigen Sperrfrist belegt wurden, ist der deutlichste Gradmesser ihrer Bedeutung. So läßt auch die Reaktion derer, die sich bisher, wenn auch nur sehr vage, zum Inhalt äußerten, auf eine brisante Zusammensetzung der deutschen Vorschläge schließen. Sollten diese Dokumente das Jahr 2017 vollständig und unmanipuliert erleben, darf vermutet werden, daß sie die damalige britischen Regierung schwer belasten werden. Mit dem Friedensflug des Führerstellvertreters endet die endlos erscheinende Kette deutscher Friedensbemühungen - um in den Friedensbemühungen des deutschen Widerstandes noch eine Fortsetzung zu erleben, denen die Roosevelt-Regierung aus den uns bekannten Motiven das gleiche Schicksal bereitet hat; ihre Annahme wäre der angestrebten Verwirklichung des „amerikanischen Jahrhunderts" abträglich gewesen. Diese, seit der Jahrhundertwende angestrebte Vision nämlich, ließ sich nur über den Umweg eines Weltkrieges verwirklichen. Es war eine Folge, die in ihrer Skrupellosigkeit das Fassungsvermögen europäischer Denkungsart überschritt. (W. Hackert, „Die Friedensbemühungen der Reichsregierung", Seite 308.) Oberst Curtis B. Dali, Schwiegersohn Roosevelts, schildert in seinem Buch „Amerikas Kriegspolitik" das wohl spektakulärste Friedensangebot des deutschen Widerstandes im Sommer 1943, das von Roose-velt ebenfalls ignoriert wurde. (Curtis B. Dali, Seite 217.)
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